Metadaten

Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,2): Kommentar zu Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70912#0477
Lizenz: In Copyright
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
458 Zur Genealogie der Moral

der vendetta wird sogar moralisch. Stolz! als Maßstab." In seinem Brief vom
07. 08. 1885 empfahl N. Heinrich Köselitz die korsische Schauergeschichte um
Marianna Pozzo di Borgo samt (schließlichem Verzicht auf) Vendetta dringlich
als zu vertonenden Opernstoff (KSB 7/KGB III 3, Nr. 619, S. 76 f.). N. hatte sie in
Ferdinand Gregorovius' Corsica gefunden (Gregorovius 1878, 2, 196-198). Köse-
litz nahm den Vorschlag einer korsischen Vendetta-Oper begeistert, wenn auch
erfolglos auf, vgl. Love 1981, llOf.
358, 24 vetitum] Lateinisch: „Etwas Verbotenes". Vgl. NK 357, 14.
358, 29-31 „dass nicht nur das Vorwärtsschreiten, nein! das Schreiten, die Be-
wegung, die Veränderung ihre unzähligen Märtyrer nöthig gehabt hat"] Das ist
ein abgewandeltes Zitat aus Nietzsche 1881/1887b, 19, wo es heißt: „Jeder
kleinste Schritt auf dem Felde des freien Denkens, des persönlich gestalteten
Lebens ist von jeher mit geistigen und körperlichen Martern erstritten worden:
nicht nur das Vorwärts-Schreiten, nein! vor Allem das Schreiten, die Bewe-
gung, die Veränderung hat ihre unzähligen Märtyrer nöthig gehabt" (M 18,
KSA 3, 31, 20-25).
358, 32 f. ich habe ihn in der „Morgenröthe" S. 17ff. an's Licht gestellt] Das ent-
spricht Nietzsche 1881/1887b, 17-20 = M 17-18, KSA 3, 29, 24-32, 16.
358, 33-359, 13 „Nichts ist theurer erkauft, heisst es daselbst S. 19, als das We-
nige von menschlicher Vernunft und vom Gefühle der Freiheit, was jetzt unsern
Stolz ausmacht. Dieser Stolz aber ist es, dessentwegen es uns jetzt fast unmöglich
wird, mit jenen ungeheuren Zeitstrecken der „Sittlichkeit der Sitte" zu empfinden,
welche der „ Weltgeschichte" vorausliegen, als die wirkliche und entscheidende
Hauptgeschichte, welche den Charakter der Menschheit festgestellt hat: wo das
Leiden als Tugend, die Grausamkeit als Tugend, die Verstellung als Tugend, die
Rache als Tugend, die Verleugnung der Vernunft als Tugend, dagegen das Wohl-
befinden als Gefahr, die Wissbegierde als Gefahr, der Friede als Gefahr, das Mit-
leiden als Gefahr, das Bemitleidetwerden als Schimpf, die Arbeit als Schimpf, der
Wahnsinn als Göttlichkeit, die Veränderung als das Unsittliche und Verder-
benschwangere an sich überall in Geltung war!" —] Das Zitat stammt aus Nietz-
sche 1881/1887b, 19 f. = M 18, KSA 3, 31, 33-32, 13, weicht aber im Wortlaut und
in den Sperrungen von der Vorlage ab (Abweichungen mit Unterstreichungen
kenntlich gemacht): „Nichts ist theurer erkauft, als das Wenige von menschli-
cher Vernunft und vom Gefühle der Freiheit, welches jetzt unseren Stolz aus-
macht. Dieser Stolz aber ist es, dessentwegen es uns jetzt fast unmöglich wird,
mit jenen ungeheuren Zeitstrecken der ,Sittlichkeit der Sitte' zu empfinden,
welche der „Weltgeschichte" vorausliegen, als die wirkliche und ent-
scheidende Hauptgeschichte, welche den Charakter der
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften