290 Richard Wagner in Bayreuth
später berichtet er Erwin Rohde von einer Zeitungsnotiz „aus bester Quelle
(d. h. Frau W<agner>) dass die Aufführungen jetzt endgültig gesichert sind".
Und N. fährt fort: „So wäre denn das Wunder geschehen! Hoffen wir!" (KSB 4,
Nr. 346, S. 202). Allerdings signalisiert N. im selben Brief direkt anschließend
zugleich auch bereits Distanz zu Wagners Projekt, indem er bekennt: „Es war
ein trostloser Zustand, seit Neujahr, vor dem ich mich endlich nur auf die wun-
derlichste Weise retten konnte: ich begann mit der grössten Kälte der Betrach-
tung zu untersuchen, weshalb das Unternehmen misslungen sei: dabei habe
ich viel gelernt und glaube jetzt Wagner viel besser zu verstehen als früher"
(KSB 4, Nr. 346, S. 202).
In einem Brief an Gustav Krug, einen anderen Freund, nimmt N. am 31. Ok-
tober 1874 nicht nur auf die Bayreuther Szene Bezug, sondern bringt auch sein
vertrautes Verhältnis zum Hause Wagner zum Ausdruck: „Nun sage einmal:
wirst Du es denn so einrichten können, dass wir im nächsten Sommer zusam-
men in Bayreuth sind, genau, von der Mitte Juli bis Mitte August? Ich werde
dort mit meiner Schwester zusammen ein Logis haben; von meinen Freunden
erscheinen Gersdorff, Rohde und Overbeck. Es wird die Zeit der grossen Instru-
mentalproben sein. Liszt [der Vater Cosima Wagners] ist auch dort, und wer
nicht. Übrigens wird die Partitur der Götterdämmerung wohl in den nächsten
Wochen fertig sein; nach den letzten Berichten jammert bereits die arme Gutru-
ne. Klindworth ist in der zweiten Scene des dritten Actes; die beiden ersten
Acte sind schon fertig gedruckt, im Sommer spielte sie Klindworth mir vor,
denn ich war mit ihm zusammen in ,Wahnfried' ein paar Wochen zu Gaste. /
Wie glücklich sind wir daran, gerade in der Zeit unserer besten Jugend, 30 Jah-
re alt, [...] diese Bayreuther Dinge zu erleben!" (KSB 4, Nr. 399, S. 271).
Wie eng die Verbindung zum Hause Wagner trotz vorhandener Spannun-
gen zu dieser Zeit noch ist, zeigt auch N.s Empfehlung an die Schwester, wäh-
rend einer mehrwöchigen Konzertreise von Richard und Cosima Wagner „das
Bayreuther Hauswesen" und die Kinder zu betreuen (KSB 5, Nr. 422, S. 16). Am
16. Januar 1875 erkundigt sich Cosima Wagner bei N. brieflich danach, ob seine
Schwester dazu bereit sein könnte, sie zu besuchen und für die Dauer der Reise
als Ergänzung zum vorhandenen Hauspersonal bei ihren „Kindern als Mutter
zu bleiben" (KGB II 6/1, Nr. 625, S. 16). Und schon am 6. Februar 1875 schreibt
N. an Marie Baumgartner in Lörrach, die seine UB III SE ins Französische über-
setzt hatte: „Heute siedelt meine Schwester nach Bayreuth über" (KSB 5, Nr. 423,
S. 18; vgl. auch KSB 5, Nr. 424, S. 20).
Trotz zunehmender gesundheitlicher Beschwerden und trotz der Überlas-
tung durch seine Basler Lehrverpflichtungen erklärt N. dem Freund Erwin Roh-
de am 28. Februar 1875 im Hinblick auf UB IV WB noch zuversichtlich: „Ostern
soll die Nr. 4 fertig werden" (KSB 5, Nr. 430, S. 27). Doch lässt sich dieser Vor-
später berichtet er Erwin Rohde von einer Zeitungsnotiz „aus bester Quelle
(d. h. Frau W<agner>) dass die Aufführungen jetzt endgültig gesichert sind".
Und N. fährt fort: „So wäre denn das Wunder geschehen! Hoffen wir!" (KSB 4,
Nr. 346, S. 202). Allerdings signalisiert N. im selben Brief direkt anschließend
zugleich auch bereits Distanz zu Wagners Projekt, indem er bekennt: „Es war
ein trostloser Zustand, seit Neujahr, vor dem ich mich endlich nur auf die wun-
derlichste Weise retten konnte: ich begann mit der grössten Kälte der Betrach-
tung zu untersuchen, weshalb das Unternehmen misslungen sei: dabei habe
ich viel gelernt und glaube jetzt Wagner viel besser zu verstehen als früher"
(KSB 4, Nr. 346, S. 202).
In einem Brief an Gustav Krug, einen anderen Freund, nimmt N. am 31. Ok-
tober 1874 nicht nur auf die Bayreuther Szene Bezug, sondern bringt auch sein
vertrautes Verhältnis zum Hause Wagner zum Ausdruck: „Nun sage einmal:
wirst Du es denn so einrichten können, dass wir im nächsten Sommer zusam-
men in Bayreuth sind, genau, von der Mitte Juli bis Mitte August? Ich werde
dort mit meiner Schwester zusammen ein Logis haben; von meinen Freunden
erscheinen Gersdorff, Rohde und Overbeck. Es wird die Zeit der grossen Instru-
mentalproben sein. Liszt [der Vater Cosima Wagners] ist auch dort, und wer
nicht. Übrigens wird die Partitur der Götterdämmerung wohl in den nächsten
Wochen fertig sein; nach den letzten Berichten jammert bereits die arme Gutru-
ne. Klindworth ist in der zweiten Scene des dritten Actes; die beiden ersten
Acte sind schon fertig gedruckt, im Sommer spielte sie Klindworth mir vor,
denn ich war mit ihm zusammen in ,Wahnfried' ein paar Wochen zu Gaste. /
Wie glücklich sind wir daran, gerade in der Zeit unserer besten Jugend, 30 Jah-
re alt, [...] diese Bayreuther Dinge zu erleben!" (KSB 4, Nr. 399, S. 271).
Wie eng die Verbindung zum Hause Wagner trotz vorhandener Spannun-
gen zu dieser Zeit noch ist, zeigt auch N.s Empfehlung an die Schwester, wäh-
rend einer mehrwöchigen Konzertreise von Richard und Cosima Wagner „das
Bayreuther Hauswesen" und die Kinder zu betreuen (KSB 5, Nr. 422, S. 16). Am
16. Januar 1875 erkundigt sich Cosima Wagner bei N. brieflich danach, ob seine
Schwester dazu bereit sein könnte, sie zu besuchen und für die Dauer der Reise
als Ergänzung zum vorhandenen Hauspersonal bei ihren „Kindern als Mutter
zu bleiben" (KGB II 6/1, Nr. 625, S. 16). Und schon am 6. Februar 1875 schreibt
N. an Marie Baumgartner in Lörrach, die seine UB III SE ins Französische über-
setzt hatte: „Heute siedelt meine Schwester nach Bayreuth über" (KSB 5, Nr. 423,
S. 18; vgl. auch KSB 5, Nr. 424, S. 20).
Trotz zunehmender gesundheitlicher Beschwerden und trotz der Überlas-
tung durch seine Basler Lehrverpflichtungen erklärt N. dem Freund Erwin Roh-
de am 28. Februar 1875 im Hinblick auf UB IV WB noch zuversichtlich: „Ostern
soll die Nr. 4 fertig werden" (KSB 5, Nr. 430, S. 27). Doch lässt sich dieser Vor-