Stellenkommentar WA 9, KSA 6, S. 34 145
cela, tout ce bibelot, comme l'appela Sainte-Beuve en un jour de /67/ justice,
evidemment seduit, fascine" („Die Geschichte eines Einfachen Herzens erin-
nerte uns an Madame Bovary: Zu Salammbö führt uns Herodias zurück, Gelehr-
tenphantasie über ein unter Malern sehr bekanntes Motiv, Variationen eines
sehr gebildeten Mannes über die Enthauptung Johannes des Täufers. Natürlich
verführt diese semitische Antike und diese orientalische Welt, diese laokanann
und diese Schahabarim, diese Syssitien von Karthago und die Seemänner von
Ezion-Geber [...], dies alles, dieser Krimskrams, wie es Sainte-Beuve an einem
Tag der Gerechtigkeit sagte, offensichtlich und fasziniert"). Am Ende aber sei
all dies nur Dekor für dieselben Charaktere. Flaubert hat zwar seine Madame
Bovary nicht selbst ins Skandinavische übersetzt, jedoch lassen sich die N.
wohlbekannten Werke von Henrik Ibsen und August Strindberg mit ihrer Dar-
stellung sozial-erotischer Ausweglosigkeit als Transpositionen von Flauberts
Titelfigur verstehen.
34, 26 Ideen-Association] ,,[D]ie durch die Gleichzeitigkeit oder unmittelbare
Aufeinanderfolge bewirkte unwillkürliche, aber dauerhafte Verknüpfung der
Vorstellungen untereinander im Bewußtsein. Dieselbe erfolgt jedesmal, sobald
mehrere Vorstellungen zugleich im Bewußtsein gegenwärtig oder sobald beim
Eintreten der folgenden die frühere noch nicht gänzlich verschwunden ist."
(Meyer 1885-1892, 8, 874) Der Begriff der Ideenassoziation, der in N.s Werk
sonst nicht vorkommt, erfreute sich insbesondere im britischen Empirismus
sowie bei John Stuart Mill und Herbert Spencer einiger Beliebtheit. N. kann
ihm etwa bei Caspari 1877, 1, 369 ff., bei Rolph 1884 oder bei Liebmann 1880,
435-470 und 544 begegnet sein. Unter dem Titel der „Gedankenassociation"
widmet Schopenhauer dem Thema ein ganzes Kapitel (Welt als Wille und Vor-
stellung, Bd. 2, Erg. zum 1. Buch, Kap. 14; Schopenhauer 1873-1874, 3, 145-
149).
34, 32-35, 2 Eine Thatsache endlich, die uns fassungslos lässt: Parsifal ist der
Vater Lohengrin's! Wie hat er das gemacht? — Muss man sich hier daran erin-
nern, dass „die Keuschheit Wunder thut"?...] Dass Lohengrin Parsifals Sohn
ist, erfährt man aus Lohengrins eigenem Mund in Lohengrin (3. Aufzug,
3. Szene): „Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: / mein Vater Parzival
trägt seine Krone, / sein Ritter ich — bin Lohengrin genannt." (Wagner 1871-
1873, 2, 145 = Wagner 1907, 2, 110) Das Zitat 35, 1 f. hatte sich N. brieflich am
17. 07. 1888 von Köselitz erbeten: „in einer seiner letzten Schriften hat W(agner)
einmal ausgesprochen, sogar fettgedruckt, wenn ich mich recht erinnere,
daß ,die Keuschheit Wunder thut' Hier hätte ich gern den Wortlaut." (KSB 8,
Nr. 1062, S. 355, Z. 64-67) Köselitz lässt N. daraufhin das einschlägige Heft der
Bayreuther Blätter mit der entsprechend markierten Stelle aus Wagners Aufsatz
cela, tout ce bibelot, comme l'appela Sainte-Beuve en un jour de /67/ justice,
evidemment seduit, fascine" („Die Geschichte eines Einfachen Herzens erin-
nerte uns an Madame Bovary: Zu Salammbö führt uns Herodias zurück, Gelehr-
tenphantasie über ein unter Malern sehr bekanntes Motiv, Variationen eines
sehr gebildeten Mannes über die Enthauptung Johannes des Täufers. Natürlich
verführt diese semitische Antike und diese orientalische Welt, diese laokanann
und diese Schahabarim, diese Syssitien von Karthago und die Seemänner von
Ezion-Geber [...], dies alles, dieser Krimskrams, wie es Sainte-Beuve an einem
Tag der Gerechtigkeit sagte, offensichtlich und fasziniert"). Am Ende aber sei
all dies nur Dekor für dieselben Charaktere. Flaubert hat zwar seine Madame
Bovary nicht selbst ins Skandinavische übersetzt, jedoch lassen sich die N.
wohlbekannten Werke von Henrik Ibsen und August Strindberg mit ihrer Dar-
stellung sozial-erotischer Ausweglosigkeit als Transpositionen von Flauberts
Titelfigur verstehen.
34, 26 Ideen-Association] ,,[D]ie durch die Gleichzeitigkeit oder unmittelbare
Aufeinanderfolge bewirkte unwillkürliche, aber dauerhafte Verknüpfung der
Vorstellungen untereinander im Bewußtsein. Dieselbe erfolgt jedesmal, sobald
mehrere Vorstellungen zugleich im Bewußtsein gegenwärtig oder sobald beim
Eintreten der folgenden die frühere noch nicht gänzlich verschwunden ist."
(Meyer 1885-1892, 8, 874) Der Begriff der Ideenassoziation, der in N.s Werk
sonst nicht vorkommt, erfreute sich insbesondere im britischen Empirismus
sowie bei John Stuart Mill und Herbert Spencer einiger Beliebtheit. N. kann
ihm etwa bei Caspari 1877, 1, 369 ff., bei Rolph 1884 oder bei Liebmann 1880,
435-470 und 544 begegnet sein. Unter dem Titel der „Gedankenassociation"
widmet Schopenhauer dem Thema ein ganzes Kapitel (Welt als Wille und Vor-
stellung, Bd. 2, Erg. zum 1. Buch, Kap. 14; Schopenhauer 1873-1874, 3, 145-
149).
34, 32-35, 2 Eine Thatsache endlich, die uns fassungslos lässt: Parsifal ist der
Vater Lohengrin's! Wie hat er das gemacht? — Muss man sich hier daran erin-
nern, dass „die Keuschheit Wunder thut"?...] Dass Lohengrin Parsifals Sohn
ist, erfährt man aus Lohengrins eigenem Mund in Lohengrin (3. Aufzug,
3. Szene): „Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt: / mein Vater Parzival
trägt seine Krone, / sein Ritter ich — bin Lohengrin genannt." (Wagner 1871-
1873, 2, 145 = Wagner 1907, 2, 110) Das Zitat 35, 1 f. hatte sich N. brieflich am
17. 07. 1888 von Köselitz erbeten: „in einer seiner letzten Schriften hat W(agner)
einmal ausgesprochen, sogar fettgedruckt, wenn ich mich recht erinnere,
daß ,die Keuschheit Wunder thut' Hier hätte ich gern den Wortlaut." (KSB 8,
Nr. 1062, S. 355, Z. 64-67) Köselitz lässt N. daraufhin das einschlägige Heft der
Bayreuther Blätter mit der entsprechend markierten Stelle aus Wagners Aufsatz