1274 Die fröhliche Wissenschaft
Stegmaier 2012b, 93 vermutet, N. habe das Zitat bei Ximenes Doudan
(1800-1872) gefunden, dessen Melanges et lettres (1878) er besaß und studierte,
allerdings nur die ersten beiden Bände, nicht den dritten Band, in dem das
Zitat exakt im selben Wortlaut wie bei N. enthalten ist. Doudan führt die angeb-
lichen Worte Turennes im Brief an Paul de Broglie vom 7. Juli 1855 als Beleg
für „le sentiment de l'exercice energique et profond de la volonte" - „den
Sinn für die energische und gründliche Willens-Ausübung" - an (Doudan
1878, 3, 347), ohne mitzuteilen, woher er sie kennt. Zwar hätte N., wie Steg-
maier 2012b, 95 des Weiteren in Erwägung zieht, das Zitat auch in Charles
Richets Artikel La Peur („Die Furcht") in der Revue des deux mondes vom
1. Juli 1886 lesen können, aber da er es sich ja bereits 1884 notierte, kommt
Richet nicht als primäre Quelle in Frage. Außerdem weicht der Wortlaut des
„mot fameux de Turenne" bei Richet 1886, 90 von Doudans und N.s Version
ab: „Tu trembles, carcasse, se dit-il ä lui-meme; tu tremblerais plus encore si
tu savais oü je vais te mener!" Nicht als Ausspruch Turennes, sondern Hein-
richs IV. (1553-1610) findet sich eine Variante des Zitats übrigens in Alexandre
Dumas' Les Quarante-Cinq: „Ah! murmura Henri, ah! tu as peur, carcasse
maudite, tu grelottes, tu trembles; attends, attends, je vais te faire trembler
pour quelque chose." (Dumas 1860, 205) - ,„Ah!‘ murmelte Heinrich, ,ah! du
hast Furcht, /99/ verfluchtes Gerippe, du zitterst und bebst; warte, ich will
dich für etwas zittern lassen." (Dumas 1847, 98 f.)
343.
Was es mit unserer Heiterkeit auf sich hat.] Das Notizheft N VII 1,
das N. zwischen April und Juni 1885 benutzte, enthält folgende kurze Vorstufe'
zu FW 343: „rNB.' Das größte Problem 'Ereignisse' gelangten™ am schwersten /
den M[enschen] zum Gefühl: rzb. die Thatsache™ daß Gott 'daß der christliche
Gott™ ,todt ist.' / Daß in unseren Erlebnissen nicht mehr eine 'himmliche™ Güte
ru Erziehung™, nicht / 'mehr™ eine göttl. Gerechtigkeit 'nicht überhaupt eine
immanente Moral nach menschlichem Maaße™ sich zeigt 'sich ausdrückt™, das
ist 'eine™ furcht=/bar'e Neuigkeit, welche noch ein paar Jahrhunderte bedarf,
um den Europ. zum Gefühl zu kommen:™ Das Schwergewicht ist plötzlich aus
allen / Dingen weg. r:und dann wird es eine Zeitlang scheinen, als ob alles
Schwergewicht aus den Dingen weg sei™. -" (KGW IX 1, N VII 1, 191, 24-39 =
NL 1885, 34[5], KSA 11, 424, 29-425, 8)
In Mp XV findet sich eine weitere Vorstufe', die dem Wortlaut der Druck-
fassung schon deutlich näher kommt: „Das größte neuere Ereigniß - daß der
Glaube an Gott unglaubwürdig geworden ist, daß ,Gott todt ist' - 'beginnt™ legt
Stegmaier 2012b, 93 vermutet, N. habe das Zitat bei Ximenes Doudan
(1800-1872) gefunden, dessen Melanges et lettres (1878) er besaß und studierte,
allerdings nur die ersten beiden Bände, nicht den dritten Band, in dem das
Zitat exakt im selben Wortlaut wie bei N. enthalten ist. Doudan führt die angeb-
lichen Worte Turennes im Brief an Paul de Broglie vom 7. Juli 1855 als Beleg
für „le sentiment de l'exercice energique et profond de la volonte" - „den
Sinn für die energische und gründliche Willens-Ausübung" - an (Doudan
1878, 3, 347), ohne mitzuteilen, woher er sie kennt. Zwar hätte N., wie Steg-
maier 2012b, 95 des Weiteren in Erwägung zieht, das Zitat auch in Charles
Richets Artikel La Peur („Die Furcht") in der Revue des deux mondes vom
1. Juli 1886 lesen können, aber da er es sich ja bereits 1884 notierte, kommt
Richet nicht als primäre Quelle in Frage. Außerdem weicht der Wortlaut des
„mot fameux de Turenne" bei Richet 1886, 90 von Doudans und N.s Version
ab: „Tu trembles, carcasse, se dit-il ä lui-meme; tu tremblerais plus encore si
tu savais oü je vais te mener!" Nicht als Ausspruch Turennes, sondern Hein-
richs IV. (1553-1610) findet sich eine Variante des Zitats übrigens in Alexandre
Dumas' Les Quarante-Cinq: „Ah! murmura Henri, ah! tu as peur, carcasse
maudite, tu grelottes, tu trembles; attends, attends, je vais te faire trembler
pour quelque chose." (Dumas 1860, 205) - ,„Ah!‘ murmelte Heinrich, ,ah! du
hast Furcht, /99/ verfluchtes Gerippe, du zitterst und bebst; warte, ich will
dich für etwas zittern lassen." (Dumas 1847, 98 f.)
343.
Was es mit unserer Heiterkeit auf sich hat.] Das Notizheft N VII 1,
das N. zwischen April und Juni 1885 benutzte, enthält folgende kurze Vorstufe'
zu FW 343: „rNB.' Das größte Problem 'Ereignisse' gelangten™ am schwersten /
den M[enschen] zum Gefühl: rzb. die Thatsache™ daß Gott 'daß der christliche
Gott™ ,todt ist.' / Daß in unseren Erlebnissen nicht mehr eine 'himmliche™ Güte
ru Erziehung™, nicht / 'mehr™ eine göttl. Gerechtigkeit 'nicht überhaupt eine
immanente Moral nach menschlichem Maaße™ sich zeigt 'sich ausdrückt™, das
ist 'eine™ furcht=/bar'e Neuigkeit, welche noch ein paar Jahrhunderte bedarf,
um den Europ. zum Gefühl zu kommen:™ Das Schwergewicht ist plötzlich aus
allen / Dingen weg. r:und dann wird es eine Zeitlang scheinen, als ob alles
Schwergewicht aus den Dingen weg sei™. -" (KGW IX 1, N VII 1, 191, 24-39 =
NL 1885, 34[5], KSA 11, 424, 29-425, 8)
In Mp XV findet sich eine weitere Vorstufe', die dem Wortlaut der Druck-
fassung schon deutlich näher kommt: „Das größte neuere Ereigniß - daß der
Glaube an Gott unglaubwürdig geworden ist, daß ,Gott todt ist' - 'beginnt™ legt