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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0173
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Stellenkommentar JGB 13, KSA 5, S. 27 153

lieh im Hinblick auf die Seelenkonzeption bei Platon (vgl. Lippert 1881, 264)
und im Christentum (vgl. Engelhardt 1878, 235).
Zur systematischen Fruchtbarkeit der Konzeption einer „Subjekts-Vielheit“
siehe z. B. Schlimgen 1999, 165 f. u. Saar 2007, 104 f.» zu ihren philosophischen
Folgewirkungen Gander 2006, 10 f.
27, 18f. Indem der neue Psycholog dem Aberglauben ein Ende bereitet] Vgl.
NK39, 4f.
27, 23-25 zuletzt aber weiss er sich eben damit auch zum Erfinden verur-
theilt — und, wer weiss? vielleicht zum Finden] Den Romantikern und Idealis-
ten hat JGB 11, KSA 5, 25, 8 f. gerade vorgehalten, dass sie „finden“ und „erfin-
den“ noch nicht unterscheiden konnten. Die Evokation des Gegensatzpaares
in JGB 12 bindet die beiden thematisch disparaten Abschnitte rhetorisch anein-
ander.

13.
27, 27-28, 3 Die Physiologen sollten sich besinnen, den Selbsterhaltungstrieb
als kardinalen Trieb eines organischen Wesens anzusetzen. Vor Allem will etwas
Lebendiges seine Kraft auslassen — Leben selbst ist Wille zur Macht die
Selbsterhaltung ist nur eine der indirekten und häufigsten Folgen davon. —
Kurz, hier wie überall, Vorsicht vor überflüssigen teleologischen Principi-
en! — wie ein solches der Selbsterhaltungstrieb ist (man dankt ihn der Inconse-
quenz Spinoza’s — ). So nämlich gebietet es die Methode, die wesentlich Principi-
en-Sparsamkeit sein muss.] Die Vorfassung findet sich in NL 1885/86, KSA 12,
2[63], 89 (KGW IX 5, W I 8, 151, 2-8) und lautet: „Die Physiologen sollten sich
besinnen, den Erhaltungstrieb als kardinalen Trieb eines organischen Wesens
anzusetzen: vor allem will etwas Lebendiges seine Kraft auslassen: die »Erhal-
tung4 ist nur eine der Consequenzen davon. — Vorsicht vor überflüssigen teleo-
logischen Principien! Und dahin gehört der ganze Begriff »Erhaltungstrieb4.“
(Noch rudimentärer ist die Fassung in NL 1884, KSA 11, 26[277], 222 f.) Die auf-
fälligste Differenz von JGB 13 zur Manuskriptfassung in NL 1885/86, KSA 12,
2[63], 89 besteht in der Identifikation von „Leben“ und „Willen zur Macht“
sowie dem durch diesen Einschub in 27, 30 erzeugten neuen Ableitungsverhält-
nis: Während die „Erhaltung“ in der Nachlassaufzeichnung eine Konsequenz
aus dem allem Lebendigen zugeschriebenen Kraftauslassen ist, erscheint sie
in der Druckfassung als eine Konsequenz des Lebens qua „Wille zur Macht“.
Die berühmte Formel des „Willens zur Macht“ wird also erst nachträglich in
den Gedankengang hineingetragen, unterwirft ihn dann aber ihrer rhetori-
schen und auch ableitungslogischen Dominanz.
 
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