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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0214
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188 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

das Faktum Bezug, dass Strauß’ ANG 1873 bereits die sechste Auflage erreichte.
Bereits in der Anfangspartie des 8. Kapitels erklärt N. „die Thatsache“ zum
Problem, „dass das Straussische Hand-Orakel des deutschen Philisters in sechs
Auflagen begehrt worden ist“ (201, 7-9).
207, 1 Nachwort] Gemeint ist damit Ein Nachwort als Vorwort zu den neuen
Auflagen meiner Schrift: Der alte und der neue Glaube (1873). Mit diesem Text,
der zunächst separat erschien und der Schrift ANG von der vierten Auflage an
vorangestellt wurde, setzte sich David Friedrich Strauß mit den zahlreichen
Kritikern auseinander, die von unterschiedlichen ideologischen Standpunkten
aus Vorbehalte gegen ANG formuliert hatten (Strauß: Ein Nachwort als Vorwort
zu den neuen Auflagen meiner Schrift Der alte und der neue Glaube, in: ders.:
Gesammelte Schriften, Bd. 6, 1877, 255-278).
207, 13 dissentiren] eine abweichende Meinung vertreten, nicht übereinstim-
men.
207, 20 Dialektik] Der Begriff der ,Dialektik4 existiert bereits seit der griechi-
schen Antike und spielte für die Sophisten und für Sokrates als dialogische
Kunst der Beweisführung eine wichtige Rolle. Allgemein versteht man unter
,Dialektik4 eine innere Gegensätzlichkeit sowie die auf sie bezogene Fähigkeit,
durch Argumentieren in Rede und Gegenrede einen Diskussionspartner zu
überzeugen. Die philosophische Arbeitsmethode der Dialektik zielt darauf,
eine Ausgangsposition durch konträre Behauptungen zunächst in Frage zu
stellen, um schließlich zu einer Synthese beider Positionen zu gelangen und
auf diesem Wege höhere Erkenntnis zu gewinnen. In diesem Sinne vollzieht
sich philosophische Dialektik in drei Stufen: Thesis, Antithesis und Synthesis.
207, 27-33 „Gegen die Tausende meiner Leser sind die paar Dutzende meiner
öffentlichen Tadler eine verschwindende Minderheit, und sie werden schwerlich
beweisen können, dass sie durchaus die treuen Dollmetscher [sic] der ersteren
sind. Wenn in einer Sache, wie diese[r], meistens die Nicht-Einverstandenen das
Wort genommen, die Einverstandenen sich mit stiller Zustimmung begnügt ha-
ben, so liegt das in der Natur der Verhältnisse, die wir ja alle kennen.“] Diese
Partie ist ein Zitat aus Strauß’ ANG, Nachwort als Vorwort, 7, 1-9 (mit margina-
len Abweichungen). - In einem nachgelassenen Notat aus der Entstehungszeit
von UB I DS mit dem Titel „Gegen den Schriftsteller David Strauss“ erklärt N.
1873 unter Berufung auf Lichtenberg: „Wenn die ,Wir4 von Strauß wirklich so
zahlreich“ sind, dann „trifft ein, was Lichtenberg prophezeit, daß unsre Zeiten
noch einmal die dunklen heißen“ (NL 1873, TI [5], KSA 7, 589).
208, 2-4 selbst bei den fanatischen Widersachern, denen seine Stimme wie die
Stimme des Thieres aus dem Abgrunde klingt] N. spielt auf die biblische Apo-
 
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