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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0216
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196 Jenseits von Gut und Böse

nischen Raum fest: Während Teichmüller von „der Sprache“ an sich handelt,
meint er doch nur die indogermanische Sprache und verallgemeinert unzuläs-
sig, dass in jeder Sprache ein solches prominentes Ich gesetzt sei. Diese Verall-
gemeinerung weist JGB 20 unter Hinweis auf das Ural-Altaische zurück und
erklärt das Subjekt zu etwas auch sprachlich Kontingentem, freilich auf der
Grundlage von physiologischen Bedingungen - Teichmüller hingegen bemüht
die „Psychologie“. Zu N. und Sprachrelativismus vgl. auch Albrecht 1979 und
Thurnher 1980.
34, TJ gemeinsamen Philosophie der Grammatik] Vgl. NK 11, 16-12, 3.
35, 7 f. So viel zur Zurückweisung von Locke’s Oberflächlichkeit in Bezug auf die
Herkunft der Ideen.] Ausführlicher mit John Locke beschäftigt sich JGB 252, KSA
5, 195. In NL 1885, KSA 11, 40[34], 646, 4 (hier korrigiert nach KGW IX 4, W I
7, 59, 9-13) wird gefragt: „Aber was halten (wir} von den »angeborenen Ideen4,
welche Locke in Zw. zog? Es ist sicherlich viel mehr wahr als nur dies, daß
Ideen angeboren werden, vorausgesetzt, daß man den Akt der Geburt nicht bei
dem Wort »angeboren4 unterstreicht.“ Oberflächlichkeit ist ein Vorwurf, den
sich der englische Empirist auch in NL 1885, KSA 11, 36[32], 564, 4-6 (ent-
spricht KGW IX 4, W I 4, 26, 25-28) gefallen lassen muss: „Gegen solche Ein-
siedler des Geistes und Gewissens [sc. z. B. Pascal und Spinoza] gerechnet sind
Hume und Locke Menschen der Oberfläche“.

21.
35,10-20 Die causa sui ist der beste Selbst-Widerspruch, der bisher ausgedacht
worden ist, eine Art logischer Nothzucht und Unnatur: aber der ausschweifende
Stolz des Menschen hat es dahin gebracht, sich tief und schrecklich gerade mit
diesem Unsinn zu verstricken. Das Verlangen nach „Freiheit des Willens“, in je-
nem metaphysischen Superlativ-Verstande, wie er leider noch immer in den Köp-
fen der Halb-Unterrichteten herrscht, das Verlangen, die ganze und letzte Verant-
wortlichkeit für seine Handlungen selbst zu tragen und Gott, Welt, Vorfahren,
Zufall, Gesellschaft davon zu entlasten, ist nämlich nichts Geringeres, als eben
jene causa sui zu sein] Vgl. NK 29, 5-16 und NK KSA 6, 76, 23-26, ferner KGW
IX 8, W II 5, 91. Den Begriff der causa sui, „Ursache seiner selbst“ oder „Selbst-
ursache“, gebraucht auf Griechisch - aiTiov eoiutoü - bereits Plotin, aber nicht
um über individuelle (menschliche) Wesen zu sprechen, sondern über die ab-
solute Selbstbestimmtheit des Einen (Plotin: Enneaden VI 8, 14, 41; 13, 55; 18,
49 u. 20,1-3). Berühmt geworden ist der Begriff dann vor allem durch Spinoza,
dessen Ethik mit folgender Definition beginnt: „Per causam sui intelligo id cu-
jus essentia involvit existentiam sive id cujus natura non potest concipi nisi
 
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