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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0313
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286 Schopenhauer als Erzieher

zitiert hier (mit Auslassungen) aus Ralph Waldo Emersons Werk Versuche
(1858), 226-227. Wie sehr N. Emersons Essays schätzte, zeigt ein nachgelassenes
Notat, in dem er unter dem Titel „Emerson" emphatisch erklärt: „Ich habe mich
nie in einem Buch so zu Hause und in meinem Hause gefühlt als - ich darf es
nicht loben, es steht mir zu nahe" (NL 1881, 12 [68], KSA 9, 588). Vgl. auch
NK 340, 9-11 (mit einem Cromwell-Zitat nach einer Emerson-Edition: NPB 211-
212). Dass sich N. intensiv mit diesem Werk Emersons beschäftigt hat, doku-
mentieren zahlreiche Randnotizen, Unterstreichungen und Randstriche (vgl.
NPB 212) sowie das von ihm vollständig mit Notizen ausgefüllte Titelblatt (vgl.
die Abbildung: NPB 215). - Unter Rekurs auf Emersons Essays betont N. in
kritischer Wendung gegen die belanglos-ridiküle „gelehrtenhafte Katheder-
weisheit" (426, 4-5) das revolutionäre Potential der Philosophie, ihren heroi-
schen Charakter und ihre produktive Gefährlichkeit, die zur Ursache unkalku-
lierbarer radikaler Umbrüche werden könne. Trotz N.s späterer Abkehr von
Schopenhauer, die sich auch in seinen Selbstaussagen in Ecce homo nieder-
schlägt (KSA 6, 320; vgl. dazu Kapitel III.3 im Überblickskommentar), bleibt
dieses Grundkonzept der Philosophie bis ins Spätwerk erhalten. So stellt N. in
Ecce homo retrospektiv fest, er gebe in UB III SE eine „unschätzbare Beleh-
rung" (KSA 6, 320, 28) über den Philosophen, den er mit „den akademischen
Wiederkäuern' und andren Professoren der Philosophie" kontrastiert und als
„einen furchtbaren Explosionsstoff" versteht, „vor dem Alles in Gefahr ist"
(KSA 6, 320, 23-27).
426, 31-33 was Diogenes, als man einen Philosophen lobte, seinerseits einwen-
dete: „Was hat er denn Grosses aufzuweisen, da er so lange Philosophie treibt
und noch Niemanden betrübt hat?"] Dieses Zitat stammt aus Plutarchs Ab-
handlung Über die moralische Tugend (Plutarchos: Werke, Bd. 30, 1835, 1404).
N. besaß diese Plutarch-Ausgabe und benutzte gerade diesen Band der Morali-
schen Schriften intensiv, wie die Lesespuren erkennen lassen (vgl. NPB 476-
477). Vgl. zu Plutarch auch NK 348, 20 und NK 348, 18-22.
427, 16 Dies und jenes bewies Schopenhauer] Schopenhauer betont in seiner
Schrift Ueber die Universitäts-Philosophie ebenfalls den genuinen Wahrheitsan-
spruch und die auf ihm beruhende Würde der Philosophie, indem er „die Erha-
benheit ihres Strebens" hervorhebt (PP I, Hü 207): „die reine Philosophie, [...]
kennt keinen andern Zweck als die Wahrheit, und da möchte sich ergeben,
daß jeder andere, mittelst ihrer angestrebte, diesem verderblich wird. Ihr hohes
Ziel ist die Befriedigung jenes edelen Bedürfnisses, von mir das metaphysi-
sche genannt, welches der Menschheit, zu allen Zeiten, sich innig und lebhaft
fühlbar macht" (PP I, Hü 158).
 
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