Überblickskommentar, Kapitel III.4: Quellen 25
scharfe Attacken vor allem auf Fichte, Schelling und Hegel (UP 172-174, 179-
180, 184, 186, 188, 190, 194). Anders als die konzise Gelehrtensatire (SE 394-
399), die N. in UB III SE formuliert, ohne dabei konkrete Adressaten ins Visier
zu nehmen, wirkt Schopenhauers vehemente Polemik gegen das von ihm ver-
urteilte philosophische Triumvirat aufgrund penetranter Wiederholungen mit-
unter monomanisch; seine Invektiven erhalten in der Schrift Ueber die Univer-
sitäts-Philosophie eine geradezu leitmotivische Präsenz.
Gegen die Idealisten Fichte, Schelling und Hegel sowie gegen Herbart
(UP 168, 174, 182, 188, 192; SE 421) und Schleiermacher (UP 174, 182) spielt
Schopenhauer mit Nachdruck Kant aus, den er emphatisch als den wohl „origi-
nellste[n] Kopf" apostrophiert, „den jemals die Natur hervorgebracht hat"
(UP 181). Mit seiner Transzendentalphilosophie präsentiere Kant „die wichtig-
ste Lehre, welche seit 2000 Jahren aufgestellt worden" sei (UP 180). Auch N.
betont das revolutionäre Potential der Kantischen Lehre (SE 355-356), die in
vielen Köpfen allerdings zu einem „müssigen Scepticismus" degeneriert sei
(SE 419) - im Gegensatz zu der fundamentalen persönlichen Erschütterung, die
sie beispielsweise bei Kleist ausgelöst habe (SE 355-356).
Für höchst problematisch hält Schopenhauer die Anmaßung der „drei So-
phisten" (UP 195) Fichte, Schelling, Hegel und ihrer Anhänger, die ihren Le-
sern fälschlich den Eindruck vermitteln, sie hätten „Kants mühsälige Vorar-
beit" durch ihre eigenen Werke weit überboten (UP 179). Diese Suggestion
habe das Desinteresse „stultificirter Adepten" (UP 180) an Kants Werken zur
Folge gehabt (UP 179-180) und damit einen „Rückschritt vom größten Fort-
schritt, den jemals die Philosophie gemacht" habe (UP 182). Die Verdrängung
Kants, einer „Weltepoche in der Philosophie" (UP 191), hält Schopenhauer für
den „philosophische[n] Skandal" der „letzten 50 Jahre" (UP 191), der allein
durch die Universitäten überhaupt möglich geworden sei. Darüber hinaus
konstatiert er, dass auch die Lehren anderer ,echter' Philosophen nicht zur
Kenntnis genommen werden, weil den ignoranten (UP 187) Zeitgenossen die
Fähigkeit zur adäquaten Beurteilung fehle (UP 167). Infolgedessen vermögen
sie die großen Leistungen der philosophischen Tradition als solche weder zu
erkennen noch verlässlich zu bewahren (UP 191, 193-194).
Schopenhauer entfaltet in seiner Schrift eine kritische Diagnose der Uni-
versitätsphilosophie, indem er die fundamentale Problematik der akademi-
schen „Professionsphilosophen" beleuchtet (UP 182), die dem Kantischen
Skeptizismus (UP 197, 199; SE 355, 419) zum Trotz ,absolute Erkenntnisse' pro-
klamieren (UP 198). Während Schopenhauer in UP implizit für eine Kant-
Renaissance plädiert, spricht sich N. nachdrücklich für die Hervorbringung
und Ausbildung „des philosophischen Genius" (SE 418, 407) nach dem ,unzeit-
gemäßen' Vorbild Schopenhauers aus (SE 346-347, 350-351, 359, 361-363, 375,
scharfe Attacken vor allem auf Fichte, Schelling und Hegel (UP 172-174, 179-
180, 184, 186, 188, 190, 194). Anders als die konzise Gelehrtensatire (SE 394-
399), die N. in UB III SE formuliert, ohne dabei konkrete Adressaten ins Visier
zu nehmen, wirkt Schopenhauers vehemente Polemik gegen das von ihm ver-
urteilte philosophische Triumvirat aufgrund penetranter Wiederholungen mit-
unter monomanisch; seine Invektiven erhalten in der Schrift Ueber die Univer-
sitäts-Philosophie eine geradezu leitmotivische Präsenz.
Gegen die Idealisten Fichte, Schelling und Hegel sowie gegen Herbart
(UP 168, 174, 182, 188, 192; SE 421) und Schleiermacher (UP 174, 182) spielt
Schopenhauer mit Nachdruck Kant aus, den er emphatisch als den wohl „origi-
nellste[n] Kopf" apostrophiert, „den jemals die Natur hervorgebracht hat"
(UP 181). Mit seiner Transzendentalphilosophie präsentiere Kant „die wichtig-
ste Lehre, welche seit 2000 Jahren aufgestellt worden" sei (UP 180). Auch N.
betont das revolutionäre Potential der Kantischen Lehre (SE 355-356), die in
vielen Köpfen allerdings zu einem „müssigen Scepticismus" degeneriert sei
(SE 419) - im Gegensatz zu der fundamentalen persönlichen Erschütterung, die
sie beispielsweise bei Kleist ausgelöst habe (SE 355-356).
Für höchst problematisch hält Schopenhauer die Anmaßung der „drei So-
phisten" (UP 195) Fichte, Schelling, Hegel und ihrer Anhänger, die ihren Le-
sern fälschlich den Eindruck vermitteln, sie hätten „Kants mühsälige Vorar-
beit" durch ihre eigenen Werke weit überboten (UP 179). Diese Suggestion
habe das Desinteresse „stultificirter Adepten" (UP 180) an Kants Werken zur
Folge gehabt (UP 179-180) und damit einen „Rückschritt vom größten Fort-
schritt, den jemals die Philosophie gemacht" habe (UP 182). Die Verdrängung
Kants, einer „Weltepoche in der Philosophie" (UP 191), hält Schopenhauer für
den „philosophische[n] Skandal" der „letzten 50 Jahre" (UP 191), der allein
durch die Universitäten überhaupt möglich geworden sei. Darüber hinaus
konstatiert er, dass auch die Lehren anderer ,echter' Philosophen nicht zur
Kenntnis genommen werden, weil den ignoranten (UP 187) Zeitgenossen die
Fähigkeit zur adäquaten Beurteilung fehle (UP 167). Infolgedessen vermögen
sie die großen Leistungen der philosophischen Tradition als solche weder zu
erkennen noch verlässlich zu bewahren (UP 191, 193-194).
Schopenhauer entfaltet in seiner Schrift eine kritische Diagnose der Uni-
versitätsphilosophie, indem er die fundamentale Problematik der akademi-
schen „Professionsphilosophen" beleuchtet (UP 182), die dem Kantischen
Skeptizismus (UP 197, 199; SE 355, 419) zum Trotz ,absolute Erkenntnisse' pro-
klamieren (UP 198). Während Schopenhauer in UP implizit für eine Kant-
Renaissance plädiert, spricht sich N. nachdrücklich für die Hervorbringung
und Ausbildung „des philosophischen Genius" (SE 418, 407) nach dem ,unzeit-
gemäßen' Vorbild Schopenhauers aus (SE 346-347, 350-351, 359, 361-363, 375,