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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0499
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480 Götzen-Dämmerung

nur hier sowie in der Vorarbeit NL 1887, KSA 12, 10[ll], 460, 16 (KGW IX 6, W
II 2, 133, 30; dort mit Anführungszeichen) vor. Abgeleitet ist das in diesem
Sinne schon früher geläufige Verb „ochsen" von der Tätigkeit der gleichnami-
gen Tiere. Diese Tiere wiederum dienten Galton 1883, 72-74 zur Illustration
seiner Ausführungen über Herden- und Sklaveninstinkt, die N. direkt z. B. in
NL 1884, KSA 11, 25[99], 34 aufnimmt. Zu Ochsen und „Vor-Ochsen" siehe
Haase 1989, 643-645. Während die Kuh eingehend gewürdigt wird, scheint der
Ochse in Acampora / Acampora 2004 zu fehlen.
130, 1-3 Die Kant's: der Staats-Beamte als Ding an sich zum Richter gesetzt
über den Staats-Beamten als Erscheinung.] Eine beißende Kritik an Kants „Ding
an sich" und seiner Unterscheidung von der Erscheinung hat N. bei Roberty
1887, 336 f. markiert (NPB 501). Selbst hat sich N. schon in MA I 10, KSA 2, 30
u. MA I 16, KSA 2, 36-38 mit Kants Konzept auf dem Hintergrund der zeitgenös-
sischen erkenntnistheoretischen Diskussionen auseinandergesetzt und es als
unstatthafte Metaphysik zurückgewiesen. Ausführlich zum Thema Riccardi
2009 u. 2010.

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130, 11-13 Der Mensch des Abends, mit den „entschlafenen wilden Trieben",
von denen Faust redet] Vgl. Johann Wolfgang von Goethe: Faust I, V. 1178-
1185: „Verlassen hab ich Feld und Auen, / Die eine tiefe Nacht bedeckt, / Mit
ahnungsvollem, heil'gem Grauen / In uns die bess're Seele weckt. / Entschla-
fen sind nun wilde Triebe / Mit jedem ungestümen Thun; / Es reget sich die
Menschenliebe, / Die Liebe Gottes regt sich nun."
130, 14-17 In solchen Zeitaltern hat die Kunst ein Recht auf reine Thor-
heit, — als eine Art Ferien für Geist, Witz und Gemüth. Das verstand Wagner.
Die reine Thorheit stellt wieder her...] Im 2. Aufzug von Wagners Parsifal
erläutert Kundry dem Helden seinen Namen: „,Dich nannt' ich, thör'ger Reiner,
Fal parsi, — / Dich, reinen Thoren, Parsifal!"' (Wagner 1877, 52 = Wagner 1907,
10, 355, zitiert auch bei Nohl o. J., 114, vgl. schon Wolfram von Eschenbach:
Parzival. Lindau 1883, 11 notiert: „,Der reine Thor.' Wagner hat sich die etymo-
logische Spielerei von Görres zu eigen gemacht, hat den Namen seines Helden,
dem er zu dem Behufe einen orthographischen Zwang anthun mußte, als ,Par-
sifal' aus dem Arabischen und Persischen abgeleitet und mit ,reiner Thor' über-
setzt."). Diese reine Torheit ist bei Parsifal Voraussetzung für das Erlösungs-
werk, das er schließlich am Gral vollziehen kann. N. verschiebt den Blick aufs
Rezeptionsästhetische: Es geht nicht um die Heilung von Amfortas und um die
 
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