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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0366
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Stellenkommentar Viertes Buch, KSA 3, S. 242-244 351

Anhänger der Aristotelischen Philosophie, die Peripatetiker, ihre philosophi-
sche (Hoch-)Schule hatten; der Epikureer, die nach Epikur, dem Begründer ih-
rer Schule benannt wurden und dessen „Garten", den „Kepos", für ihre Zusam-
menkünfte zur Verfügung hatten; der Stoiker, die ihren Namen von der „Stoa
poikile", der „bunten Säulenhalle" in Athen erhielten, in welcher Zenon lehrte,
der Begründer dieser Schule. Die von N. am Ende seines Textes genannten
„Cyniker" bildeten zwar auch eine eigene philosophische Richtung, hatten
aber keine feste ,Schule'. Sie hingen schon von ihrem Ursprung her eng mit
den Stoikern zusammen, denn Antisthenes, der nach dem Zeugnis des Dioge-
nes Laertios den ,Kynismus' begründete, war eng verbunden mit der Entste-
hung der stoischen Philosophie. Als deren radikalere Variante breitete sich der
Kynismus aus. Dessen bekanntester Vertreter, Diogenes von Sinope, war noch
lange durch Anekdoten berühmt; auf die Frage, warum er am hellichten Tage
mit einer Laterne umhergehe, antwortete er: ich suche Menschen (N. spielt
später, in FW 125, darauf an); als Alexander der Große ihm einen Wunsch frei-
stellte, erwiderte er: er solle ihm aus der Sonne gehen, denn er war im Übrigen
mit seinem Leben in einer Tonne ganz zufrieden. In Athen wetteiferten die
verschiedenen philosophischen Schulen miteinander; jahrhundertelang zogen
sie die an griechischer Philosophie interessierten Bildungsreisenden aus dem
Römischen Reich an. Das „Glück", εύδαιμονία, das N. in seinem Text themati-
siert, ist ein im Deutschen nicht adäquat wiederzugebender (vgl. NK M 456)
Zentralbegriff aller philosophischen Schulen und Richtungen. Sie suchten das
,Glück' auf unterschiedlichste Weise zu erreichen. Für die Kyniker lag es in
einer zur Schau getragenen Bedürfnislosigkeit und Unabhängigkeit.

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243, 27 Grund vieler Verkennung.] Dieser Text zeugt besonders deutlich
von N.s physiologischer Reduktion der Moral: Die Formen der „Moralität" sind
demnach von Zuständen der „Nervenkraft" abhängig. In einem analogen Ver-
fahren unterscheidet N. in M 371 das „Böse der Stärke" von einem „Bösen der
Schwäche" und verwendet hierbei explizit die Bezeichnung „physiologisch"
(244, 27 f.).

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244, 5 Sich über seine Erbärmlichkeit zu heben.] In seinen frühen
Schriften kultiviert N. das Pathos des Erhabenen (vgl. den Überblickskommen-
tar zu GT in NK 1/1, S. 60-62); beginnend mit Menschliches, Allzumenschliches
 
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