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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0099
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76 Der Antichrist. Fluch auf das Christenthum

Ausdrücke des täglichen Lebens versagten ihm, die täglichen Freunde sogar
vermochte er nicht mehr zu erkennen, sein Körper, den er oft scherzend ,seine
Armseligkeit' genannt hatte, war mumienartig vertrocknet." (Fischer 1889, 1,
85).
177, 32-178, 1 Dies Verhängniss von Spinne] Kant als Spinne webt aus sich,
aus seiner fingierten Autonomie heraus große Systemnetze, in denen sich die
mit „Theologen-Instinkt" Ausgestattenen als ihrem „Verhängniss" verfangen.
Schon Francis Bacon: Novum Organon I 95 assoziiert die metaphysischen Dog-
matiker mit Spinnen (Bacon 1830, 74). Bei Heine 1861b, 167 ist zu lesen: „Es
ist wahr, die metaphysischen Systeme der meisten deutschen Philosophen gli-
chen nur allzusehr bloßem Spinnweb. Aber was schadete Das?" Vgl. NK 185,
3.
178, 3-5 Hat Kant nicht in der französischen Revolution den Übergang aus der
unorganischen Form des Staats in die organische gesehn?] N. nimmt hier
einen Passus aus NL 1886/87, KSA 12, 7[4], 266, 33-267, 2 auf: „Kant bezeichnet
die französische Revolution als den Übergang aus dem mechan(ischen) in
das organische Staatswesen!" N. schöpft seine Kenntnis nicht aus einer
Kant-Originalquelle (vgl. Streit der Fakultäten, 2. Abschnitt u. Kritik der Ur-
theilskraft, 2. Theil, § 65), sondern aus dem Kant-Band von Kuno Fischers
Geschichte der neuern Philosophie: „Zutreffender ist die Analogie des Staates,
der die Individuen nicht blos als Theile zusammenfügt, sondern als Glieder
ordnet, der nicht Staatsmaschine, sondern Staatsorganismus ist, in dem jeder
einzelne Bürger zugleich als Mittel und Zweck des Ganzen gilt. Kant bezeichnet
an dieser Stelle die französische Revolution als den Uebergang aus dem
mechanischen in das organische Staatswesen, als den Versuch einer Staatsor-
ganisation, die in allen Gliedern die Idee des Ganzen im politischen Sinne
verwirklicht." (Fischer 1889, 2, 481).
178, 5-9 Hat er sich nicht gefragt, ob es eine Begebenheit giebt, die gar nicht
anders erklärt werden könne als durch eine moralische Anlage der Menschheit,
so dass mit ihr, Ein-für-alle Mal, die „Tendenz der Menschheit zum Guten"
bewiesen sei? Antwort Kant's: „das ist die Revolution."] Vgl. NL 1886/87,
KSA 12, 7[4], 267, 18-26: „Die Frage, ob die Menschheit eine Tendenz zum
Guten hat, wird durch die Frage vorbereitet, ob es eine Begebenheit giebt,
die gar nicht anders erklärt werden kann als durch jene moralische Anlage der
Menschheit. Dies ist die Revolution. ,Ein solches Phänomen in der Menschen-
geschichte vergißt sich nicht mehr, weil es eine Anlage und ein Vermögen in
der menschlichen Natur zum Besseren aufgedeckt hat, dergleichen kein
Politiker aus dem bisherigen Lauf der Dinge herausgeklügelt hätte.'" Das Zitat
stammt wiederum aus dem Streit der Fakultäten, 2. Abschnitt, § 7, AA VIII, 88:
 
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