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Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Walter de Gruyter GmbH & Co. KG [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,2, 2. Teilband): Kommentar zu Nietzsches "Die fröhliche Wissenschaft" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2022

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https://doi.org/10.11588/diglit.73067#0560
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Stellenkommentar FW Anhang, KSA 3, S. 639 1601

fromme Beppa" als viertes ,Lied' wieder auf, bewahrt also seine numerische
Stellung. Abgesehen von kleineren, typographischen Änderungen erhält auch
„Das nächtliche Geheimniss", fünfter Text der IM, mit „Der geheim-
nissvolle Nachen" einen neuen Titel, behält aber ebenfalls seine Position
als Nachfolger des vorigen Gedichts. Das sechste IM-Gedicht, „,Pia, carita -
tevole, amorosissima'. (Auf dem campo santo.)", wird wieder, wie schon
das zweite, ersatzlos gestrichen, während das siebte, „Vogel Albatross",
abermals nur marginal in Interpunktion und Typographie bearbeitet, dafür
aber um die ursprünglich zweite Strophe gekürzt, in FW Anhang auf Platz
sechs vorrückt und mit „Liebeserklärung / (bei der aber der Dichter in
eine Grube fiel -)" einen völlig anderen Titel erhält. Am durchgreifendsten fällt
die Überarbeitung beim Schlussgedicht der IM aus: Aus dem zweistrophigen
„Vogel-Urtheil" wird das sechsstrophige Gedicht „Dichters Berufung",
das von ganz hinten nach vorn gezogen wird und als zweiter Text in FW An-
hang nach dem Ende 1884 konzipierten Eingangsgedicht „An Goethe" die
Reihe der überarbeiteten IM eröffnet.
Von den sieben folgenden Gedichten, allesamt schon enthalten in jenem
Werkplan von 1885/86 zu JGB, der als „Anhang" die „Lieder und Pfeile des
Prinzen Vogelfrei" vorsieht (KGW IX 5, W I 8, 168, 2-35 = NL 1885/86, 2[47],
KSA 12, 84, 18-85, 18), sind vier ebenfalls erst im Herbst 1884 entworfen wor-
den bzw. entstanden: „,Diesen ungewissen Seelen'" (im Werkplan
noch unter dem Titel „An gewisse Lobredner"), „Rimus remedium. / Oder:
Wie kranke Dichter sich trösten", „,Mein Glück!'" (im zitierten Werkplan
noch unter dem Titel „,Die Tauben von San Marco'") sowie das Schlussgedicht
„An den Mistral. / Ein Tanzlied". Die drei kürzeren Texte „Narr in Ver-
zweiflung", „Nach neuen Meeren" und „Sils-Maria" gehen dagegen
wiederum auf Gedichtentwürfe aus der Zeit kurz nach der Publikation von IM
bzw. FW zurück, namentlich auf den Sommer bzw. Herbst/Winter 1882/1883.
Wenn N. in der Werkretraktation EH FW, KSA 6, 333, 24 f. schreibt, „Die Lie-
der des Prinzen Vogelfrei [seien] zum besten Theil in Sicilien gedichtet"
worden, dann erweist sich diese Äußerung nicht nur deshalb als fragwürdig,
weil sie die teils gravierenden späteren Überarbeitungen der IM-Gedichte ver-
schleiert, sondern überdies, weil sie mit der Rede vom „besten Theil", die ange-
sichts der Zahlenverhältnisse ja zumindest nicht den ,größten Teil' bezeichnen
kann, ein Qualitätsurteil nahelegt, das allein schon durch die in EH FW folgen-
de besondere Hervorhebung von „An den Mistral" (entstanden in Süd-
frankreich; vgl. den Stellenkommentar) konterkariert wird.
Wie schon für die Publikation der IM, die „mit zierlichen und eleganten
Lettern gedruckt werden" sollten (Brief an Ernst Schmeitzner, Mitte Mai 1882,
KSB 6/KGB III 1, Nr. 227, S. 193, Z. 9 f.), legte N. auch im Fall von FW Anhang
 
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