Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0089
Lizenz: In Copyright
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70 Zur Genealogie der Moral

251, 8-11 Im Einzelnen vergleiche man, was ich Menschl. Allzumenschl. S. 51
über die doppelte Vorgeschichte von Gut und Böse sage (nämlich aus der Sphäre
der Vornehmen und der der Sklaven)] Gemeint ist MA I 45, ein Aphorismus, der
in der Erstauflage (Nietzsche 1878) auf der drittletzten Zeile von S. 51 beginnt
und bis S. 53 reicht. Es heißt dort u. a.: „Doppelte Vorgeschichte von
Gut und Böse. — Der Begriff gut und böse hat eine doppelte Vorgeschichte:
nämlich einmal in der Seele der herrschenden Stämme und Kasten. Wer die
Macht zu vergelten hat, Gutes mit Gutem, Böses mit Bösem, und auch wirklich
Vergeltung übt, also dankbar und rachsüchtig ist, der wird gut genannt; wer
unmächtig ist und nicht vergelten kann, gilt als schlecht. [...] — Sodann in
der Seele der Unterdrückten, Machtlosen. Hier gilt jeder andere Mensch als
feindlich, rücksichtslos, ausbeutend, grausam, listig, sei er vornehm oder nied-
rig; böse ist das Charakterwort für Mensch, ja für jedes lebende Wesen, welches
man voraussetzt, zum Beispiel für einen Gott; menschlich, göttlich gilt so viel
wie teuflisch, böse" (KSA 2, 67, 4-10 u. 67, 27-68, 1). Zum Ausdruck „Vorge-
schichte" vgl. NK 295, 12 f.
251, llf. insgleichen S. 119 ff. über Werth und Herkunft der asketischen Moral]
Auf S. 119 unten beginnt in der Erstauflage MA I 136; das „ff." in der Zeilenan-
gabe bezieht sich wohl nicht nur auf diesen und den folgenden Aphorismus,
der bis S. 121 unten reicht, sondern auf sämtliche Abschnitte, die das Dritte
Hauptstück beenden, sind sie doch allesamt dem Problem von Askese und Hei-
ligkeit gewidmet: also MA I 136-144, KSA 2, 130-140 (Nietzsche 1878, 119-131).
251, 12-14 insgleichen S. 78. 82. II, 35 über die „Sittlichkeit der Sitte", jene viel
ältere und ursprünglichere Art Moral] Der Begriff der „Sittlichkeit der Sitte"
taucht freilich an diesen Stellen in MA I noch nicht auf; er kommt bei N. erst-
mals in M 9 vor (vgl. NK KSA 3, 21, 19), was in GM II 2 auch ausdrücklich
erwähnt wird, siehe zum Begriff NK 293, 8-10. In 251, 12-14 sind gemeint:
1. Mit Nietzsche 1878, 78 der Aphorismus MA I 96, wo es u. a. heißt: „Mora-
lisch, sittlich, ethisch sein heisst Gehorsam gegen ein altbegründetes Gesetz
oder Herkommen haben. [...] Nicht das ,Egoistische' und das ,Unegoistische'
ist der Grundgegensatz, welcher die Menschen zur Unterscheidung von sittlich
und unsittlich, gut und böse gebracht hat, sondern: Gebundensein an ein Her-
kommen, Gesetz, und Lösung davon" (KSA 2, 92, 26-28 u. 93, 11-15).
2. Mit Nietzsche 1878, 82 der Aphorismus MA I 99 (nicht MA I 100, wie
KSA 14, 377 behauptet), wo statuiert wird: „Der Moralität geht der Zwang vo-
raus, ja sie selber ist noch eine Zeit lang Zwang, dem man sich, zur Vermeidung
der Unlust, fügt. Später wird sie Sitte, noch später freier Gehorsam, endlich
beinahe Instinct: dann ist sie wie alles lang Gewöhnte und Natürliche mit Lust
verknüpft — und heisst nun Tugend" (KSA 2, 96, 28-33).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften