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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0164
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138 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

(KSA 1, 411, 23) und „gegen die nationalen Beschränktheiten“ eingestellt gewe-
sen (KSA 1, 408, 33); auch habe er es „nicht als eine Ehre“ geschätzt, „gerade
unter Deutschen geboren zu sein“ (KSA 1, 409, 3). Zu biographischen Prägun-
gen Schopenhauers als Basis für seine kosmopolitischen Überzeugungen vgl.
NK 408, 28-34.
187, TI perorirend] laut und nachdrücklich sprechend.
187, 29-31 was die Herzogin Delaforte zu Madame de Stael sagte: „ich muss es
gestehen, meine liebe Freundin, ich finde Niemanden, der beständig Recht hätte,
als mich.“] Im vorliegenden Kontext zitiert N. aus dem Diseurs über den Geist
des Menschen (1760) von Claude Adrien Helvetius, der sich in seiner persönli-
chen Bibliothek befand (NPB 284). Er enthält auch die Textpassage, auf die N.
im vorliegenden Kontext von UB I DS Bezug nimmt. Vgl. Helvetius: Diseurs
über den Geist des Menschen: II. Diseurs: „Von der Denkungskraft in Absicht
auf die Gesellschaft“, IV. Capitel: „Von der unvermeidlichen Nothwendigkeit in
andern nur uns selbst zu schätzen“, S. 70: „Die Herzoginn de la Forte sagte
einstmals zur Frau von Staal: ich muß es gestehen, meine liebe Freundinn, ich
finde niemanden, der beständig Recht hätte, als mich“ (vgl. dazu den Quellen-
Nachweis von Francisco Arenas-Dolz 2010, 493).
Der Text von UB I DS in KSA und in anderen N.-Editionen ist nach der
Erstausgabe (S. 36) zu emendieren. Dort schreibt N. korrekt: „Madame de
Staal“, nicht - wie später fälschlich geändert wurde - „Madame de Stael“. -
Begründen lässt sich diese notwendige Emendation mit einem lebensge-
schichtlichen Argument: Der sensualistische Aufklärungsphilosoph Claude Ad-
rien Helvetius (1715-1771) konnte die französische Schriftstellerin Germaine de
Stael (1766-1817) noch nicht kennen, die in ihrem bekannten Werk De l’Alle-
magne (1810) Eindrücke von mehreren Deutschland-Reisen verarbeitete. Denn
Helvetius publizierte seinen Diseurs über den Geist des Menschen bereits sechs
Jahre vor ihrer Geburt (1760). Und als er starb, war Germaine de Stael erst fünf
Jahre alt. - Im vorliegenden Textzusammenhang kann also nicht Germaine de
Stael gemeint sein. Stattdessen geht es um die Schriftstellerin Marguerite Jean-
ne Cordier de Launay, Baronin Staal (1693-1750).

6.
188, 2-6 Ein Leichnam ist für den Wurm ein schöner Gedanke und der Wurm
ein schrecklicher für jedes Lebendige. Würmer träumen sich ihr Himmelreich in
einem fetten Körper, Philosophieprofessoren im Zerwühlen Schopenhauerischer
Eingeweide, und so lange es Nagethiere giebt, gab es auch einen Nagethierhim-
 
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