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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0307
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280 Schopenhauer als Erzieher

der ihm dann diesen Dienst erwies.] Als markantes historisches Beispiel für der-
artige Modalitäten der Papstwahl ist König Heinrich IV. zu nennen, der im Jah-
re 1080 Papst Gregor VI. absetzte und Klemens III. als dessen Nachfolger in-
thronisierte, nachdem er zuvor bereits selbst durch Papst Gregor VI. abgesetzt
und mit dem Bann belegt worden war. Im Jahre 1077 erreichte Heinrich durch
seinen berühmten Bußgang nach Canossa die Lösung des 1076 von Gregor VI.
ausgesprochenen Banns. Im Jahre 1084 belagerte ihn Heinrich IV. in Rom; vom
Gegenpapst Klemens III. ließ er sich zum Kaiser krönen.
423, 12-15 Prüfung in der Philosophie [...] das rechte Mittel [...], um von ihrem
Studium überhaupt abzuschrecken, dadurch dass man sie zu einem Examenge-
spenst macht] Diese Problematik reflektiert bereits Schopenhauer in seiner
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie. Hier schreibt er: „Es ist gar nicht
nöthig, daß auf jeder Universität ein Paar schaale Schwätzer gehalten werden,
um den jungen Leuten alle Philosophie auf Zeit Lebens zu verleiden" (PP I,
Hü 207).
423, 25-26 die schöne grüne Hegelei] Ironisch blickt N. auf die Zeit zurück, in
der „noch die schöne grüne Hegelei auf allen Feldern aufwuchs", bevor „diese
Erndte verhagelt ist" (423, 25-27). Seine Retrospektive richtet sich auf die Epo-
che, in welcher der Hegelianismus noch Konjunktur hatte. N.s Attacke auf He-
gel und seine Anhänger entspricht der Polemik gegen den Hegelianismus, die
Schopenhauer in seinen Werken wiederholt formuliert, beispielsweise in der
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie. Dabei adaptiert N. auch den pejorati-
ven Begriff „Hegelei" (PP I, Hü 156, 157, 177, 178, 205), mit dem Schopenhauer
„unzählige Köpfe der gegenwärtigen Gelehrtengeneration" als „von Grund aus
verschroben und verdorben" beschreibt, und zwar durch den Einfluss der „ab-
solute[n] Unsinnsphilosophie" Hegels (PP I, Hü 177).
424, 10-17 Denn die Nichtakademiker haben gute Gründe zu einer gewissen allge-
meinen Missachtung der Universitäten; sie werfen ihnen vor, dass sie feige sind [...];
dass die eigentliche Grundrichtung angesehener Wissenschaften gar nicht mehr
eingehalten wird.] Eine frühere Textfassung lautet folgendermaßen: „Wer den
Geist kennt, in dem jetzt philosophische Vorlesungen an der Universität gehal-
ten werden, der weiss dass es gewiss nicht der ist, welcher die gesammten Facul-
täten beherrscht und verbindet: sondern sehr häufig nichts andres als ein ängst-
licher Widerspruchsgeist gerade gegen die mächtigsten Wissenschaften der
Gegenwart gekehrt, gegen die Naturwissenschaften, um diese unter der anrüchi-
gen Bezeichnung ,Materialismus' zu verkleinern. Ein akademischer Gelehrter,
welcher, wie es jetzt häufig geschieht, über Kritik des Materialismus liest, er-
weckt damit den Anschein, als ob an seiner Universität die ganze Betrachtungs-
und Behandlungsart der modernen Naturwissenschaft noch gar nicht heimisch
 
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