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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0298
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Stellenkommentar UB III SE 8, KSA 1, S. 416-417 271

drei zeitgenössische Philosophiehistoriker. Heinrich Ritters (1791-1869) Ge-
schichte der Philosophie alter Zeit (2. Aufl. 1839) befand sich in N.s persönlicher
Bibliothek (NPB 499), ebenso ein Werk von Heinrich Ritter und Ludwig Preller
mit dem Titel Historia philosophiae graecae et romanae ex fontium locis con-
texta (4. Aufl. 1869), NPB 500. Der Philosoph und Philologe Christian August
Brandis (1790-1867) publizierte ein dreibändiges Handbuch der Geschichte der
griechisch-römischen Philosophie (1860) sowie eine zweibändige Geschichte der
Entwickelungen der griechischen Philosophie und ihrer Nachwirkungen im römi-
schen Reiche (1864). Der Philosoph und evangelische Theologe Eduard Zeller
(1814-1908) verfasste das fünfbändige Werk Die Philosophie der Griechen in ih-
rer geschichtlichen Entwicklung dargestellt (1852). In N.s persönlicher Bibliothek
befand sich Teil 1: Allgemeine Einleitung. Vorsokratische Philosophie (3. Aufl.
1869), NPB 661.
417, 14 Ich wenigstens lese Laertius Diogenes lieber als Zeller] N. bezieht sich
hier auf das Werk Leben und Meinungen berühmter Philosophen von Diogenes
Laertius, der wahrscheinlich im 3. Jahrhundert n. Chr. lebte. Vgl. die Überset-
zung von Diogenes Laertius' Leben und Meinungen berühmter Philosophen
(2008). Das genannte Werk gilt als eine wichtige Quelle für Informationen über
die antike Philosophie sowie über die (hier oft anekdotisch dargestellten) Le-
bensläufe der antiken Philosophen. N. kannte Diogenes Laertius, von dessen
Werk er diverse Ausgaben in seiner persönlichen Bibliothek hatte (NPB 191-
195), besonders gut, da er selbst zu dessen Quellen 1868/69 seine umfangreiche
philologische Abhandlung De Laertii Diogenis fontibus I/II in der Zeitschrift
„Rheinisches Museum" veröffentlicht hatte: ebd., 1868, 632-653 (vgl. KGW II
1, 75-104) und 1869, 181-228 (vgl. KGW II 1, 104-167). In UB II HL erwähnt N.
Diogenes Laertius ebenfalls (KSA 1, 300, 4). Vgl. auch die Erläuterungen in
NK 204, 26-27; NK 211, 31-33 und NK 300, 3-9.
417, 19-21 Sollen sie angelehrt werden, in den Jubel einzustimmen, wie wir's
doch so herrlich weit gebracht?] Anspielung auf Goethes Faust I: „Verzeiht! es
ist ein groß Ergetzen, / Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen; / Zu schauen,
wie vor uns ein weiser Mann gedacht, / Und wie wir's dann zuletzt so herrlich
weit gebracht" (V. 570-573). Von diesem naiven Selbstbewusstsein und Fort-
schrittsoptimismus seines Famulus Wagner, eines typischen ,Bildungsphilis-
ters', distanziert sich Faust mit der ironischen Replik: „0 ja, bis an die Sterne
weit! / Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit / Sind uns ein Buch mit
sieben Siegeln" (V. 574-576). Mit der Kritik an einem naiven Fortschrittsglau-
ben führt N. einen in UB III SE bereits an früherer Stelle entwickelten Gedan-
ken fort: „Sie möchten gar zu gerne glauben machen, dass sie allen Jahrhun-
derten den Preis abgelaufen hätten" (366, 23-24).
 
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