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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0042
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Überblickskommentar 19

rath" Wagner, wie dieser die persönliche Widmung für N. unterzeichnete (KGB
II 6/2, Nr. 1025, S. 788, Z. 7 u. NPB 642; vgl. NK KSA 6, 327, 19 f.), schreckte
bereits dessen Berufung auf den ,freigeistigen', radikalen Religions- und Kir-
chenkritiker Voltaire ab, der auch in mehreren Abschnitten von FW noch eine -
zumeist positive - Rolle spielt (vgl. FW 37, FW 94, FW 99, FW 101).
Überhaupt wandte sich N. seit der zweiten Hälfte der 1870er Jahre verstärkt
der Literatur und Philosophie der Aufklärung zu. Allerdings las er - wie auf
vielen anderen Themengebieten auch - vorrangig Sekundärwerke und weniger
die Originalschriften. Besonders eingehend beschäftigte er sich ausweislich der
vielen Lesespuren in seinem Exemplar mit der zweibändigen Monographie von
William Edward Hartpole Lecky: Geschichte des Ursprungs und Einflusses der
Aufldärung in Europa (1873). Die weitgehende Orientierung an derlei Sekun-
därdarstellungen gilt auch für N.s sonstige Quellen aus der neuzeitlichen Lite-
ratur und Philosophie. Zumeist zog er zeitgenössische Literaturgeschichten
heran wie etwa Hermann Hettners Geschichte der französischen Literatur im
achtzehnten Jahrhundert (1860), in der er beispielsweise auch von Voltaires lei-
denschaflichem „Kampf gegen Kirche und Offenbarung" lesen konnte (Hettner
1860, 168).
In ähnlicher Weise verdankte N. auch seine Kenntnisse der neuzeitlichen
Philosophie vor allem Philosophiegeschichten wie Kuno Fischers Geschichte
der neuern Philosophie (1852-1904) und Friedrich Ueberwegs Grundriss der
Geschichte der Philosophie (1863-1866/67), die N.s Äußerungen zur neuzeitli-
chen Philosophie maßgeblich beeinflussten. Seine Descartes- (vgl. FW 276,
FW 357), Spinoza- (vgl. FW 37, FW 333, FW 349, FW 372) und Leibniz-Kennt-
nisse (vgl. FW 354, FW 357) bezog N. vornehmlich aus den Bänden 1 und 2
von Fischers Werk; Franz Overbeck bat er brieflich am 8. Juli 1881 darum,
ihm „den Band Kuno Fischer's über Spinoza" zu besorgen (KSB 6/KGB III 1,
Nr. 123, S. 101, Z. 10). Darüber hinaus beruht auch seine Beschäftigung mit
Kant - abgesehen von der Vermittlung durch Schopenhauers 1819/1844 er-
schienenes Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung (Schopenhauer
1873-74, 2 u. 3) - im Wesentlichen auf der Lektüre zeitgenössischer Sekun-
därdarstellungen, v. a. des dritten Bandes von Ueberwegs Grundriss der Ge-
schichte der Philosophie (1866), des dritten und vierten Bandes von Fischers
Geschichte der neuern Philosophie (in der zweiten Auflage von 1869 bzw. drit-
ten Auflage von 1882) sowie später des Buchs seines alten Freundes Heinrich
Romundt: Grundlegung zur Reform der Philosophie. Vereinfachte und erweiterte
Darstellung von Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft (1885). Außerdem
besaß N. die 1878 publizierte Dissertation über Kant's Lehre vom Ding an sich
von Rudolf Lehmann. Eine eigene Kant-Ausgabe hingegen hatte N. in seiner
persönlichen Bibliothek nicht, obwohl er auf den Philosophen aus Königsberg
 
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