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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0710
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690 Jenseits von Gut und Böse

solventen des Tübinger Stifts (vgl. NK KSA 6, 176, 17-19) bzw. im Deutschen
Idealismus Schellings und Hegels idealtypisch repräsentiert fand, siehe NK
KSA 6, 176, 20 f. u. NK KSA 6, 233, 29-33. Den schwäbischen Dichtern stand N.
ebenfalls vorbehaltvoll gegenüber (NL 1884, KSA 11, 26[307], 232).
Das Oxymoron „Gutmüthig und tückisch“ wird in der Vorarbeit KGW IX 4,
W I 5, 32 u. 30 ohne Anführungszeichen gesetzt (in NL 1885, KSA 11, 34[97],
453, 14 f. bzw. KGW IX 1, N VII 1, 130, 20-22 stehen diese Anführungszeichen
allerdings wieder); als direktes Zitat lässt es sich nicht nachweisen. Die Paa-
rung ist seit Jacob Grimms Deutscher Mythologie bei der Charakterisierung
nicht etwa von Schwaben, sondern von Riesen geläufig: „Ein solches wesen ist
in seiner ruhe gutmütig und plump; aufgereizt aber wild, tückisch und heftig“
(Grimm 1835, 304).
186, 3 ad oculos demonstrirt] Vor Augen geführt, durch Augenschein bewie-
sen.
186, Hf. Dyspeptiker] Dyspeptiker leiden an Verdauungsstörung, vgl. NK KSA
6, 302, 32 u. zu Thomas Carlyle als exemplarischem Dyspeptiker NK KSA 6,119,
12 f. N., der selbst darunter litt (vgl. Volz 1990,119-150), thematisiert Dyspepsie
immer wieder, besonders pointiert etwa in FW Vorspiel 24, wo Dyspepsie und
Pessimismus enggeführt werden. Vgl. NK 231, 3.
186,17f. Redlichkeit: sie ist seine eigentliche Mephistopheles-Kunst, mit ihr
kann er es „noch weit bringen“!] Zur Redlichkeit und ihren Schattenseiten siehe
JGB TU. Der Famulus Wagner gibt in Goethe: Faust I, V. 572 f. seiner Bewunde-
rung über die Geistesleistungen der Altvorderen lebhaft Ausdruck, indem er
vor ihrem Hintergrund die noch größeren Leistungen der Neueren erblickt: „Zu
schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht, / Und wie wir’s dann zuletzt
so herrlich weit gebracht.“ Mephistopheles ist hier indes noch nicht im Spiel.
Es „noch weit bringen“ war bereits im 18. Jahrhundert eine feststehende Rede-
wendung.
186, 30 f. man heisst nicht umsonst das „dusche“ Volk, das Täusche-Volk...] In
der zeitgenössischen Altgermanistik, beispielweise im Wörterbuch zum altdeut-
schen Lesebuch von N.s kurzzeitigem Basler Kollegen Wilhelm Wackernagel,
war die etymologische Erkenntnis längst etabliert, dass mittelhochdeutsch „in
husche u. ohne in ganz adverbial tiutischin, huschen auf Deutsch“ bedeutete
(Wackernagel 1861, 59), das Verb „huschen, teuschen“ hingegen „sein Gespött
mit jemand treiben, ihn betrügen“ (ebd., 292). Rupschus 2013,113-116 vermutet,
dass N. in 186, 30 f. hier ebenso wie mit Za IV Die Begrüssung, KSA 4, 350, 7-
9 auf Wagners Aufsatz Was ist deutsch? anspielt (vgl. NK 184, 25-27), wo es
heißt: „Jakob Grimm hat dagegen nachgewiesen, daß ,diutisk‘ oder ,deutsch4
 
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