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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0410
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Stellenkommentar GD Deutschen, KSA 6, S. 109-110 391

inspirees ni par Rome ni par la France. Je relisais hier le Faust de Goethe, le
premier Faust, dans la belle traduction, aujourd'hui sous presse, de M. Camille
Benoit. C'est un riche magasin d'idees et de sentiments; c'est mieux encore:
c'est un laboratoire oü la substance humaine est mise au creuset. Pourtant,
que de brumes dans cette oeuvre du plus lumineux genie de toute la Germanie!
On y marche ä tätons par des sentiers tortueux, le regard aveugle de /289/
meteores." (France 1888, 288 f. „Alle englische Literatur, wie poetisch oder
tiefgründig sie auch immer sein mag, bietet dieselben Kompliziertheiten und
solch eine Unklarheit. Dasselbe würde ich von den Teilen der deutschen Litera-
tur sagen, die weder von Rom noch von Frankreich beeinflusst worden sind.
Gestern habe ich Goethes Faust wiedergelesen, den ersten Faust, in der guten
Übersetzung, die gerade gedruckt wird, von M. Camille Benoit. Er ist ein rei-
ches Magazin von Ideen und Gefühlen; er ist noch besser: Er ist ein Laborato-
rium, wo man die menschliche Substanz in den Schmelztiegel geworfen hat.
Dennoch ist überall Nebel in diesem Werk des hellsten Genies in ganz Germa-
nien! Man läuft tastend auf einem verwinkelten Pfad, den Blick geblendet
durch /289/ Meteore.").
109, 26 f. dass Denken gelernt sein will, wie Tanzen gelernt sein will, als eine
Art Tanzen...] Die bei N. geläufige Analogisierung von Tanzen und Denken bie-
tet sich nicht nur an wegen der strengen Schulung, die für beides erforderlich
ist, wenn man es darin zur Meisterschaft bringen will, sondern auch, weil der
geübte Meister sowohl des Tanzens wie des Denkens darin fast vollkommene
Gestaltungsfreiheit genießt.
109, 27-29 Wer kennt unter Deutschen jenen feinen Schauder aus Erfahrung
noch, den die leichten Füsse im Geistigen in alle Muskeln überströmen!] Vgl.
NK 90, 8-11, NK KSA 6, 13, 24 f. u. NK 37, 12-19.
110, 1-5 Dass die Deutschen ihre Philosophen auch nur ausgehalten haben, vor
Allen jenen verwachsensten Begriffs-Krüppel, den es je gegeben hat, den gros -
sen Kant, giebt keinen kleinen Begriff von der deutschen Anmuth.] Vgl. GD
Streifzüge eines Unzeitgemässen 16, KSA 6, 121, 29-32 und NK KSA 6, 176, 21-
177, 5, zum sprachästhetischen Hintergrund von 110, 1-5 Görner 2008, 37. N.s
Urteile zu Kant im Spätwerk sind ungemein schroff; sie könnten die Tiefe und
Vielgestaltigkeit von N.s Auseinandersetzung mit Kant verdecken (dazu die Bei-
träge in Himmelmann 2005).
110, 5 Anmuth] Vgl. NK KSA 6, 37, 12-19 u. NK KSA 6, 324, 9.
 
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