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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0535
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508 Richard Wagner in Bayreuth

und Jünger der Kunst als ich es bin, im Fall etwas von der Seele des grossen
Mannes, der sie mir gab, daran hängen geblieben ist. Was ich von Ihnen wün-
sche, wird wohl in der Hauptsache dasselbe sein, was Sie von Sich wünschen;
genug dass ich Sie mir öfter Goethe-Faustisch also redend denke:/ ,- dieser
Erdenkreis / Gewährt noch Raum zu grossen Thaten. / Erstaunenswürdiges soll
gerathen, / Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiss.' / Neujahr 1878 / Treugesinnt /
Ihr Freund und Lehrer / Friedrich Nietzsche" (KSB 5, Nr. 675, S. 297-298).
In der Welt als Wille und Vorstellung I beschreibt Schopenhauer die Musik
als „überaus herrliche Kunst", denn sie „wirkt so mächtig auf das Innerste des
Menschen, wird dort so ganz und so tief von ihm verstanden, als eine ganz
allgemeine Sprache" (WWV I, § 52, Hü 302). Mit dem singulären metaphysi-
schen Status der Musik begründet Schopenhauer, dass „die Wirkung der Musik
so sehr viel mächtiger und eindringlicher, als die der andern Künste" ist: „Die
Musik ist nämlich eine so unmittelbare Objektivation und Abbild des gan-
zen Willens, wie die Welt selbst es ist, ja wie die Ideen es sind, deren verviel-
fältigte Erscheinung die Welt der einzelnen Dinge ausmacht" (WWV I, § 52,
Hü 304). In der Welt als Wille und Vorstellung II charakterisiert Schopenhauer
die Musik analog: „Weil die Musik nicht, gleich allen andern Künsten, die Ide-
en, oder Stufen der Objektivation des Willens, sondern unmittelbar den Wil-
len selbst darstellt; so ist hieraus auch erklärlich, daß sie auf den Willen,
d.i. die Gefühle, Leidenschaften und Affekte des Hörers, unmittelbar einwirkt,
so daß sie dieselben schnell erhöht, oder auch umstimmt" (WWV II, Kap. 39,
Hü 512).
479, 33 viertheiligen Riesenbau] Gemeint ist hier Wagners aus vier Musikdra-
men bestehende Tetralogie Der Ring des Nibelungen, die N. wenig später expli-
zit nennt. Vgl. NK 480, 1-2.
480, 1-2 den Ring des Nibelungen] Wagners Bühnenfestspiel Der Ring des Ni-
belungen, das gemäß Wagners Vorgabe im Untertitel „in drei Tagen und einem
Vorabend" aufgeführt werden soll, besteht aus den Teilen Rheingold (Urauffüh-
rung 1869), Die Walküre (Uraufführung 1870), Siegfried (Uraufführung 1876)
und Götterdämmerung (Uraufführung 1876). Wagner verfasste diese Tetralogie
seit 1848 und vollendete die vierteilige Dichtung am 15. Dezember 1852. Mit der
musikalischen Komposition von Rheingold begann er am 1. November 1853.
Aber erst im Sommer 1872, zwei Monate nach der Grundsteinlegung für den
Bau des Festspielhauses in Bayreuth, schloss Wagner die Komposition zum
Ring des Nibelungen ab. Entgegen dem Willen des Komponisten, das Opus nur
in Bayreuth aufzuführen, veranlasste der bayerische König Ludwig II. die Ur-
aufführung der Opern Rheingold und Die Walküre in den Jahren 1869 und 1870
in München. Die erste Gesamtaufführung der Tetralogie Der Ring des Nibelun-
 
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