Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0189
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
170 Zur Genealogie der Moral

Den genauen Wortlaut dieser Übersetzung hat sich N. in NL 1884, KSA 11,
26[350], 242 = KGW IX 3, N VII 3, 122 6-14 notiert. Einige Zeit später griff N.
offensichtlich auf dieses Exzerpt zurück und nahm eine höchst bezeichnende
Veränderung vor, ersetzte nämlich „im Guten und Bösen" durch „im Guten
und Schlimmen" (NL 1885, KSA 11, 35[42], 528 = KGW IX 4, W I 3, 90, 2-8).
Das „Böse" wird in GM I 11 ja terminologisch für die reaktiv-sklavenmoralische
Wertungsweise reserviert, so dass es nicht von einem Vertreter der Herren-Mo-
ral wie Perikles im Munde geführt werden darf. Die definitive Fassung in
GM I 11 poliert die Übersetzungsvorlage noch einmal stilistisch auf. Maudema-
rie Clark belegt in Nietzsche 1998, 136 übrigens, dass die Bedeutung der fragli-
chen Thukydides-Passage keineswegs so eindeutig sei wie N.s Text suggeriere.
Zu dessen Thukydides-Präferenz ausführlich NK KSA 6, 156, 15-32.
275, 26 f. Perikles hebt die paBupia der Athener mit Auszeichnung hervor] Das
berichtet Thukydides: Der Peloponnesische Krieg II 39, 4. Korrekt würde das
griechische Wort für „Sorglosigkeit, Leichtsinn, Fahrlässigkeit, unordentliches
Wesen", aber auch „im guten Sinne: Erholung, Erleichterung, Ruhe, Zerstreu-
ung" (Passow 1841-1857, 2/2, 1320), mit Iota subscriptum „paOupia" geschrie-
ben; so hat es N. auch im Druckmanuskript (GSA 71/27,1, fol. 13r) notiert, aber
bereits in der Erstausgabe (Nietzsche 1887a, 22) ist das diakritische Zeichen
verschwunden. N. dürfte sich, wie Brusotti 1992b, 129 f., Fn. 6 mutmaßt, an die
ihm wohlbekannte Thukydides-Stelle erinnert gefühlt haben durch die Lektüre
von Schmidt 1882b, 2, 421: „Auch steht es mit der geforderten Würde des Betra-
gens durchaus nicht im Widerspruche, wenn eine gewisse sorglose Leichtigkeit
des Sinnes geschätzt wird, wie sie der Perikles des Thukydides (2. 39, 4) als
Charakterzug der Athener erwähnt. Dabei braucht er sogar dasjenige Wort, das
sonst tadelnd den Leichtsinn bezeichnet, — paSupia — in jener lobenden Be-
deutung" (vgl. auch Schmidt 1882b, 1, 363 u. dazu 398 f., Endnote 53).
275, 31 f. Alles fasste sich für Die, welche daran litten, in das Bild des „Barba-
ren", des „bösen Feindes", etwa des „Gothen", des „ Vandalen" zusammen.] Vgl.
NK 275, 16-18.
275, 34 auch jetzt wieder] Also angesichts des auch außenpolitisch selbstbe-
wusst gewordenen, 1871 gegründeten Deutschen Reiches unter preußischer
Führung.
276, 2 blonden germanischen Bestie] Im Druckmanuskript stand diese Wen-
dung ursprünglich in von N. dann wieder gestrichenen Anführungszeichen
(GSA 71/27,1, fol. 13r).
276, 3-5 (obwohl zwischen alten Germanen und uns Deutschen kaum eine Be-
griffs-, geschweige eine Blutverwandtschaft besteht)] Johannes Ranke (vgl.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften