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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0337
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322 Morgenröthe

Dieses stellt N. in der Morgenröthe als ein Grundmotiv des menschlichen Le-
bens dar. Es geht schließlich in das ontologische Prinzip des „Willens zur
Macht" über.

276
215, 5 Wie oft! Wie unverhofft!] Das Bonmot „von jenen Weibern, deren
Fleisch willig und deren Geist schwach ist" (215, 8 f.) kehrt das Diktum des
Evangeliums um: „Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach" (Matthäus
26, 41).
277
215, 11 Warme und kalte Tugenden.] N. relativiert hier den Begriff der
Tugend, indem er den „Mut" aufgrund ganz verschiedener Äußerungsformen
von der moralischen Grundqualität - dem „Gutsein" (215, 16) - ablöst, um ihn
schließlich auf das zu reduzieren, was die Menschheit „nützlich" (215, 19) fin-
det und als edel wertet, wie die Metapher des „Edelsteins" zu verstehen gibt.
278
215, 23 Das verbindliche Gedächtniss.] Das „verbindliche Gedächt-
niss", das sich auf das Festhalten des „Guten" bei anderen und bei sich selbst
richtet, entsteht nicht etwa aus einer ,moralisch' guten Disposition zum Wohl-
wollen, sondern dient wiederum nur dem „Gefühl der Macht": nämlich dazu,
andere Menschen „in einer angenehmen Abhängigkeit" zu halten (215, 27) und
sich selbst wohlzutun - Letzteres wird allerdings nicht recht klar.
279
216, 5 Worin wir Künstler werden.] Diese psychologische Beobachtung
folgt der für N.s aufklärerische Schriften charakteristischen Intention, „Ideale"
(216, 7) und Idealisierungsprozesse desillusionierend zu analysieren.
280
216, 14 Kindlich.] Säkularisierende Anspielung auf Matthäus 18, 3: Wenn
ihr nicht „werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kom-
 
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