Stellenkommentar UB IV WB 1, KSA 1, S. 434 379
rischen Kontexten im Zusammenhang mit dem Feuer, das Heraklit im selben
Fragment 30 als Grundprinzip propagiert, vgl. NK 462, 21-23.
434, 33-34 und erst von diesem Wagnerischen Blick aus werden wir seine grosse
That selber verstehen können] In der Schlusspartie des 1. Kapitels wird der
„Blick" zu einem wichtigen Motiv. Dem pythagoreischen „Schweigen" folgt die
Offenbarung durch eine „Stimme", über deren Wirkung sich N. folgenderma-
ßen äußert: „Nur als Denen, welche auf diese Stimme hören, wird uns auch
der grosse Blick zu Theil, mit dem wir auf das Ereigniss von Bayreuth hinzu-
sehn haben: und nur in diesem Blick liegt die grosse Zukunft jenes Ereig-
nisses" (434, 12-16). Wenn N. anschließend hervorhebt, dass Wagner während
der Rückfahrt nach der Grundsteinlegung in Bayreuth im Mai 1872 ausdauernd
„schwieg" und „dabei mit einem Blick lange in sich hinein" sah (434, 20-21),
betont er die existentielle Tiefendimension und die visionäre Intensität dieses
Blicks und spielt zugleich auf das pythagoreische „Schweigen" an. Dass N.
im vorliegenden Kontext die „grosse That" Wagners betont, entspricht dessen
Tendenz, sein künstlerisches Werk zur „That" zu stilisieren. Kurz zuvor ist im
Hinblick auf den Komponisten bereits von der „Grösse seiner That" die Rede
(432, 8). Der vorangehende Vergleich mit Alexander dem Großen bildet nicht
nur das Fortissimo zum Leitmotiv der „Grösse", sondern dient zugleich auch
dazu, Wagner in der Sphäre der Tat zu positionieren.
Eine radikale Umdeutung von UB IV WB vollzieht N. in Ecce homo. Dort
behauptet er im Kapitel „Warum ich so gute Bücher schreibe" emphatisch: „an
allen psychologisch entscheidenden Stellen ist nur von mir die Rede" (KSA 6,
314, 3-4). Mithin sei der Name Wagner in UB IV WB durch ,Nietzsche' oder
,Zarathustra' zu ersetzen. Seine eigenen Charakteristika habe er in UB IV WB
auf Wagner projiziert, auch seinen singulären „Wille[n] zur Macht" und „zur
That" (KSA 6, 314, 24-26). Entsprechendes gelte für den intensiven „Wagneri-
schen Blick" (434, 33), den N. in UB IV WB als ein „unendlich beschleunigtes"
und „alles Erlebte" konzentrierendes „inneres Schauen" deutet (434, 26). In
Ecce homo hingegen erklärt N., „der Blick" in der Anfangssequenz von
UB IV WB sei tatsächlich nicht derjenige Wagners, sondern „der eigentliche
Zarathustra-Blick" (KSA 6, 314, 17-19). Ihn lädt N. mit einem utopischen Zu-
kunftspotential auf, um ihn mit der „Vision eines Festes" in Verbindung zu
bringen, das er selbst „noch erleben werde..." (KSA 6, 314, 16). Auch das von
ihm als „welthistorisch" bezeichnete „Pathos der ersten Seiten" von UB IV WB
ist in Ecce homo nicht mehr auf „Wagner, Bayreuth" bezogen, sondern auf
„eine unendliche fata morgana der Zukunft" (KSA 6, 314, 17-21). In diesem Sin-
ne sei „Alles" an UB IV WB als „vorherverkündend" zu verstehen (KSA 6, 314,
27). - Zu den unterschiedlichen Aspekten der kryptischen Schlusspassage von
UB IV WB, in der Wagner für N. „nicht der Seher einer Zukunft" ist, „sondern
rischen Kontexten im Zusammenhang mit dem Feuer, das Heraklit im selben
Fragment 30 als Grundprinzip propagiert, vgl. NK 462, 21-23.
434, 33-34 und erst von diesem Wagnerischen Blick aus werden wir seine grosse
That selber verstehen können] In der Schlusspartie des 1. Kapitels wird der
„Blick" zu einem wichtigen Motiv. Dem pythagoreischen „Schweigen" folgt die
Offenbarung durch eine „Stimme", über deren Wirkung sich N. folgenderma-
ßen äußert: „Nur als Denen, welche auf diese Stimme hören, wird uns auch
der grosse Blick zu Theil, mit dem wir auf das Ereigniss von Bayreuth hinzu-
sehn haben: und nur in diesem Blick liegt die grosse Zukunft jenes Ereig-
nisses" (434, 12-16). Wenn N. anschließend hervorhebt, dass Wagner während
der Rückfahrt nach der Grundsteinlegung in Bayreuth im Mai 1872 ausdauernd
„schwieg" und „dabei mit einem Blick lange in sich hinein" sah (434, 20-21),
betont er die existentielle Tiefendimension und die visionäre Intensität dieses
Blicks und spielt zugleich auf das pythagoreische „Schweigen" an. Dass N.
im vorliegenden Kontext die „grosse That" Wagners betont, entspricht dessen
Tendenz, sein künstlerisches Werk zur „That" zu stilisieren. Kurz zuvor ist im
Hinblick auf den Komponisten bereits von der „Grösse seiner That" die Rede
(432, 8). Der vorangehende Vergleich mit Alexander dem Großen bildet nicht
nur das Fortissimo zum Leitmotiv der „Grösse", sondern dient zugleich auch
dazu, Wagner in der Sphäre der Tat zu positionieren.
Eine radikale Umdeutung von UB IV WB vollzieht N. in Ecce homo. Dort
behauptet er im Kapitel „Warum ich so gute Bücher schreibe" emphatisch: „an
allen psychologisch entscheidenden Stellen ist nur von mir die Rede" (KSA 6,
314, 3-4). Mithin sei der Name Wagner in UB IV WB durch ,Nietzsche' oder
,Zarathustra' zu ersetzen. Seine eigenen Charakteristika habe er in UB IV WB
auf Wagner projiziert, auch seinen singulären „Wille[n] zur Macht" und „zur
That" (KSA 6, 314, 24-26). Entsprechendes gelte für den intensiven „Wagneri-
schen Blick" (434, 33), den N. in UB IV WB als ein „unendlich beschleunigtes"
und „alles Erlebte" konzentrierendes „inneres Schauen" deutet (434, 26). In
Ecce homo hingegen erklärt N., „der Blick" in der Anfangssequenz von
UB IV WB sei tatsächlich nicht derjenige Wagners, sondern „der eigentliche
Zarathustra-Blick" (KSA 6, 314, 17-19). Ihn lädt N. mit einem utopischen Zu-
kunftspotential auf, um ihn mit der „Vision eines Festes" in Verbindung zu
bringen, das er selbst „noch erleben werde..." (KSA 6, 314, 16). Auch das von
ihm als „welthistorisch" bezeichnete „Pathos der ersten Seiten" von UB IV WB
ist in Ecce homo nicht mehr auf „Wagner, Bayreuth" bezogen, sondern auf
„eine unendliche fata morgana der Zukunft" (KSA 6, 314, 17-21). In diesem Sin-
ne sei „Alles" an UB IV WB als „vorherverkündend" zu verstehen (KSA 6, 314,
27). - Zu den unterschiedlichen Aspekten der kryptischen Schlusspassage von
UB IV WB, in der Wagner für N. „nicht der Seher einer Zukunft" ist, „sondern