Metadaten

Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 2. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.73067#0229
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1270 Die fröhliche Wissenschaft

NK FW 340. Zu FW 342 siehe u. a. auch Chapelle 1993, 69 f., Brusotti 1997b,
550-552, Higgins 2000, 152-155 u. 161-163, Loeb 2010, 240-242, Wotling 2010,
99 f., Loeb 2013, 646-650 und Saarinen 2019, 195 f.
571, 2-6 Als Zarathustra dreissig Jahr alt war, verliess er seine Heimath und den
See Urmi und gieng in das Gebirge. Hier genoss er seines Geistes und seiner
Einsamkeit und wurde dessen zehn Jahre nicht müde. Endlich aber verwandelte
sich sein Herz] Als Quelle für diese einleitende Erzählerrede konnte D'lorio
1993a, 395 eine Passage aus Friedrich von Hellwalds Culturgeschichte in ihrer
natürlichen Entwicklung bis zur Gegenwart nachweisen. N. hatte Franz Over-
beck am 8. Juli 1881 gebeten, das Buch für ihn auszuleihen (vgl. KSB 6/KGB III
1, Nr. 123, S. 100 f., Z. 6-10). Bei Hellwald konnte N. im Kapitel „Zarathustra's
Lehre" lesen: „Zarathustra, der grosse Prophet der Eränier, gewöhnlich nach
der von den Griechen überlieferten Form Zoroaster (ZwpodGrprip) genannt,
dessen Name im Zend übrigens eine schmucklose Bedeutung besitzt, stammte
aus Azerbeidschan und war geboren in der Stadt Urmi am gleichnamigen See
zwischen Kaspi- und Van-See. Im dreissigsten Lebensjahre verliess er die Hei-
mat, zog östlich in die Provinz Aria und verbrachte dort zehn Jahre in der Ein-
samkeit des Gebirges mit der Abfassung des Zend-Avesta beschäftigt. Nach Ver-
fluss dieser Zeit wandte er sich nach Balkh, verkündete seine neue Lehre und
behauptete göttliche Sendung." (Hellwald 1875, 128) Das folgende Nachlass-
Notat von 1881 entspricht in der Nennung der lebensgeschichtlichen Details
noch stärker Hellwalds Vorlage: „Mittag und Ewigkeit. // Fingerzeige zu
einem neuen Leben. // Zarathustra, geboren am See Urmi, verliess im
dreissigsten Jahre seine Heimat, gieng in die Provinz Aria und verfasste in den
zehn Jahren seiner Einsamkeit im Gebirge den Zend-Avesta." (NL 1881, 11[195],
KSA 9, 519, 12-17; Handschrift neben anderen ,Vorstufen' zu FW in M III 1, 3.)
Umgekehrt entfernt sich die Version in Za I Vorrede 1 noch weiter von der Quel-
le und ihrer topographischen Konkretheit, indem aus dem in FW 342 noch ge-
nannten „See Urmi" der namenlose „See seiner Heimat" wird (KSA 4, 11, 4).
Vgl. NK KSA 4, 11, 3-8.
571, llf. meinen Adler und meine Schlange] Vgl. FW 314 („Neue Hausthie-
re"), wo das sprechende Ich „meinen Löwen und meinen Adler um mich ha-
ben" will (548, 13 f.). Zum stolzen Adler und zur klugen Schlange vgl. das um
die Veröffentlichungszeit der Erstausgabe von FW entstandene Nachlass-Notat
NL 1882, 2[7], KSA 10, 45, 15-20: „Schlange, sprach Zarathustra, du bist das
klügste Thier unter der Sonne - du wirst wissen was ein Herz stärkt - mein
kluges Herz - ich weiß es nicht. Und du Adler, du bist das stolzeste Thier unter
der Sonne, nimm das Herz und trage es dorthin, wohin es verlangen wird -
das stolze Herz - ich weiß es nicht." Neben Adler und Schlange kommt später
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften