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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0065
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42 Die fröhliche Wissenschaft

dem die sprechende Titelfigur den Gottestod verkündet), lassen sich - gemäß
dem Titelentwurf - als Kernstück des Dritten Buchs betrachten. Auf dieses folgt
im letzten Teil von FW III eine über 120 Abschnitte umfassende Reihe mehr
oder weniger sentenziöser Kurztexte (FW 154-275) vermischten Inhalts, die vie-
le Themen wieder aufgreifen und schlaglichtartig neu perspektivieren, die in
den vorangehenden Büchern I-III bereits zur Sprache gekommen waren; sie
eröffnen aber zum Teil auch schon weitere Themenfelder, die in FW IV und
FW V dann noch intensiver bestellt werden: Tugend und Moral (FW 159,
FW 160, FW 214, FW 259), Geschlecht (FW 221, FW 227) und Kunst/Dichtung
(FW 183, FW 222, FW 234, FW 241), Arbeit (FW 188) und Fleiß (FW 210), Armut
und Reichtum (FW 163, FW 185, FW 199, FW 202, FW 204, FW 206, FW 257),
Recht (FW 184) und Schuld/Strafe (FW 219, FW 250), menschliche Größe
(FW 155, FW 208, FW 225, FW 251), Hab- und Selbstsucht (FW 242, FW 249,
FW 252), Nachahmung (FW 255) und Originalität (FW 261), Tiefe und Oberflä-
che (FW 158, FW 173, FW 256) usw. Den Schlussstein des Dritten Buchs bilden
jene acht Frage-Antwort-Sentenzen (FW 268-275), über die Heinrich Köselitz
am 22. August 1882 an N. schrieb: „Das sind wahrhaftig die Grundpfeiler Ihrer
Moralität" (KGB III 2, Nr. 136, S. 277, Z. 33-35).
Einige der genannten Themen tauchen, wie angedeutet, in den 67 Ab-
schnitten des Vierten Buchs (FW 276-342) erneut und in größerer Ausführlich-
keit auf. In seiner großen inhaltlichen Spannbreite erinnert dieses Buch, mit
dem die Erstausgabe von FW endete, wieder an den offenen Aufbau des Ersten
Buchs. Insbesondere religions-, moral- und tugendkritische Gedankengänge
(FW 280, FW 285, FW 289, FW 292, FW 294, FW 296, FW 300, FW 304, FW 305,
FW 319, FW 321, FW 326, FW 328, FW 335, FW 338) nehmen einen großen Raum
ein, aber auch (die Verhältnisse von) Wissenschaft und Kunst werden wieder
ins Visier genommen (FW 290, FW 293, FW 299), ebenso das kontemplative
Leben der Muße (FW 280, FW 301, FW 329) und die Philosophie der griechi-
schen Antike (FW 306, FW 340), wobei abermals mit unterschiedlichen Per-
spektiven experimentiert wird. Das bereits in den vorangehenden Büchern ver-
einzelt vorkommende Motiv der Seefahrt tritt im Vierten Buch noch auffälliger
in Erscheinung; es verweist sinnbildlich auf den Tod (FW 278), auf die Freund-
schaft (FW 279), den Aufbruch in neue Welten (FW 283, FW 289, FW 302) oder
auf die Gefährdetheit des menschlichen Lebens (FW 318). Von den vorangehen-
den Büchern I-III unterscheidet sich FW IV jedoch nicht nur durch eine andere
Verteilung und Intensivierung bereits zuvor behandelter Themen bzw. ange-
klungener Motive sowie durch den Umstand, dass es als einziges den ihm im
Werkplan vom Frühjahr 1882 (wo es allerdings noch an erster Stelle stand)
zugedachten Titel „Sanctus Januarius" behielt und ihm außerdem ein eigenes
Mottogedicht („Der du mit dem Flammenspeere") vorangestellt wurde. Viel-
 
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