Überblickskommentar, Kapitel 1.5: Rezeption 35
(4. Aufl. 1864) erschien und nicht nur für N.s eigenes Nachdenken über das
Christentum relevant war, sondern auch David Friedrich Strauß beeinflusste.
Dieser korrespondierte sogar selbst mit Ernest Renan und veröffentlichte den
Briefwechsel während des deutsch-französischen Krieges unter dem Titel Krieg
und Friede: 2 Briefe an Ernst Renan nebst dessen Antwort auf den ersten (1870).
Im Hinblick auf die für beide kennzeichnende religionskritische Programmatik
bringt N. Strauß und Renan bereits 1873 in einem Nachlass-Notat miteinander
in Verbindung, also im selben Jahr, in dem er UBI DS publizierte: Dort wertet
er Strauß’ Buch Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet im Vergleich mit „dem viel
größeren Renan“ entschieden ab (NL 1873, 27 [1], KSA 7, 587).
1.5 Die Rezeption von Nietzsches Polemik
N.s Attacke auf David Friedrich Strauß’ Buch Der alte und der neue Glaube. Ein
Bekenntniß folgte - wie oben bereits in Kapitel 1.1 dargelegt - auf zahlreiche
kritische Auseinandersetzungen, mit denen andere Zeitgenossen schon auf die-
ses Alterswerk des bekannten Theologen reagiert hatten. - Wie ratlos David
Friedrich Strauß selbst der Polemik gegen ihn in N.s UB I DS gegenüberstand,
zeigt sein Brief an Ernst Rapp vom 19. Dezember 1873. Hier schreibt er über N.:
„Mir ist an dem Patron nur das psychologische Problem merkwürdig; wie man
zu einer solchen Wut kommen kann gegen einen Menschen, der einem nie
ins Gehege gekommen, - kurz, das eigentliche Motiv seines leidenschaftlichen
Hasses begreife ich nicht“ (Zeller 1895, 570). - Demnach erfüllte sich nicht die
Hoffnung, der N. am 11. Februar 1874 kurz nach der Beerdigung von David
Friedrich Strauß in einem Brief an Carl von Gersdorff Ausdruck verlieh: „dass
ich ihm die letzte Lebenszeit nicht erschwert habe und dass er ohne etwas von
mir zu wissen gestorben ist“ (KSB 4, Nr. 345, S. 200).
N.s Schrift David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller steht im Kon-
text etlicher Publikationen, die bis Mitte der 1870er Jahre erschienen und gele-
gentlich auch Gesamtwürdigungen des 1874 verstorbenen Strauß enthielten.
Exemplarisch genannt seien die folgenden Veröffentlichungen: Jürgen Bona
Meyers Buch Der alte und der neue Glaube. Betrachtungen über David Friedrich
Strauß Bekenntnis (1873), Franz Hettingers Buch David Friedrich Strauß. Ein
Lebens- und Literaturbild (1875) sowie Carl Schwarz’ Vortrag David Friedrich
Strauß und sein letztes Werk: Der alte und der neue Glaube (1876). - In einem
nachgelassenen Fragment attackierte N. sowohl Meyer als auch Strauß: „Der
Philister und der windige ,Gebildete4 unserer Zeitungsatmosphäre reichen sich
brüderlich die Hand und unter dem gleichen Jauchzen vernichtet der Bonner
Afterphilosoph Jürgen Bona-Meyer den Pessimismus und Riehl Jahn oder
Strauß die neunte Symphonie“ (NL 1872-1873, 19 [201], KSA 7, 481).
(4. Aufl. 1864) erschien und nicht nur für N.s eigenes Nachdenken über das
Christentum relevant war, sondern auch David Friedrich Strauß beeinflusste.
Dieser korrespondierte sogar selbst mit Ernest Renan und veröffentlichte den
Briefwechsel während des deutsch-französischen Krieges unter dem Titel Krieg
und Friede: 2 Briefe an Ernst Renan nebst dessen Antwort auf den ersten (1870).
Im Hinblick auf die für beide kennzeichnende religionskritische Programmatik
bringt N. Strauß und Renan bereits 1873 in einem Nachlass-Notat miteinander
in Verbindung, also im selben Jahr, in dem er UBI DS publizierte: Dort wertet
er Strauß’ Buch Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet im Vergleich mit „dem viel
größeren Renan“ entschieden ab (NL 1873, 27 [1], KSA 7, 587).
1.5 Die Rezeption von Nietzsches Polemik
N.s Attacke auf David Friedrich Strauß’ Buch Der alte und der neue Glaube. Ein
Bekenntniß folgte - wie oben bereits in Kapitel 1.1 dargelegt - auf zahlreiche
kritische Auseinandersetzungen, mit denen andere Zeitgenossen schon auf die-
ses Alterswerk des bekannten Theologen reagiert hatten. - Wie ratlos David
Friedrich Strauß selbst der Polemik gegen ihn in N.s UB I DS gegenüberstand,
zeigt sein Brief an Ernst Rapp vom 19. Dezember 1873. Hier schreibt er über N.:
„Mir ist an dem Patron nur das psychologische Problem merkwürdig; wie man
zu einer solchen Wut kommen kann gegen einen Menschen, der einem nie
ins Gehege gekommen, - kurz, das eigentliche Motiv seines leidenschaftlichen
Hasses begreife ich nicht“ (Zeller 1895, 570). - Demnach erfüllte sich nicht die
Hoffnung, der N. am 11. Februar 1874 kurz nach der Beerdigung von David
Friedrich Strauß in einem Brief an Carl von Gersdorff Ausdruck verlieh: „dass
ich ihm die letzte Lebenszeit nicht erschwert habe und dass er ohne etwas von
mir zu wissen gestorben ist“ (KSB 4, Nr. 345, S. 200).
N.s Schrift David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller steht im Kon-
text etlicher Publikationen, die bis Mitte der 1870er Jahre erschienen und gele-
gentlich auch Gesamtwürdigungen des 1874 verstorbenen Strauß enthielten.
Exemplarisch genannt seien die folgenden Veröffentlichungen: Jürgen Bona
Meyers Buch Der alte und der neue Glaube. Betrachtungen über David Friedrich
Strauß Bekenntnis (1873), Franz Hettingers Buch David Friedrich Strauß. Ein
Lebens- und Literaturbild (1875) sowie Carl Schwarz’ Vortrag David Friedrich
Strauß und sein letztes Werk: Der alte und der neue Glaube (1876). - In einem
nachgelassenen Fragment attackierte N. sowohl Meyer als auch Strauß: „Der
Philister und der windige ,Gebildete4 unserer Zeitungsatmosphäre reichen sich
brüderlich die Hand und unter dem gleichen Jauchzen vernichtet der Bonner
Afterphilosoph Jürgen Bona-Meyer den Pessimismus und Riehl Jahn oder
Strauß die neunte Symphonie“ (NL 1872-1873, 19 [201], KSA 7, 481).