1594 Die fröhliche Wissenschaft
verzahntes Teilstück von FW (vgl. NK FW Anhang). Unter dem Druckmanu-
skript von FW 383 steht am rechten Seitenrand: „Schluß des 5. Buchs. Folgen
die ,Lieder des Prinzen Vogelfrei'" (D 16a, 58).
Zur Interpretation von FW 383 als ,Überleitung' zu FW Anhang vgl. auch
schon Lampert 1993, 441: „the spirits of his book [...] induce him [N.] to sing,
Songs of Prince Vogelfrei"; ähnlich Crawford 1998, 214 f., die dafür ebenfalls,
wie bereits Lampert 1993, 442, das Epitheton „Dionysian" bemüht und über-
dies den hohen Stellenwert des „dancing and singing" in FW insgesamt unter-
streicht. Mit Blick auf eine problembehaftete Übersetzung von Sprache in Lei-
denschaft liest Tongeren 2000, 100 den Text. Stegmaier 2012b, 629-640, stuft
FW 383 als „Satyrspiel" (ebd., 395 u. 626) ein und nimmt einige reduktive Ver-
eindeutigungen bzw. projektive Verschlagwortungen vor, indem er die ,Buch-
geister' kurzerhand mit den auf dem „anonymen Buchmarkt" (ebd., 632)
wartenden Lesern identifiziert, an die sich N. in einer selbstparodistischen An-
sprache wende, welche schließlich jedoch „ein ernstes Spiel auch mit dem
Wollen und den [sic] Willen zur Macht" (ebd., 637) treibe und eine „neue Tra-
gödie" einleite, nämlich die Tragödie des durch den ,Tod Gottes' geprägten
europäischen „Nihilismus" (ebd., 639).
637, 17 f. Aber indem ich zum Schluss dieses düstere Fragezeichen langsam,
langsam hinmale] Rückbezug auf „das eigentliche Fragezeichen" (637, 13 f.)
vom Ende des vorangehenden Textes. Eine solche direkte Aknüpfung eines Ab-
schnitts an seinen Vorgänger findet in FW sonst nur noch zu Beginn des Fünf-
ten Buchs statt: zu Beginn von FW 346 (vgl. NK 579, 28-30) - bezeichnender-
weise unter dem Titel „Unser Fragezeichen". Im Kommentar zu GD
argumentiert Andreas Urs Sommer für eine Verbindung zwischen GD Vorwort
und dem „Epilog" von FW, die über das „Fragezeichen" (vgl. KSA 6, 57, 7)
hergestellt wird (NK 6/1, S. 215).
637, 19 die Tugenden des rechten Lesens] So auch in D 16a, 58 und in GoA V,
344. Im Erstdruck steht dagegen: „die Tugenden des rechten Lesers" (Nietzsche
1887, 333). Vgl. auch den Schluss der zeitgleich mit der Vorrede zur Neuausgabe
von FW verfassten Vorrede zu M, wo das auktoriale Ich seinen fiktiven Lesern
die „Philologie" folgendermaßen als ,Tugend des rechten Lesens' anempfiehlt:
„Philologie [...] lehrt gut lesen, das heisst langsam, tief, rück- und vorsichtig,
mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Thüren, mit zarten Fingern und Au-
gen lesen ... Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkom-
mene Leser und Philologen: lernt mich gut lesen! -" (KSA 3, 17, 17-32) Hierzu
Schwab 2019, 52 f. Siehe auch den Schluss der auf „Juli 1887" datierten Vorrede
zu GM, wo das Autor-Ich zwar nicht eine ,Tugend', aber dafür eine „Kunst" des
Lesens einfordert: „Freilich thut, um dergestalt das Lesen als Kunst zu üben,
Eins vor Allem noth, was heutzutage gerade am Besten verlernt worden ist -
verzahntes Teilstück von FW (vgl. NK FW Anhang). Unter dem Druckmanu-
skript von FW 383 steht am rechten Seitenrand: „Schluß des 5. Buchs. Folgen
die ,Lieder des Prinzen Vogelfrei'" (D 16a, 58).
Zur Interpretation von FW 383 als ,Überleitung' zu FW Anhang vgl. auch
schon Lampert 1993, 441: „the spirits of his book [...] induce him [N.] to sing,
Songs of Prince Vogelfrei"; ähnlich Crawford 1998, 214 f., die dafür ebenfalls,
wie bereits Lampert 1993, 442, das Epitheton „Dionysian" bemüht und über-
dies den hohen Stellenwert des „dancing and singing" in FW insgesamt unter-
streicht. Mit Blick auf eine problembehaftete Übersetzung von Sprache in Lei-
denschaft liest Tongeren 2000, 100 den Text. Stegmaier 2012b, 629-640, stuft
FW 383 als „Satyrspiel" (ebd., 395 u. 626) ein und nimmt einige reduktive Ver-
eindeutigungen bzw. projektive Verschlagwortungen vor, indem er die ,Buch-
geister' kurzerhand mit den auf dem „anonymen Buchmarkt" (ebd., 632)
wartenden Lesern identifiziert, an die sich N. in einer selbstparodistischen An-
sprache wende, welche schließlich jedoch „ein ernstes Spiel auch mit dem
Wollen und den [sic] Willen zur Macht" (ebd., 637) treibe und eine „neue Tra-
gödie" einleite, nämlich die Tragödie des durch den ,Tod Gottes' geprägten
europäischen „Nihilismus" (ebd., 639).
637, 17 f. Aber indem ich zum Schluss dieses düstere Fragezeichen langsam,
langsam hinmale] Rückbezug auf „das eigentliche Fragezeichen" (637, 13 f.)
vom Ende des vorangehenden Textes. Eine solche direkte Aknüpfung eines Ab-
schnitts an seinen Vorgänger findet in FW sonst nur noch zu Beginn des Fünf-
ten Buchs statt: zu Beginn von FW 346 (vgl. NK 579, 28-30) - bezeichnender-
weise unter dem Titel „Unser Fragezeichen". Im Kommentar zu GD
argumentiert Andreas Urs Sommer für eine Verbindung zwischen GD Vorwort
und dem „Epilog" von FW, die über das „Fragezeichen" (vgl. KSA 6, 57, 7)
hergestellt wird (NK 6/1, S. 215).
637, 19 die Tugenden des rechten Lesens] So auch in D 16a, 58 und in GoA V,
344. Im Erstdruck steht dagegen: „die Tugenden des rechten Lesers" (Nietzsche
1887, 333). Vgl. auch den Schluss der zeitgleich mit der Vorrede zur Neuausgabe
von FW verfassten Vorrede zu M, wo das auktoriale Ich seinen fiktiven Lesern
die „Philologie" folgendermaßen als ,Tugend des rechten Lesens' anempfiehlt:
„Philologie [...] lehrt gut lesen, das heisst langsam, tief, rück- und vorsichtig,
mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Thüren, mit zarten Fingern und Au-
gen lesen ... Meine geduldigen Freunde, dies Buch wünscht sich nur vollkom-
mene Leser und Philologen: lernt mich gut lesen! -" (KSA 3, 17, 17-32) Hierzu
Schwab 2019, 52 f. Siehe auch den Schluss der auf „Juli 1887" datierten Vorrede
zu GM, wo das Autor-Ich zwar nicht eine ,Tugend', aber dafür eine „Kunst" des
Lesens einfordert: „Freilich thut, um dergestalt das Lesen als Kunst zu üben,
Eins vor Allem noth, was heutzutage gerade am Besten verlernt worden ist -