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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0052
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Stellenkommentar AC 1, KSA 6, S. 169 29

1846, 114) In der Übersetzung Friedrich Hölderlins suggeriert ein Optativ die
Möglichkeit, dereinst am Ziele anzulangen: „In Schiffen aber nicht zu Fusse
wandelnd / Möchtest du finden zu der Hyperboreer Kampfspiel / Einen wun-
derbaren Weg" (Hölderlin 1998, 239, vgl. auch Hölderlins Ode Sonnenunter-
gang).
Wenn es nur Perseus, den Halbgöttern und Göttern nach Pindar beschie-
den war, das hyperboreische Land zu betreten, illustriert dies, welch über-
menschliche Anstrengung N. sich und seinen Lesern abzuverlangen gesinnt
ist. N. schöpft bei seinen „Hyperboreern" den Assoziationsspielraum aus, den
ihm die früheste von Pindar erhaltene Ode und die Etymologie des Wortes
boten. Die Pindar-Referenz unterstreicht eine paradoxale Gleichzeitigkeit mit
der ungleichzeitigen griechischen Archaik. Wie N. es mit der Gunst Apollons
hält, der sich laut Pindar an hyperboreischen Gebeten und Gelagen erfreut, ist
schwieriger zu beantworten. Andererseits scheinen die Hyperboreer mit Diony-
sos in keiner antiken Überlieferung gemeinsame Sache gemacht zu haben.
169, 5 f. Jenseits des Nordens, des Eises, des Todes — unser Leben, unser
Glück...] Offenbar haben die Hyperboreer im Laufe einer Entwicklung, die von
der Ziellosigkeit zum Zielbewusstsein führt, diesen eisfernen Glückszustand
erreicht, obwohl sie ,,[l]ieber im Eise leben als unter modernen Tugenden" (169,
15 f.). In EH Vorwort 3 ist „das Eis" zunächst nur „nahe" (KSA 6, 258, 25), dann
aber doch der eigentlich philosophische Lebensraum: „Philosophie, wie ich
sie bisher verstanden und gelebt habe, ist das freiwillige Leben in Eis und
Hochgebirge — das Aufsuchen alles Fremden und Fragwürdigen im Dasein"
(KSA 6, 258, 27-30). Die Ferne oder Nähe des Eises und damit die Applikabilität
der Metapher sind stark kontextabhängig.
169, 7 f. wir fanden den Ausgang aus ganzen Jahrtausenden des Labyrinths] Die
„Vorherbestimmung zum Labyrinth" (AC Vorwort, KSA 6, 167, 16 f.) wird hier
neu akzentuiert: War man als idealtypischer AC-Leser zur Verirrung verurteilt,
so hat man nun Aussicht, den Irrgarten wieder hinter sich zu lassen. Die abwe-
senden Leser im Vorwort unterscheiden sich von den „Hyperboreern" des ers-
ten und der folgenden Paragraphen im Grad der Verwirklichung ihrer einmal
festgelegten Disposition: Im Vorwort werden die Fähigkeiten aufgezählt, die
für das Verständnis erforderlich seien; in AC 1 wird gesagt, wie und gegen wen
diese Fähigkeiten realisiert werden können. Zunächst hätten sie brachgelegen:
„wir wussten lange nicht, wohin mit unserer Tapferkeit" (169, 17 f.). „Wir"
sind die einzigen, welche die Fähigkeiten auch zu gebrauchen verstehen und
den „Ausgang" aus dem Labyrinth finden: „Wer fand ihn sonst?" (169, 8).
169, 9-11 „Ich weiss nicht aus, noch ein; ich bin Alles, was nicht aus noch ein
weiss" — seufzt der moderne Mensch...] Die Formulierung „Ich weiss nicht aus,
 
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