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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0368
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Stellenkommentar Viertes Buch, KSA 3, S. 244-246 353

373
245, 16 Verrätherischer Tadel.] Lob und Tadel sind in der Moralistik be-
liebte Themen und werden auf die sich in ihnen verratenden ,moralischen'
Motive und Voreinstellungen (Vorurteile) hin untersucht. N. spielt dies an zwei
verschiedenen Bewertungsweisen der mangelnden Menschenkenntnis durch.
Vgl. Μ 140.

374
245, 21 Werth des Opfers.] Ein Nachklang von M 146. In M 45 wird das
Opfer im Dienst der „Erkenntniss der Wahrheit" (52, 23 f.) und generell der
„Erkenntniss" gepriesen. Zur skeptischen Relativierung des Opfergedankens
vgl. aber M 215. Zum „Opfer" vgl. auch die nachgelassenen Notate vom Herbst
1880 in KSA 9: 6[137], 6[168], 6[178], 6[179].

375
245, 26 Zu deutlich reden.] Aus besonderem Interesse an der Rhetorik,
das schon seine Basler Rhetorik-Vorlesungen zeigen, geht N. immer wieder
auch auf psychologische Aspekte des Redens ein. Vgl. Μ 347, M 353.
376
246, 9 Viel schlafen.] Das Rezept „viel schlafen, eigentlich und unei-
gentlich" (246, 13) gilt der von N. aufgrund seiner eigenen krisenhaften Zustän-
de und insbesondere aufgrund seiner vielfach beklagten Müdigkeit infolge
mangelnden Schlafs immer wieder reflektierten Notwendigkeit einer zuträgli-
chen Lebensweise: einer „Diät" im ursprünglichen Sinn des Worts. Der antiken
Tradition der Selbstermahnung folgend redet er sich selbst an: „mein lieber
Melancholiker". In einer Reihe von Aphorismen reflektiert N. die Gefahren der
Melancholie (vgl. etwa M 382, M 384), die seit jeher als Schicksal des Gelehrten
(„morbus litteratorum") wie des Genies galt (vgl. NK M 14).
377
246, 18 Worauf phantastische Ideale rathen lassen.] Mit dem
„schwärmerischen Satz ,liebet eure Feinde'" zitiert N. die Bibel. In der Bergpre-
 
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