Stellenkommentar UB IV WB 11, KSA 1, S. 507-508 569
vom weisen Silen als tragische Weisheit bejaht und im Sinne Schopenhauers
gedeutet: „Das Allerbeste", so der Silen, sei „nicht geboren zu sein, nicht zu
sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich - bald zu sterben"
(KSA 1, 35, 21-24). Im vorliegenden Kontext propagiert N. demgegenüber eine
„Verwandelung durch Liebe", die er in Wagners Opern repräsentiert sieht (507,
15 - 509, 16).
507, 17-18 die schlichten Motive der Wagnerischen Kunst] Zu den zentralen Mo-
tiven in Wagners Opern und Musikdramen gehören ein Changieren zwischen
spiritueller und sinnlicher Liebe, der Anspruch auf bedingungslose Treue, As-
pekte einer von Schopenhauer beeinflussten Mitleidsethik sowie eine Selbst-
aufgabe für die Liebe, die zur Einheit von Liebe und Tod führt und den Unter-
gang des Individuums zur Folge hat.
507, 23 Motiv des fliegenden Holländers] Vgl. NK 438, 2-3.
507, 26 Motiv des Tannhäuser] Vgl. NK 438, 3.
507, 30 Motiv des Lohengrin] Vgl. NK 438, 3.
507, 33-34 Motiv der Meistersinger] Vgl. NK 438, 4.
508, 8 Motiv in Tristan und Isolde] Vgl. NK 438, 3-4.
508, 9 Im Ringe des Nibelungen] Im Folgenden resümiert N. die Handlung der
Opern-Tetralogie Der Ring des Nibelungen, die er als Höhepunkt von Wagners
künstlerischem Schaffen betrachtet. Sein Fazit im Hinblick auf den Gott Wotan
lautet wenig später: „er ist frei geworden in Liebe, frei von sich selbst" (509,
15-16). Der egoistischen Individualität steht die selbstlose Liebe also diametral
gegenüber. Wagner legte für sein Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen, das
er als vierteilige Dichtung konzipierte und dessen Text er am 15. Dezember
1852 vollendete, schon im Untertitel die Aufführung „in drei Tagen und einem
Vorabend" fest. Das Opus besteht aus den Teilen Das Rheingold (Uraufführung
1869), Die Walküre (Uraufführung 1870), Siegfried (Uraufführung 1876) und
Götterdämmerung (Uraufführung 1876). Noch in der Schrift Menschliches, Allzu-
menschliches II, in der N. auch bereits seine mittlerweile vollzogene Emanzipa-
tion von Wagner reflektiert, bezeichnet er den vierteiligen Riesenbau Der Ring
des Nibelungen als „den grössten Sieg, den je ein Künstler errungen hat"
(KSA 2, 370, 21).
508, 9 Im Ringe des Nibelungen ist der tragische Held ein Gott] Wotan, der
oberste Gott der germanischen Mythologie, fungiert als eine zentrale Figur in
der Oper Das Rheingold, die Wagners vierteiliges Bühnenfestspiel Der Ring des
Nibelungen eröffnet. Vgl. dazu NK 480, 1-2. Wagner lässt Wotan als einen tragi-
schen Helden erscheinen, der durch sein Machtbedürfnis korrumpiert wird und
vom weisen Silen als tragische Weisheit bejaht und im Sinne Schopenhauers
gedeutet: „Das Allerbeste", so der Silen, sei „nicht geboren zu sein, nicht zu
sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich - bald zu sterben"
(KSA 1, 35, 21-24). Im vorliegenden Kontext propagiert N. demgegenüber eine
„Verwandelung durch Liebe", die er in Wagners Opern repräsentiert sieht (507,
15 - 509, 16).
507, 17-18 die schlichten Motive der Wagnerischen Kunst] Zu den zentralen Mo-
tiven in Wagners Opern und Musikdramen gehören ein Changieren zwischen
spiritueller und sinnlicher Liebe, der Anspruch auf bedingungslose Treue, As-
pekte einer von Schopenhauer beeinflussten Mitleidsethik sowie eine Selbst-
aufgabe für die Liebe, die zur Einheit von Liebe und Tod führt und den Unter-
gang des Individuums zur Folge hat.
507, 23 Motiv des fliegenden Holländers] Vgl. NK 438, 2-3.
507, 26 Motiv des Tannhäuser] Vgl. NK 438, 3.
507, 30 Motiv des Lohengrin] Vgl. NK 438, 3.
507, 33-34 Motiv der Meistersinger] Vgl. NK 438, 4.
508, 8 Motiv in Tristan und Isolde] Vgl. NK 438, 3-4.
508, 9 Im Ringe des Nibelungen] Im Folgenden resümiert N. die Handlung der
Opern-Tetralogie Der Ring des Nibelungen, die er als Höhepunkt von Wagners
künstlerischem Schaffen betrachtet. Sein Fazit im Hinblick auf den Gott Wotan
lautet wenig später: „er ist frei geworden in Liebe, frei von sich selbst" (509,
15-16). Der egoistischen Individualität steht die selbstlose Liebe also diametral
gegenüber. Wagner legte für sein Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen, das
er als vierteilige Dichtung konzipierte und dessen Text er am 15. Dezember
1852 vollendete, schon im Untertitel die Aufführung „in drei Tagen und einem
Vorabend" fest. Das Opus besteht aus den Teilen Das Rheingold (Uraufführung
1869), Die Walküre (Uraufführung 1870), Siegfried (Uraufführung 1876) und
Götterdämmerung (Uraufführung 1876). Noch in der Schrift Menschliches, Allzu-
menschliches II, in der N. auch bereits seine mittlerweile vollzogene Emanzipa-
tion von Wagner reflektiert, bezeichnet er den vierteiligen Riesenbau Der Ring
des Nibelungen als „den grössten Sieg, den je ein Künstler errungen hat"
(KSA 2, 370, 21).
508, 9 Im Ringe des Nibelungen ist der tragische Held ein Gott] Wotan, der
oberste Gott der germanischen Mythologie, fungiert als eine zentrale Figur in
der Oper Das Rheingold, die Wagners vierteiliges Bühnenfestspiel Der Ring des
Nibelungen eröffnet. Vgl. dazu NK 480, 1-2. Wagner lässt Wotan als einen tragi-
schen Helden erscheinen, der durch sein Machtbedürfnis korrumpiert wird und