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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0083
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64 Der Fall Wagner

ren Creatur hinauf zu einer, welche zu schützen und zu ermuthigen verstand,
das heißt zu einer stärkeren, bornirteren: — zuletzt selbst ein Akt jener ewigen
Feigheit des Mannes vor allem ,Ewig-Weiblichen'. — Ob nicht alle großen
Künstler bisher durch anbetende Weiber verdorben worden sind?" (NL 1887/
88, KSA 13, 11[27], 16, 7-21, korrigiert nach KGW IX 7, W II 3, 190, 4-18, hier
nur in der von N. überarbeiteten Version ohne gestrichene Passagen wiederge-
geben; vgl. auch KGW IX 7, W II 3, 191, 2-6). In KSA 14, 403 wird auf einen
„rätselhaften Briefentwurf" N.s hingewiesen, „er findet sich in dem Heft, das
die letzten Aufzeichnungen zu WA enthält; in ihm beantwortet N einen öffentli-
chen Angriff der Wittwe [sic] Wagners, der noch gar nicht hatte stattfinden
können, da der Entwurf um die Mitte September 1888 geschrieben wurde".
Dieser undatierte Briefentwurf, den KGB III 7/3, 1, S. 390 „eher nach dem
22. September" datiert, da WA „erst am 22. September erschien", lautet wie
folgt: „Antwort auf einen durch Artigkeit sich auszeichnenden
Brief der Wittwe Wagner's [sc. ein solcher Brief existiert nicht] / Sie
erweisen mir die Ehre, mich auf Grund meiner Schrift [sc. WA], die die erste
Aufklärung über W(agner) gab, öffentlich anzugreifen — Sie machen selbst den
Versuch, auch über mich aufzuklären. Ich bekenne, warum ich im Nachtheil
bin: ich habe zu viel Recht, zu viel Vernunft, zu viel Sonne auf meiner Seite,
als daß mir ein Kampf unter solchen Umständen erlaubt wäre. Wer kennt
mich? — Frau Cosima am allerletzten. Wer kennt Wagner? Niemand außer mir,
hinzugenommen noch Frau C(osima), welche weiß, daß ich Recht habe... sie
weiß, daß der Gegner (Recht) hat — ich gebe Ihnen auf diese Position hin Alles
zu: Unter solchen Umständen verliert das Weib seine Anmuth, beinahe seine
Vernunft... Man hat damit nicht Unrecht, daß man schweigt: namentlich
wenn man Unrecht hat... Si tacuisses, Cosima mansisses... / Mit dem Ausdruck
einer den Umständen angemessenen Theilnahme / Sie wissen sehr gut, wie
sehr ich den Einfluß kenne den Sie auf W(agner) ausgeübt haben — Sie wissen
noch besser, wie sehr ich diesen Einfluß verachte... Ich habe in dem Augen-
blick Ihnen und Wagner den Rücken gekehrt, als der Schwindel losging...
Wenn die Tochter Liszt in Dingen der deutschen Cultur, oder gar der Religion
mitreden will, so habe ich kein Erbarmen..." (KGB III 5, Nr. 1099a, S. 586 f.)
Angesichts des Fundortes von N.s Briefentwurf und der Briefform, in der WA
gehalten ist, könnte es sich auch um einen fingierten Brief handeln, der als
eine weitere „Nachschrift" oder als ein weiterer „Epilog" dieser Schrift gedacht
war.
18, 10-13 Fast Keiner hat Charakter genug, um nicht verdorben — „erlöst" zu
werden, wenn er sich als Gott behandelt fühlt: — er condescendirt alsbald
zum Weibe. — Der Mann ist feige vor allem Ewig-Weiblichen: das wissen die
Weiblein} Vgl. die in NK 18, 4-9 zitierte Vorarbeit. Statt „das wissen die Weib-
 
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