46 Der Fall Wagner
der verschiednen Auffassung von Carmen. Endlich kommt man in Deutsch-
land dahinter, daß diese Oper (die beste, die es giebt) eine Tragödie enthält!"
Zum Finale im 4. Akt der Oper notiert N. im Klavierauszug: „Wahrhafte Tragö-
dienmusik von hier an." (Daffner o. J., 64) Vgl. auch NK 13, 25 f.
14, 4 f. Falschmünzerei] Vgl. NK KSA 6, 95, 31.
14, 5 Ohne die Lüge des grossen Stils!] Ein affirmatives Verhältnis zum „gro-
ssen Stil" spricht hingegen aus GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 11, KSA 6,
119, 1-8 sowie aus EH Warum ich so gute Bücher schreibe 4, KSA 6, 304 f. Zum
„grossen Stil" in der Musik siehe auch Love 1977, bes. 171-179.
14, 8-10 (Wagner nimmt uns gleichsam als ob -, er sagt Ein Ding so oft,
bis man verzweifelt, — bis man's glaubt).] Wagner erscheint als ein großer Ver-
führer. Entsprechend ziehen sich Bezeichnungen wie „Zauberer" (16, 18),
„kluge Klapperschlange" (16, 22), „indische Circe" (21, 1), „Cagliostro" (23, 7),
„Magnetiseur" (29, 6), „grösster Mime" (30, 5), „Falschmünzerei" (43, 8),
„Klingsor aller Klingsore" (43, 31), und Vorwürfe der „Falschheit" (51, 18) oder
der „Instinkt-Doppelzüngigkeit" (51, 18) durch die gesamte Schrift.
14, 12 Musikant] Vgl. NK 9, 2.
14, 23 f. Der graue Himmel der Abstraktion wie von Blitzen durchzuckt; das
Licht stark genug für alles Filigran der Dinge] Vgl. NK KSA 6, 169, 20-23. Filigran
im handwerklichen Sinne sind „Zieraten, Schmuck- und Kunstsachen aus fei-
nen, auf verschiedene Art gebogenen und zusammengelöteten Gold-, Silber-,
versilberten Kupfer-, Eisendrähten, meist Laubwerk, Arabesken etc. darstel-
lend" (Meyer 1885-1892, 6, 260). Der Herkunft des Begriffs aus dem Gold- und
Silberschmiedehandwerk ist sich N. sehr wohl bewusst (vgl. NL 1876/77, KSA
8, 21[3], 368); im übertragenen Sinn bezeichnet Filigran etwas besonders Fei-
nes, das bei N. eine Nähe zur decadence hat, etwa, wenn „jene Filigran-Kunst
des Greifens und Begreifens überhaupt, jene Finger für nuances" beschworen
wird (EH Warum ich so weise bin 1, KSA 6, 265, 34-266, 1, vgl. NL 1888, KSA
13, 24[1]11, 630, 31 f.: „Filigran-Arbeit des decadent-lnstinkts").
14, 26 f. Ich definirte eben das philosophische Pathos.] Der Ausdruck „philoso-
phisches Pathos" kommt nur noch in EH GT 3 vor, vgl. NK KSA 6, 312, 27 f.,
zur Interpretation auch Djuric 1989.
2
15, 2 Auch dies Werk erlöst; nicht Wagner allein ist ein „Erlöser".] Vgl. NK 41,
17-23 u. 42, 1-2. An Köselitz schreibt N. am 11. 08. 1888: „Das ,Leitmotiv' mei-
der verschiednen Auffassung von Carmen. Endlich kommt man in Deutsch-
land dahinter, daß diese Oper (die beste, die es giebt) eine Tragödie enthält!"
Zum Finale im 4. Akt der Oper notiert N. im Klavierauszug: „Wahrhafte Tragö-
dienmusik von hier an." (Daffner o. J., 64) Vgl. auch NK 13, 25 f.
14, 4 f. Falschmünzerei] Vgl. NK KSA 6, 95, 31.
14, 5 Ohne die Lüge des grossen Stils!] Ein affirmatives Verhältnis zum „gro-
ssen Stil" spricht hingegen aus GD Streifzüge eines Unzeitgemässen 11, KSA 6,
119, 1-8 sowie aus EH Warum ich so gute Bücher schreibe 4, KSA 6, 304 f. Zum
„grossen Stil" in der Musik siehe auch Love 1977, bes. 171-179.
14, 8-10 (Wagner nimmt uns gleichsam als ob -, er sagt Ein Ding so oft,
bis man verzweifelt, — bis man's glaubt).] Wagner erscheint als ein großer Ver-
führer. Entsprechend ziehen sich Bezeichnungen wie „Zauberer" (16, 18),
„kluge Klapperschlange" (16, 22), „indische Circe" (21, 1), „Cagliostro" (23, 7),
„Magnetiseur" (29, 6), „grösster Mime" (30, 5), „Falschmünzerei" (43, 8),
„Klingsor aller Klingsore" (43, 31), und Vorwürfe der „Falschheit" (51, 18) oder
der „Instinkt-Doppelzüngigkeit" (51, 18) durch die gesamte Schrift.
14, 12 Musikant] Vgl. NK 9, 2.
14, 23 f. Der graue Himmel der Abstraktion wie von Blitzen durchzuckt; das
Licht stark genug für alles Filigran der Dinge] Vgl. NK KSA 6, 169, 20-23. Filigran
im handwerklichen Sinne sind „Zieraten, Schmuck- und Kunstsachen aus fei-
nen, auf verschiedene Art gebogenen und zusammengelöteten Gold-, Silber-,
versilberten Kupfer-, Eisendrähten, meist Laubwerk, Arabesken etc. darstel-
lend" (Meyer 1885-1892, 6, 260). Der Herkunft des Begriffs aus dem Gold- und
Silberschmiedehandwerk ist sich N. sehr wohl bewusst (vgl. NL 1876/77, KSA
8, 21[3], 368); im übertragenen Sinn bezeichnet Filigran etwas besonders Fei-
nes, das bei N. eine Nähe zur decadence hat, etwa, wenn „jene Filigran-Kunst
des Greifens und Begreifens überhaupt, jene Finger für nuances" beschworen
wird (EH Warum ich so weise bin 1, KSA 6, 265, 34-266, 1, vgl. NL 1888, KSA
13, 24[1]11, 630, 31 f.: „Filigran-Arbeit des decadent-lnstinkts").
14, 26 f. Ich definirte eben das philosophische Pathos.] Der Ausdruck „philoso-
phisches Pathos" kommt nur noch in EH GT 3 vor, vgl. NK KSA 6, 312, 27 f.,
zur Interpretation auch Djuric 1989.
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15, 2 Auch dies Werk erlöst; nicht Wagner allein ist ein „Erlöser".] Vgl. NK 41,
17-23 u. 42, 1-2. An Köselitz schreibt N. am 11. 08. 1888: „Das ,Leitmotiv' mei-