490 Richard Wagner in Bayreuth
und breitet sich aus zur Abfolge eines ganzen heldenhaften Daseins: das Da-
sein regt sich die Tragödie entsteht -so wird die Tragödie und der tragi-
sche Gedanke geboren, so entsteht der weise Mensch, der uns darauf, in immer
höheren Steigerungen, seinen herrlichsten und auch zauberhaftesten Schmuck
schenkt - so endlich erwächst der größte Zauberer unter allen Künstlern, der
dithyrambische Dramatiker, wie Aeschylus, wie Wagner" (KSA 14, 90).
Vgl. dazu auch Richard Wagners Schrift Deutsche Kunst und deutsche Poli-
tik: „Treten wir in ein Theater, so blicken wir, sobald wir mit einiger Besonnen-
heit einblicken, in einen dämonischen Abgrund von Möglichkeiten des Nied-
rigsten wie des Erhabensten. [...] Mit Grauen und Schauder nahten von je die
größten Dichter der Völker diesem furchtbaren Abgrunde; sie erfanden die
sinnreichen Gesetze, die weihevollen Zaubersprüche, um den dort sich bergen-
den Dämon durch den Genius zu bannen, und Aischylos führte selbst mit
priesterlicher Feierlichkeit die gebändigten Erinnyen als göttlich verehrungs-
werthe Eumeniden zu dem Sitze ihrer Erlösung von unseligen Flüchen. [...]
An diesen Abgrund traten die melodischen Zauberer der Tonkunst und gossen
Himmelsbalsam in die klaffenden Wunden der Menschheit [...]" (GSD VIII, 60-
61).
8.
472, 19-21 der herrschende Gedanke seines Lebens [...] eine unvergleichli-
che Wirkung, die grösste Wirkung aller Kunst] Der dominierende Antrieb Wag-
ners besteht gemäß N.s Darstellung im Streben nach maximaler Wirkung. Die-
se Grundtendenz betont N. auch, wenn er Wagner in UB IV WB „eine glühende
Hoffnung auf höchste Macht und Wirkung" attestiert (473, 26-27) und dessen
Willen zu einer „tyrannischen Allmacht" betont (472, 31). In Der Fall Wagner
kritisiert N. dann nachdrücklich den obsessiven Wirkungswillen des Kompo-
nisten: „Das Elementarische genügt - Klang, Bewegung, Farbe, kurz die
Sinnlichkeit der Musik. Wagner rechnet nie als Musiker, von irgend einem Mu-
siker-Gewissen aus: er will die Wirkung, er will Nichts als die Wirkung. Und er
kennt das, worauf er zu wirken hat!" (KSA 6, 31, 2-6). - Diese Prämissen haben
nach N.s Auffassung problematische Konsequenzen für Wagners Status als Mu-
siker: „Wagner war nicht Musiker von Instinkt. Dies bewies er damit, dass er
alle Gesetzlichkeit und [...] allen Stil in der Musik preisgab, um aus ihr zu ma-
chen, was er nöthig hatte, eine Theater-Rhetorik, ein Mittel des Ausdrucks, der
Gebärden-Verstärkung, der Suggestion, des Psychologisch-Pittoresken" (KSA 6,
30, 15-20). Und wenig später erklärt N.: „Auch im Entwerfen der Handlung ist
Wagner vor Allem Schauspieler. Was zuerst ihm aufgeht, ist eine Scene von
und breitet sich aus zur Abfolge eines ganzen heldenhaften Daseins: das Da-
sein regt sich die Tragödie entsteht -so wird die Tragödie und der tragi-
sche Gedanke geboren, so entsteht der weise Mensch, der uns darauf, in immer
höheren Steigerungen, seinen herrlichsten und auch zauberhaftesten Schmuck
schenkt - so endlich erwächst der größte Zauberer unter allen Künstlern, der
dithyrambische Dramatiker, wie Aeschylus, wie Wagner" (KSA 14, 90).
Vgl. dazu auch Richard Wagners Schrift Deutsche Kunst und deutsche Poli-
tik: „Treten wir in ein Theater, so blicken wir, sobald wir mit einiger Besonnen-
heit einblicken, in einen dämonischen Abgrund von Möglichkeiten des Nied-
rigsten wie des Erhabensten. [...] Mit Grauen und Schauder nahten von je die
größten Dichter der Völker diesem furchtbaren Abgrunde; sie erfanden die
sinnreichen Gesetze, die weihevollen Zaubersprüche, um den dort sich bergen-
den Dämon durch den Genius zu bannen, und Aischylos führte selbst mit
priesterlicher Feierlichkeit die gebändigten Erinnyen als göttlich verehrungs-
werthe Eumeniden zu dem Sitze ihrer Erlösung von unseligen Flüchen. [...]
An diesen Abgrund traten die melodischen Zauberer der Tonkunst und gossen
Himmelsbalsam in die klaffenden Wunden der Menschheit [...]" (GSD VIII, 60-
61).
8.
472, 19-21 der herrschende Gedanke seines Lebens [...] eine unvergleichli-
che Wirkung, die grösste Wirkung aller Kunst] Der dominierende Antrieb Wag-
ners besteht gemäß N.s Darstellung im Streben nach maximaler Wirkung. Die-
se Grundtendenz betont N. auch, wenn er Wagner in UB IV WB „eine glühende
Hoffnung auf höchste Macht und Wirkung" attestiert (473, 26-27) und dessen
Willen zu einer „tyrannischen Allmacht" betont (472, 31). In Der Fall Wagner
kritisiert N. dann nachdrücklich den obsessiven Wirkungswillen des Kompo-
nisten: „Das Elementarische genügt - Klang, Bewegung, Farbe, kurz die
Sinnlichkeit der Musik. Wagner rechnet nie als Musiker, von irgend einem Mu-
siker-Gewissen aus: er will die Wirkung, er will Nichts als die Wirkung. Und er
kennt das, worauf er zu wirken hat!" (KSA 6, 31, 2-6). - Diese Prämissen haben
nach N.s Auffassung problematische Konsequenzen für Wagners Status als Mu-
siker: „Wagner war nicht Musiker von Instinkt. Dies bewies er damit, dass er
alle Gesetzlichkeit und [...] allen Stil in der Musik preisgab, um aus ihr zu ma-
chen, was er nöthig hatte, eine Theater-Rhetorik, ein Mittel des Ausdrucks, der
Gebärden-Verstärkung, der Suggestion, des Psychologisch-Pittoresken" (KSA 6,
30, 15-20). Und wenig später erklärt N.: „Auch im Entwerfen der Handlung ist
Wagner vor Allem Schauspieler. Was zuerst ihm aufgeht, ist eine Scene von