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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0577
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550 Richard Wagner in Bayreuth

499, 25-26 Frauen, welche halb mit Scheu, halb mit Liebe an seinen Plänen
Theil nahmen] Intensive Beziehungen zu Frauen spielten im Leben Richard
Wagners bis in die letzte Phase eine große Rolle. 1834 lernte Wagner die attrak-
tive, in ganz Norddeutschland sehr erfolgreiche und knapp vier Jahre ältere
Schauspielerin Minna Planer kennen, die den sie umwerbenden, aber in öko-
nomisch instabilen Verhältnissen lebenden Musiker allerdings zunächst auf
Abstand hielt, bis sie sich schließlich damit einverstanden erklärte, den erst
23jährigen Wagner, der nach preußischem Gesetz noch minderjährig war, zu
heiraten. Die Hochzeit fand im November 1836 statt. Die durch Wagners Ego-
zentrik und Eifersucht bedingten Streitigkeiten hatten zur Folge, dass ihn seine
Frau schon nach einem halben Jahr verließ. Allerdings kehrte sie nach einigen
Monaten zu ihm zurück. In Frankreich ging Wagner im Frühjahr 1850 eine
Liaison mit der verheirateten Engländerin Jessie Laussot ein, kehrte aber schon
im Juli zu seiner Frau Minna zurück, die sich trotz der gravierenden Eheproble-
me weiterhin solidarisch verhielt. Im April 1857 bezog das Ehepaar in Zürich
ein Sommerhaus in direkter Nachbarschaft zur Villa des Vermieters Otto
Wesendonck und seiner Frau Mathilde. Im Zuge des regen gesellschaftlichen
Verkehrs zwischen den beiden Ehepaaren begann Wagner eine Beziehung mit
Mathilde Wesendonck, die sich bereits 1852 für ihn als Dirigenten und als Kom-
ponisten der Tannhäuser-Ouvertüre begeistert hatte und im Hinblick auf die
Oper Tristan und Isolde dann als inspirierende Muse fungierte. Zugleich verton-
te Wagner auch einige Lieder von Mathilde Wesendonck, die später als Wesen-
donck-Lieder Bekanntheit erlangten. Zuvor hatte der wohlhabende und gesell-
schaftlich arrivierte Otto Wesendonck den Komponisten nachhaltig gefördert
und ihm bereits im Sommer 1854 aus einer katastrophalen finanziellen Situati-
on geholfen. Heftige persönliche Turbulenzen führten schließlich zur räumli-
chen Trennung von Minna und Richard Wagner. Allerdings lebten sie im Sep-
tember 1859 in Paris dann wieder zusammen. Kurz nach der endgültigen
Trennung von Minna bekam Wagner im Sommer 1862 für längere Zeit Besuch
von dem Ehepaar Hans und Cosima von Bülow, der Tochter Franz Liszts. Im
November 1863 kam es zu einem Treuegelöbnis zwischen Richard Wagner und
Cosima von Bülow, die später in Tribschen mit ihm zusammenlebte und erst
im Juli 1870 nach der Geburt von drei gemeinsamen Kindern (1865, 1867 und
1869) schließlich von ihrem Ehemann Hans von Bülow geschieden wurde.
Nach dem Tod von Wagners Ehefrau Minna im Jahre 1866 und Cosimas Schei-
dung im Juli 1870 fand bereits im August 1870 die Hochzeit von Richard und
Cosima Wagner statt, die für den Komponisten fortan eine Doppelfunktion als
Ehefrau und Muse zugleich übernahm. Vgl. die biographischen Informationen
zu Richard Wagner bei Gregor-Dellin 1980; Müller/Wapnewski 1986; Geck
2004; Lütteken 2012.
 
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