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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,1): Kommentar zu Nietzsches "Der Fall Wagner", "Götzen-Dämmerung" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.70913#0572
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Stellenkommentar GD Streifzüge, KSA 6, S. 150-151 553

151, 8-11 Er trug dessen stärkste Instinkte in sich: die Gefühlsamkeit, die Natur-
Idolatrie, das Antihistorische, das Idealistische, das Unreale und Revolutionäre
(— letzteres ist nur eine Form des Unrealen).] Vgl. NL 1887, KSA 12, 9[178] u.
[179], 443 f. (KGW IX 6, W II 1, 7, 26-46-8, 14-44). Brandes 1887a, 2, 29
beschreibt die „reine Humanität" als Goethes Ideal, die u. a. mit der „Abwen-
dung vom Historischen" einhergehe.
151, 8 f. Er trug dessen stärkste Instinkte in sich] In Mp XVI 4 lautete der
Passus: „Er hat dessen stärkste Triebe entfesselt und gegeneinander zur Conse-
quenz getrieben: so ist er Herr über dieselben geworden, einen höheren Typus
erreichend, dem der Renaissance-Typus am verwandtesten ist. Aber was er für
seine Person erreichte, das war freilich nicht für Europa erreicht — es ist nicht
unser neunzehntes Jahrhundert. Goethe fand sein ganzes Jahrhundert in sich
vor" (KSA 14, 434).
151, 12 insgleichen Spinoza] Vgl. NL 1887, KSA 12, 9[176], 439 (KGW IX 6, W II
1, 11, 14-18): „Spinoza, von dem Goethe sagte ,ich fühle mich ihm sehr nahe,
obgleich sein Geist viel tiefer und reiner ist als der meinige', — den er gelegent-
lich seinen Heiligen nennt." Das Zitat stammt aus Goethes Brief an Karl Ludwig
von Knebel, 11. 11. 1784. Auch Hehn 1888, 272 sowie Schöll 1882, 78 u. 221
erwähnen Goethes Spinoza-Verehrung.
151, 13 f. vor Allem die praktische Thätigkeit; er umstellte sich mit lauter ge-
schlossenen Horizonten] Vgl. Goethes Brief an Schiller, 19. 12. 1798, den N. zu
Beginn des Vorwortes von UB II zitiert: ,„Uebrigens ist mir Alles verhasst, was
mich bloss belehrt, ohne meine Thätigkeit zu vermehren, oder unmittelbar zu
beleben'" (KSA 1, 245, 2-4). Wie sehr sich Dichtung und politische Tätigkeit in
Goethes Werk gegenseitig bedingt haben, arbeitet Schöll 1882, 98-279 in einem
langen Beitrag zu „Goethe als Staats- und Geschäftsmann" heraus. Zu Goethes
„geistiger Diät" siehe NK KSA 6, 187, 22.
151, 16 f. Was er wollte, das war Totalität] Schöll 1882 zeigt eine besondere
Vorliebe für den Ausdruck „Totalität" in der Charakterisierung Goethes. So
spricht er davon, wie Goethes „Geschäfte in dieser geistvollen Leidenschaft [sc.
zu Charlotte von Stein] die Totalität" gewannen, „die sie an sich nicht hatten.
Sie wurden in der Theilnahme der Vertrauten die Verwirklichung seiner feuri-
gen Bitte: ,Vollende Dein Werk, mache mich ganz gut'" (Schöll 1882, 195; vgl.
ebd., 165: „Totalität der Seele", ähnlich ebd., 125). Siehe auch Hehn 1888, 224:
„Er selbst aber glaubt an die ursprüngliche Einheit des Wesens und der
Erscheinung; wie die Natur ist, so stellt sie sich der ungetrübten Anschauung
dar".
 
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