Stellenkommentar UB IV WB 1, KSA 1, S. 433 371
Wagner vgl. außerdem Wolfgang W. Parths Sammelband Der Ring, der nie ge-
lungen. Richard Wagner in Parodie, Satire und Karikatur (1983).
433, 7 die sehr unmagische Laterne] Als ,Laterna magica' wurde ein im 17. Jahr-
hundert erfundener Lichtbildprojektor bezeichnet, den Schopenhauer als „Zau-
berlaterne" charakterisiert (WWV I, § 28, Hü 182).
433, 8-11 Und glücklich, wenn es bei der Parodie bleibt! Es entladet sich in ihr
ein Geist der Entfremdung und Feindseligkeit, welcher noch ganz andere Mittel
und Wege aufsuchen könnte, auch gelegentlich aufgesucht hat.] Eine Vorstufe
lautet: „Das mag ihm denn gegönnt sein; und es mag ihm sogar anempfohlen
werden, Fest und Festgenossen sich parodisch vorzuführen. So ist für sein Ver-
gnügen gesorgt, und das unsere nicht gestört. Denn das muß man wissen, daß
in jenen Parodien sich ein Geist der Feindseligkeit nur entladet [...]" (KSA 14,
82). - Dass N. im direkten Kontext „die sehr unmagische Laterne unsrer wit-
zelnden Zeitungsschreiber" erwähnt (433, 7-8), signalisiert seine schon im
Frühwerk ausgeprägte Distanz gegenüber Kritikern und Journalisten, die er als
Exponenten des Zeitgemäßen betrachtet. Schon in der Geburt der Tragödie be-
zeichnet N. die „Journalist[en]" als „papierne Sclave[n] des Tages" (KSA 1, 130,
20), und in UB III SE spricht er vom „Geist und Ungeist des Tages und der
Tageblätter" (KSA 1, 365, 6-7).
Mit dem „Geist der Entfremdung und Feindseligkeit" spielt N. wahrschein-
lich nicht nur auf zeitgenössische Wagner-Parodien an (vgl. NK 433, 5), son-
dern auch auf negative Rezensionen von Musikkritikern, insbesondere von
Eduard Hanslick (1825-1904), einem Universitätsprofessor für Ästhetik und
Geschichte der Musik, der im 19. Jahrhundert als Musik-Kritiker und Musik-
Theoretiker sehr bekannt war und über großen Einfluss verfügte. Vgl. dazu im
Kapitel IV.7 des Überblickskommentars zu UB IV WB die ironische Resonanz
auf N.s Schrift Richard Wagner in Bayreuth, die Hanslick in sein Buch Musikali-
sche Stationen. Neue Folge der „Modernen Oper" integrierte (1880, 254-255). -
Die musikalischen Präferenzen Hanslicks unterschieden sich erheblich von
den musikästhetischen Überzeugungen Wagners. Denn Hanslick sah in der
Wiener Klassik den Zenit der musikalischen Entwicklung und betrachtete Ro-
bert Schumann und Johannes Brahms als legitime Nachfolger der Komponisten
dieser Musikepoche. Hanslick gilt zwar allgemein als Gegner und Kritiker Wag-
ners, äußerte sich um 1845 allerdings durchaus noch positiv über ihn: Ein Jahr
nach seiner ersten Begegnung mit dem Komponisten im Sommer 1845 verfasste
Hanslick 1846 eine ausführliche, sogar mehrteilige Würdigung zu Wagners
romantischer Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, deren Urauf-
führung am 19. Oktober 1845 in Dresden stattgefunden hatte. Später reagierte
er skeptisch auf die musikalischen Neuerungen in den Opern Wagners und
Wagner vgl. außerdem Wolfgang W. Parths Sammelband Der Ring, der nie ge-
lungen. Richard Wagner in Parodie, Satire und Karikatur (1983).
433, 7 die sehr unmagische Laterne] Als ,Laterna magica' wurde ein im 17. Jahr-
hundert erfundener Lichtbildprojektor bezeichnet, den Schopenhauer als „Zau-
berlaterne" charakterisiert (WWV I, § 28, Hü 182).
433, 8-11 Und glücklich, wenn es bei der Parodie bleibt! Es entladet sich in ihr
ein Geist der Entfremdung und Feindseligkeit, welcher noch ganz andere Mittel
und Wege aufsuchen könnte, auch gelegentlich aufgesucht hat.] Eine Vorstufe
lautet: „Das mag ihm denn gegönnt sein; und es mag ihm sogar anempfohlen
werden, Fest und Festgenossen sich parodisch vorzuführen. So ist für sein Ver-
gnügen gesorgt, und das unsere nicht gestört. Denn das muß man wissen, daß
in jenen Parodien sich ein Geist der Feindseligkeit nur entladet [...]" (KSA 14,
82). - Dass N. im direkten Kontext „die sehr unmagische Laterne unsrer wit-
zelnden Zeitungsschreiber" erwähnt (433, 7-8), signalisiert seine schon im
Frühwerk ausgeprägte Distanz gegenüber Kritikern und Journalisten, die er als
Exponenten des Zeitgemäßen betrachtet. Schon in der Geburt der Tragödie be-
zeichnet N. die „Journalist[en]" als „papierne Sclave[n] des Tages" (KSA 1, 130,
20), und in UB III SE spricht er vom „Geist und Ungeist des Tages und der
Tageblätter" (KSA 1, 365, 6-7).
Mit dem „Geist der Entfremdung und Feindseligkeit" spielt N. wahrschein-
lich nicht nur auf zeitgenössische Wagner-Parodien an (vgl. NK 433, 5), son-
dern auch auf negative Rezensionen von Musikkritikern, insbesondere von
Eduard Hanslick (1825-1904), einem Universitätsprofessor für Ästhetik und
Geschichte der Musik, der im 19. Jahrhundert als Musik-Kritiker und Musik-
Theoretiker sehr bekannt war und über großen Einfluss verfügte. Vgl. dazu im
Kapitel IV.7 des Überblickskommentars zu UB IV WB die ironische Resonanz
auf N.s Schrift Richard Wagner in Bayreuth, die Hanslick in sein Buch Musikali-
sche Stationen. Neue Folge der „Modernen Oper" integrierte (1880, 254-255). -
Die musikalischen Präferenzen Hanslicks unterschieden sich erheblich von
den musikästhetischen Überzeugungen Wagners. Denn Hanslick sah in der
Wiener Klassik den Zenit der musikalischen Entwicklung und betrachtete Ro-
bert Schumann und Johannes Brahms als legitime Nachfolger der Komponisten
dieser Musikepoche. Hanslick gilt zwar allgemein als Gegner und Kritiker Wag-
ners, äußerte sich um 1845 allerdings durchaus noch positiv über ihn: Ein Jahr
nach seiner ersten Begegnung mit dem Komponisten im Sommer 1845 verfasste
Hanslick 1846 eine ausführliche, sogar mehrteilige Würdigung zu Wagners
romantischer Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, deren Urauf-
führung am 19. Oktober 1845 in Dresden stattgefunden hatte. Später reagierte
er skeptisch auf die musikalischen Neuerungen in den Opern Wagners und