198 Schopenhauer als Erzieher
uns zu fördern und dadurch an der Vollendung der Natur zu ar-
beiten.] Die genannten Existenzweisen subsumiert N. unter den Sammelbe-
griff des „Schopenhauerischen Menschen" (383, 22-23). Dass N. mit dieser Vor-
stellung ein elitäres Konzept verbindet, zeigt seine Aussage, es komme darauf
an, „in jenen erhabensten Orden der Philosophen, der Künstler und der Heili-
gen aufgenommen" zu werden (383, 17-18). Wie sehr er dabei auf die Philoso-
phie Schopenhauers zurückgreift, zeigen die Belege in NK 380, 15-17. Nach N.s
Auffassung besteht die Zielsetzung der Kultur in der „Erzeugung" solcher exzel-
lenten Menschen, die man „vorbereiten und fördern" müsse (383, 23-24). In der
Schlusspartie des 4. Kapitels thematisiert er den „heroische[n] Mensch[en]" (375,
9). Am Anfang des 6. Kapitels von UB III SE formuliert N. das generelle Leitprin-
zip: „die Menschheit soll fortwährend daran arbeiten, einzelne grosse Menschen
zu erzeugen - und dies und nichts Anderes sonst ist ihre Aufgabe" (383, 32 -
384, 2). Vgl. zu dieser Maxime sowie zu Aspekten ihrer Wirkungsgeschichte
(Georg Brandes und Max Scheler) die Darlegungen in NK 383, 32 - 384, 2.
Dass bereits in UB III SE (vgl. 382-387) N.s Konzept des Übermenschen prä-
figuriert ist, das später in Also sprach Zarathustra zentrale Bedeutung erhält,
lässt sich aus seiner Aussage erschließen, „Kultur [...] ist das Kind der Selbst-
erkenntniss jedes Einzelnen und des Ungenügens an sich. Jeder, der sich zu
ihr bekennt, spricht damit aus: ,ich sehe etwas Höheres und Menschlicheres
über mir, als ich selber bin"' (385, 9-13). Die Vorstellung des „grossen erlösen-
den Menschen" (384, 20) grenzt N. vom trivialen „Glück Aller oder der Meis-
ten" ab (384, 22). Damit attackiert er implizit vor allem den englischen Eudai-
monismus und Utilitarismus (Bentham, John Stuart Mill), den er auch sonst
oft kritisiert. Vgl. NK 383, 32 - 384, 2. Vgl. aber auch die Differenzierungen in
NK 384, 21-22.
382, 9-12 Denn wie die Natur des Philosophen bedarf, so bedarf sie des Künst-
lers, zu einem metaphysischen Zwecke, nämlich zu ihrer eignen Aufklärung über
sich selbst] Hier schließt N. erneut an Grundthesen Schopenhauers an, nach
denen der Wille im Menschen zu seiner Selbsterkenntnis gelangt. Vgl. dazu
NK 380, 15-17. In seiner Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie betont Scho-
penhauer, dass es nur „die ganz vereinzelten Köpfe" sind, „in welchen die
Natur zu einem deutlicheren Bewußtseyn ihrer selbst gekommen war, als in
andern" (PP I, Hü 168).
382, 15-19 Goethe war es, der mit einem übermüthig tiefsinnigen Worte es mer-
ken liess, wie der Natur alle ihre Versuche nur soviel gelten, damit endlich der
Künstler ihr Stammeln erräth, ihr auf halbem Wege entgegenkommt und aus-
spricht, was sie mit ihren Versuchen eigentlich will.] Anders, als N. behauptet,
greift er hier auf Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung I zurück. Hier
uns zu fördern und dadurch an der Vollendung der Natur zu ar-
beiten.] Die genannten Existenzweisen subsumiert N. unter den Sammelbe-
griff des „Schopenhauerischen Menschen" (383, 22-23). Dass N. mit dieser Vor-
stellung ein elitäres Konzept verbindet, zeigt seine Aussage, es komme darauf
an, „in jenen erhabensten Orden der Philosophen, der Künstler und der Heili-
gen aufgenommen" zu werden (383, 17-18). Wie sehr er dabei auf die Philoso-
phie Schopenhauers zurückgreift, zeigen die Belege in NK 380, 15-17. Nach N.s
Auffassung besteht die Zielsetzung der Kultur in der „Erzeugung" solcher exzel-
lenten Menschen, die man „vorbereiten und fördern" müsse (383, 23-24). In der
Schlusspartie des 4. Kapitels thematisiert er den „heroische[n] Mensch[en]" (375,
9). Am Anfang des 6. Kapitels von UB III SE formuliert N. das generelle Leitprin-
zip: „die Menschheit soll fortwährend daran arbeiten, einzelne grosse Menschen
zu erzeugen - und dies und nichts Anderes sonst ist ihre Aufgabe" (383, 32 -
384, 2). Vgl. zu dieser Maxime sowie zu Aspekten ihrer Wirkungsgeschichte
(Georg Brandes und Max Scheler) die Darlegungen in NK 383, 32 - 384, 2.
Dass bereits in UB III SE (vgl. 382-387) N.s Konzept des Übermenschen prä-
figuriert ist, das später in Also sprach Zarathustra zentrale Bedeutung erhält,
lässt sich aus seiner Aussage erschließen, „Kultur [...] ist das Kind der Selbst-
erkenntniss jedes Einzelnen und des Ungenügens an sich. Jeder, der sich zu
ihr bekennt, spricht damit aus: ,ich sehe etwas Höheres und Menschlicheres
über mir, als ich selber bin"' (385, 9-13). Die Vorstellung des „grossen erlösen-
den Menschen" (384, 20) grenzt N. vom trivialen „Glück Aller oder der Meis-
ten" ab (384, 22). Damit attackiert er implizit vor allem den englischen Eudai-
monismus und Utilitarismus (Bentham, John Stuart Mill), den er auch sonst
oft kritisiert. Vgl. NK 383, 32 - 384, 2. Vgl. aber auch die Differenzierungen in
NK 384, 21-22.
382, 9-12 Denn wie die Natur des Philosophen bedarf, so bedarf sie des Künst-
lers, zu einem metaphysischen Zwecke, nämlich zu ihrer eignen Aufklärung über
sich selbst] Hier schließt N. erneut an Grundthesen Schopenhauers an, nach
denen der Wille im Menschen zu seiner Selbsterkenntnis gelangt. Vgl. dazu
NK 380, 15-17. In seiner Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie betont Scho-
penhauer, dass es nur „die ganz vereinzelten Köpfe" sind, „in welchen die
Natur zu einem deutlicheren Bewußtseyn ihrer selbst gekommen war, als in
andern" (PP I, Hü 168).
382, 15-19 Goethe war es, der mit einem übermüthig tiefsinnigen Worte es mer-
ken liess, wie der Natur alle ihre Versuche nur soviel gelten, damit endlich der
Künstler ihr Stammeln erräth, ihr auf halbem Wege entgegenkommt und aus-
spricht, was sie mit ihren Versuchen eigentlich will.] Anders, als N. behauptet,
greift er hier auf Schopenhauers Welt als Wille und Vorstellung I zurück. Hier