502 Richard Wagner in Bayreuth
chen Kunstzuständen in die Ächtung verfiel", und sieht keine Hoffnung, da-
raus „als Einzelner erlöst" zu werden (GSD III, 224-225).
478, 13-18 Die Möglichkeit eines völligen Umsturzes aller Dinge taucht vor sei-
nen Blicken auf, er erschrickt nicht mehr über diese Möglichkeit: vielleicht ist
jenseits der Umwälzung und Verwüstung eine neue Hoffnung aufzurichten, viel-
leicht auch nicht - und jedenfalls ist das Nichts besser, als das widerliche Etwas.
In Kürze war er politischer Flüchtling und im Elend.] Infolge seiner Beteiligung
an der Revolution im Mai 1849 in Dresden und wegen seiner Verbindung zu
Revolutionären wie dem Anarchisten Michail Bakunin wurde Wagner von der
Polizei steckbrieflich gesucht und sah sich deshalb zur Flucht in die Schweiz
genötigt. Wagners revolutionäres Engagement spiegelte sich auch in seinen
programmatischen Reflexionen zur Kunst wider; vgl. dazu die Informationen
in den unten genannten Stellenkommentaren.
Richard Wagner selbst erläutert in seiner Schrift Eine Mittheilung an meine
Freunde biographische Hintergründe: „Auf dem Wege des Nachsinnens über
die Möglichkeit einer gründlichen Änderung unserer Theaterverhältnisse, ward
ich ganz von selbst auf die volle Erkenntniß der Nichtswürdigkeit der
politischen und sozialen Zustände hingetrieben, die aus sich
gerade keine anderen öffentlichen Kunstzustände bedingen
konnten, als eben die von mir angegriffenen. - Diese Erkenntniß
war für meine ganze weitere Lebensentwickelung entscheidend [...] So traf
mich der Dresdener Aufstand, den ich mit Vielen für den Beginn einer allge-
meinen Erhebung in Deutschland hielt: wer sollte [...] so blind sein wollen,
nicht zu ersehen, daß ich da keine Wahl mehr hatte, wo ich nur noch mit
Entschiedenheit einer Welt den Rücken kehren mußte, der ich meinem Wesen
nach längst nicht mehr angehörte! -" (GSD IV, 308-334).
Im Vorfeld der Schicksalswende zu Wagners Gunsten hielt N. das umfas-
sende Scheitern des Komponisten mit seinen Projekten für unvermeidlich und
analysierte die Gründe dafür bereits im Frühjahr 1874 mit kühler Distanz: „[...]
unglücklich liess er sich mit der Revolution ein: er verlor die vermögenden
Protectoren, erregte Furcht und musste wiederum den socialistischen Parteien
als ein Abtrünniger erscheinen: alles ohne jeden Vortheil für seine Kunst und
ohne höhere Nothwendigkeit, überdiess als Zeichen der Unklugheit, denn er
durchschaute die Lage 1849 gar nicht [...]" (NL 1874, 32 [39], KSA 7, 766). Zur
Thematik der Revolution sowie zu den revolutionären Aktivitäten Wagners und
deren Auswirkungen auf sein Kunstkonzept vgl. auch NK 448, 4-10; 451, 14-
18; 475, 10-11; 476, 8-9; 504, 18-21; 504, 27-30; 508, 29-33.
478, 24 die Zeit erscheint ihm nichtig] In diesem Sinne äußert sich Richard
Wagner in seinem Text Epilogischer Bericht: „Die Zeit dünkte mich nichtig, und
chen Kunstzuständen in die Ächtung verfiel", und sieht keine Hoffnung, da-
raus „als Einzelner erlöst" zu werden (GSD III, 224-225).
478, 13-18 Die Möglichkeit eines völligen Umsturzes aller Dinge taucht vor sei-
nen Blicken auf, er erschrickt nicht mehr über diese Möglichkeit: vielleicht ist
jenseits der Umwälzung und Verwüstung eine neue Hoffnung aufzurichten, viel-
leicht auch nicht - und jedenfalls ist das Nichts besser, als das widerliche Etwas.
In Kürze war er politischer Flüchtling und im Elend.] Infolge seiner Beteiligung
an der Revolution im Mai 1849 in Dresden und wegen seiner Verbindung zu
Revolutionären wie dem Anarchisten Michail Bakunin wurde Wagner von der
Polizei steckbrieflich gesucht und sah sich deshalb zur Flucht in die Schweiz
genötigt. Wagners revolutionäres Engagement spiegelte sich auch in seinen
programmatischen Reflexionen zur Kunst wider; vgl. dazu die Informationen
in den unten genannten Stellenkommentaren.
Richard Wagner selbst erläutert in seiner Schrift Eine Mittheilung an meine
Freunde biographische Hintergründe: „Auf dem Wege des Nachsinnens über
die Möglichkeit einer gründlichen Änderung unserer Theaterverhältnisse, ward
ich ganz von selbst auf die volle Erkenntniß der Nichtswürdigkeit der
politischen und sozialen Zustände hingetrieben, die aus sich
gerade keine anderen öffentlichen Kunstzustände bedingen
konnten, als eben die von mir angegriffenen. - Diese Erkenntniß
war für meine ganze weitere Lebensentwickelung entscheidend [...] So traf
mich der Dresdener Aufstand, den ich mit Vielen für den Beginn einer allge-
meinen Erhebung in Deutschland hielt: wer sollte [...] so blind sein wollen,
nicht zu ersehen, daß ich da keine Wahl mehr hatte, wo ich nur noch mit
Entschiedenheit einer Welt den Rücken kehren mußte, der ich meinem Wesen
nach längst nicht mehr angehörte! -" (GSD IV, 308-334).
Im Vorfeld der Schicksalswende zu Wagners Gunsten hielt N. das umfas-
sende Scheitern des Komponisten mit seinen Projekten für unvermeidlich und
analysierte die Gründe dafür bereits im Frühjahr 1874 mit kühler Distanz: „[...]
unglücklich liess er sich mit der Revolution ein: er verlor die vermögenden
Protectoren, erregte Furcht und musste wiederum den socialistischen Parteien
als ein Abtrünniger erscheinen: alles ohne jeden Vortheil für seine Kunst und
ohne höhere Nothwendigkeit, überdiess als Zeichen der Unklugheit, denn er
durchschaute die Lage 1849 gar nicht [...]" (NL 1874, 32 [39], KSA 7, 766). Zur
Thematik der Revolution sowie zu den revolutionären Aktivitäten Wagners und
deren Auswirkungen auf sein Kunstkonzept vgl. auch NK 448, 4-10; 451, 14-
18; 475, 10-11; 476, 8-9; 504, 18-21; 504, 27-30; 508, 29-33.
478, 24 die Zeit erscheint ihm nichtig] In diesem Sinne äußert sich Richard
Wagner in seinem Text Epilogischer Bericht: „Die Zeit dünkte mich nichtig, und