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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 1. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73066#0074
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Überblickskommentar 51

meiner Existenz-Bedingungen", und über die gesamte Erstausgabe von FW
heißt es, sie sei „das Persönlichste aller meiner Bücher", das allein schon
deshalb „eine ,fröhliche' Wirkung" erwarten lasse, weil „alles sehr Persönliche
ganz eigentlich komisch ist" (Ende August 1882, KSB 6/KGB III 1, Nr. 292,
S. 247, Z. 19-25). An Jacob Burckhardt schreibt N. schon ein paar Wochen früher
ganz ähnlich, er solle FW „mit einem vorgefaßten Wohlwollen" lesen,
„denn, wenn Sie das nicht thun, so werden Sie bei diesem Buche ,die fröhliche
Wissenschaft' nur zu spotten haben (es ist gar zu persönlich, und alles Persön-
liche ist eigentlich komisch)" (vermutlich 2./3. August 1882, KSB 6/KGB III 1,
Nr. 277, S. 234, Z. 4-7).
Wie auch immer man diese persönliche Komik und Spottanfälligkeit genau
zu verstehen hat: Deutlich wird, dass N. gemäß dem Prinzip des „mihi ipsi scrip-
si" (vgl. den Brief an Erwin Rohde von Mitte Juli 1882, KSB 6/KGB III 1, Nr. 267,
S. 226, Z. 27) seinen Freunden FW - und insbesondere das Vierte Buch - als ein
Werk über und für sich selbst präsentierte (vgl. die Reflexionen zur „monologi-
schen Kunst" in FW 367, 616, 17). Dazu passt nicht nur, dass er noch im Juli
1884 „den letzten Theil [das Vierte Buch] der ,fröhlichen Wissenschaft'" als ein
„,Mich-Erklären‘" bezeichnet (an Franz Overbeck, 12. 07. 1884, KSB 6/KGB III 1,
Nr. 518, S. 512, Z. 27 f.). Vielmehr schließt auf spezifische Weise auch die Vorrede
zur zweiten Ausgabe von 1887 daran an, indem sie gleich zu Beginn ein persön-
liches Genesungs-Erlebnis als Entstehungsgrund der Erstausgabe darstellt, de-
ren Bedeutung gleichwohl über das Nur-Persönliche des Befindens von „Herrn
Nietzsche" (347, 2) hinausreiche. Dass FW (neben M) zu seinen „persönlichsten"
und ihm selbst „sympathischsten" Büchern zähle, betont N. auch noch im Brief
an Karl Knortz vom 21. Juni 1888 (KSB 8/KGB III 5, Nr. 1050, S. 340, Z. 33-35).
Den im Juli 1882 in mehreren Briefen mitgeteilten Entschluss, nach der
Erstausgabe dieses ,persönlichsten' Buchs für mehrere Jahre keine neuen Bü-
cher mehr zu veröffentlichen, hat N. schnell wieder aufgegeben. Zum ersten
Mal erwähnt N. ein mögliches neues Werk über „Zarathustra" schon am 20. Au-
gust 1882, dem Erscheinungstag von FW, gegenüber Köselitz, indem er voller
„Ekel und Mitleid" seinen Verleger Schmeitzner zitiert, der sich endlich ein
publikumswirksames Werk N.s wünscht und FW 342 als Ankündigung eines
solchen versteht: „Nach der letzten Nummer Ihres neuesten Buches zu urthei-
len, darf sich der Buchhändler nun freuen, wieder Bücher ,für das Publikum'
von Ihnen zu erhalten; das wird auch mehr Leben in den Absatz der älteren
bringen." (KSB 6/KGB III 1, Nr. 282, S. 238, Z. 25-31) Ein halbes Jahr später steht
nicht nur der - eher kein Buch nach breitem Publikums- und Verlegerge-
schmack verheißende - Titel für das neue Werk bereits fest: „Also sprach
Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen" (01. 02. 1883, KSB 6/KGB III 1,
Nr. 370, S. 321, Z. 36 f.). Vielmehr teilt N. Köselitz dann auch gleich mit, es gelte
 
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