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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0045
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22 Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum

terrestre, et il a pris le glaive; c'est depuis lors que tout va ainsi, seulement
au glaive ils ont ajoute le mensonge, l'intrigue, l'imposture, le fanatisme, la
superstition, la sceleratesse; ils se sont fait un jeu des sentiments populaires
les plus sacres, les plus droits, les plus nai'fs, les plus ardents; ils ont tout
troque, tout, contre de l'argent, contre une basse domination terrestre. Et ce
n'est pas la doctrine de l'Antechrist? Comment donc n'auraient-ils pas donne
naissance ä l'atheisme? L'atheisme est sorti de la, du catholicisme romain lui-
meme! Ils sont la source premiere de l'atheisme: pouvaient-ils croire ä eux-
memes?" (Dostoievsky o. J., 2, 301. „Zunächst ist es eine antichristliche Reli-
gion!, antwortete in äußerst schroffer Weise der Fürst, der sich in großer Aufre-
gung befand; - soweit der erste Punkt, an zweiter Stelle ist der römische Katho-
lizismus viel schlimmer als der Atheismus selbst, dies ist meine Meinung dazu!
Ja, genau dies ist meine Meinung! Der Atheismus begnügt sich damit, das
Nichts zu predigen, aber der Katholizismus geht weiter: er predigt einen ent-
stellten Christus, einen verleugneten und verschmähten Christus, einen Chris-
tus, der das Gegenteil des wahrhaftigen ist! Er predigt den Antichrist, dies
versichere ich Ihnen, dies schwöre ich Ihnen! Das ist seit langem meine persön-
liche Überzeugung und ich habe darunter auf grausame Weise gelitten... Der
römische Katholizismus lässt verlauten, dass die Kirche auf Erden nicht überle-
ben könne, wenn nicht die gesamte Welt ihrer politischen Macht unterworfen
sein würde, und er ruft aus: Non possumus! Meiner Meinung nach ist der römi-
sche Katholizismus überhaupt keine Religion, sondern ganz einfach die Fort-
setzung des Weströmischen Reiches und alles in ihm, angefangen beim Glau-
ben, ist jener Idee untergeordnet. Der Papst hat sich der Welt bemächtigt, hat
einen irdischen Thron besetzt und hat das Schwert ergriffen; seitdem ist es
nun so, nur sind zum Schwert noch die Lüge, die Intrige, der Betrug, der Fana-
tismus, der Aberglaube und die Ruchlosigkeit hinzugekommen; sie haben sich
einen Spaß aus den heiligsten, ehrlichsten, naivsten und brennendsten Volks-
gefühlen gemacht; sie haben dies alles eingetauscht gegen Geld, gegen eine
niedere irdische Übermacht. Und dies soll nicht die Doktrin des Antichrist
sein? Wie hätte daraus nicht der Atheismus hervorgehen sollen? Der Atheismus
kommt von dort, aus dem römischen Katholizismus selbst! Sie sind die
Urquelle des Atheismus: denn konnten sie an sich selbst glauben?") In der
russischen Geistes- und Religionsgeschichte spielt die Vorstellung vom Anti-
christ lange vor Dostojewskij bereits eine zentrale Rolle. So haben die radikalen
Altgläubigen die kirchlichen und weltlichen Erneuerungsbemühungen von Zar
Peter I. als sprechende Zeichen dafür gedeutet, dass dieser der eschatologische
Antichrist sein müsse (so im klandestinen Auszug aus der Heiligen Schrift über
den Antichrist 1966, 211-228).
 
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