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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0302
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Stellenkommentar GD Sokrates, KSA 6, S. 71-72 283

Kultur- und Moralheroen ins Gegenteil. Zum decadence-Verständnis bei Fere
siehe auch Grzelczyk 2005, im Zusammenhang mit der Religionsproblematik
Moore 2000.
71, 18 f. das monstrum in animo war die allgemeine Gefahr.] Vgl. NK 69, 1-3.
71, 21-25 Als jener Physiognomiker dem Sokrates enthüllt hatte, wer er war,
eine Höhle aller schlimmen Begierden, liess der grosse Ironiker noch ein Wort
verlauten, das den Schlüssel zu ihm giebt. „Dies ist wahr, sagte er, aber ich
wurde über alle Herr."] Vgl. NK 69, 4-10.
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72, 13 f. Der Moralismus der griechischen Philosophen von Plato ab ist patholo-
gisch bedingt] Das ist die einzige Stelle in GD, wo explizit ein Ausdruck aus
dem Wortfeld der Pathologie auftaucht, so sehr N. im Spätwerk allenthalben
Pathologisches entlarvt, vgl. zu einer im Vokabular sehr ähnlichen Stelle NK
KSA 6, 237, 12-16. Auch schon Jacob Burckhardt hat in seinen Vorlesungen Über
das Studium der Geschichte, die N. 1870/71 in Basel gehört hatte, Gebrauch
von der Pathologie-Metapher gemacht: „Unser Ausgangspunkt ist der vom
einzigen bleibenden und für uns möglichen Zentrum, vom duldenden, streben-
den und handelnden Menschen, wie er ist und immer war und sein wird; daher
unsere Betrachtung gewissermaßen pathologisch sein wird." (Burckhardt 1929,
7, 3).
72, 15 Vernunft = Tugend = Glück] Vgl. NK 69, 20.
72, 16-18 man muss es dem Sokrates nachmachen und gegen die dunklen
Begehrungen ein Tageslicht in Permanenz herstellen] Die Metaphorik spielt
auf das Höhlengleichnis (Platon: Politeia 514a-517a) und auf das Sonnengleich-
nis (508a-509d) an.
72, 18-20 Man muss klug, klar, hell um jeden Preis sein: jedes Nachgeben an
die Instinkte, an's Unbewusste führt hinab...] Im Anschluss z. B. an Herzen
1887, 266 f. hält N. in NL 1888, KSA 13, 14[111], 288 (KGW IX 8, W II 5, 106)
die bewussten geistigen Prozesse für ein Zeichen der Unvollkommenheit des
Menschen, vgl. AC 14 und NK KSA 6, 181, 1-6. Sokrates scheint das Unbewusste
mittels Dialektik, mittels Bewusstsein austreiben zu wollen. Vgl. auch NL 1888,
KSA 13, 14[129], 310-312 (KGW IX 8, W II 5, 88 f.) und Wahrig-Schmidt 1988,
459 f. „Wozu überhaupt Bewusstsein, wenn es in der Hauptsache überflüs-
sig ist?", fragt sich N. in FW 354, KSA 3, 590, 26 f. im Anschluss an einen
Hinweis auf Leibniz, den er wiederum Liebmann 1880, 212 f. verdankt (nachge-
 
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