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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0394
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Stellenkommentar

1.
431, 2 Damit ein Ereignis Grösse habe] Das Motiv der „Grösse" hat im 1. Kapitel
von UB IV WB zentrale Bedeutung. Bereits in UB III SE sieht N. die einzige
„Aufgabe" der „Menschheit" darin, große Individuen „zu erzeugen" (KSA 1,
383, 32 - 384, 2). Wenn er anschließend betont, allein derjenige, „welcher sein
Herz an irgend einen grossen Menschen gehängt hat", empfange „die erste
Weihe der Kultur" (KSA 1, 385, 24-26), dann spielt er damit auf seine eige-
ne Wagner-Verehrung und auf den damit verbundenen kulturellen Anspruch
an. Zu den zahlreichen Aspekten von N.s ambivalentem Verhältnis zu Richard
Wagner vgl. die ausführliche Darstellung im Kapitel IV.3 des Überblickskom-
mentars. - In einem Nachlass-Notat N.s findet sich eine apodiktische Aussage
mit Appellfunktion: „Wagner ist groß, damit wir Alle groß werden" (NL 1875,
11 [36], KSA 8, 227). Dieses Diktum modifiziert N. dann so, dass UB IV WB mit
einer nur „scheinbar entpersonalisiert" klingenden Feststellung beginnt (vgl.
Görner 2008, 429).
432, 3 Das, was jetzt in Bayreuth vor sich geht] N. verfasste UB IV WB mit Un-
terbrechungen im Zeitraum zwischen Herbst 1874 und Juli 1876. Anlässlich der
für den Sommer 1876 geplanten Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses fun-
gierte diese Schrift als Eloge auf Richard Wagner, um die repräsentative Insti-
tutionalisierung seiner Kunst zu feiern. - Wagner hatte zunächst das Markgräf-
liche Opernhaus in Bayreuth wegen seiner großen Bühne für Aufführungen
seiner eigenen Werke in Betracht gezogen, sah dann jedoch den Orchestergraben
als nicht geräumig genug für die große Anzahl von Musikern an, die beispielswei-
se seine Tetralogie Der Ring des Nibelungen erforderlich macht. Deshalb ent-
schloss er sich dazu, in Bayreuth ein neues Festspielhaus zu errichten. Die Stadt
unterstützte ihn, indem sie ihm ein Grundstück außerhalb von Bayreuth offerier-
te. Außerdem kaufte Wagner ein Grundstück, auf dem er dann sein Wohnhaus
Wahnfried bauen ließ. - Aus ökonomischen Gründen war die Durchführung von
Wagners Großprojekt wiederholt in Frage gestellt. Erst die großzügige finanzielle
Unterstützung, die ihm König Ludwig II. von Bayern gewährte, sicherte den Bau
des Festspielhauses. Hier wurde im August 1876 Wagners Tetralogie Der Ring des
Nibelungen im Beisein des deutschen Kaisers Wilhelm I. aufgeführt. Seither finden
dort alljährlich die Bayreuther Festspiele statt.
432, 14-15 in jener Weihe-Rede vom zwei und zwanzigsten Mai 1872] Es handelt
sich um die Rede, die Richard Wagner zur Grundsteinlegung des Bayreuther

https://d0i.org/10.1515/9783110677966-004
 
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