386 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
spiel der Galle in den Magen, ist damit bedingt.] Die Galle ist in der vormoder-
nen Medizin traditionell mit Zorn und Rache assoziiert. Ihr übermäßiges Auf-
treten wollte man durch Maßhalten bei der Ernährung eindämmen, vgl. z. B.
Cornaro o. J. [1881], 70 f.
272, 32 Verbrauch von Nervenkraft] Vgl. NK KSA 6, 89, 4-6 und NK KSA 6, 181,
1-6.
273, 3 f. Seine „Religion", die man besser als eine Hygiene bezeichnen dürfte]
Vgl. NK KSA 6, 186, 29-31. N.s Buddha hat allen metaphysischen Aspirationen
entsagt und ist allein leidenstherapeutisch interessiert.
273, 4 f. um sie nicht mit so erbarmungswürdigen Dingen wie das Christenthum
ist, zu vermischen] Diese Vermischungs- und Verwechslungsgefahr zu bannen
versucht N. in AC 20-23, KSA 6, 186-189.
273, 8 f. „Nicht durch Feindschaft kommt Feindschaft zu Ende, durch Freund-
schaft kommt Feindschaft zu Ende"] Ein Zitat aus dem Dhammapada nach
Oldenberg 1881, 299, siehe NK KSA 6, 187, 12 f.
273, 10 f. so redet nicht die Moral, so redet die Physiologie] Der Buddhismus
habe, meint N., „die Selbst-Betrügerei der Moral-Begriffe bereits hinter sich"
(AC 20, KSA 6, 186, 19 f.).
273, 15-21 Wer den Ernst kennt, mit dem meine Philosophie den Kampf mit den
Rach- und Nachgefühlen bis in die Lehre vom „freien Willen" hinein aufgenom-
men hat — der Kampf mit dem Christenthum ist nur ein Einzelfall daraus — wird
verstehn, weshalb ich mein persönliches Verhalten, meine Instinkt-Sicher-
heit in der Praxis hier gerade an's Licht stelle.] Das eigene Leben dient dem-
nach zur Beglaubigung bestimmter philosophischer Positionen. Allerdings
lässt sich nach diesem Schema fast jede Lebenskonkretion als Beglaubigung
eines Kampfes gegen das Ressentiment begreifen.
273, 16-19 meine Philosophie den Kampf mit den Rach- und Nachgefühlen bis
in die Lehre vom „freien Willen" hinein aufgenommen hat — der Kampf mit dem
Christenthum ist nur ein Einzelfall daraus] In GD Die vier grossen Irrthümer 7,
KSA 6, 95 f. figuriert der „freie Wille" als vierter Irrtum: Man habe die Men-
schen als frei gedacht, um sie so richten und schuldig sprechen zu können,
während „wir Immoralisten" (96, 2) Schuld- und Strafvorstellungen zum Ver-
schwinden bringen und damit die christliche „Metaphysik des Henkers" (96,
9 f.) ausräumen wollten.
273, 21-23 In den Zeiten der decadence verbot ich sie mir als schädlich;
sobald das Leben wieder reich und stolz genug dazu war, verbot ich sie mir als
spiel der Galle in den Magen, ist damit bedingt.] Die Galle ist in der vormoder-
nen Medizin traditionell mit Zorn und Rache assoziiert. Ihr übermäßiges Auf-
treten wollte man durch Maßhalten bei der Ernährung eindämmen, vgl. z. B.
Cornaro o. J. [1881], 70 f.
272, 32 Verbrauch von Nervenkraft] Vgl. NK KSA 6, 89, 4-6 und NK KSA 6, 181,
1-6.
273, 3 f. Seine „Religion", die man besser als eine Hygiene bezeichnen dürfte]
Vgl. NK KSA 6, 186, 29-31. N.s Buddha hat allen metaphysischen Aspirationen
entsagt und ist allein leidenstherapeutisch interessiert.
273, 4 f. um sie nicht mit so erbarmungswürdigen Dingen wie das Christenthum
ist, zu vermischen] Diese Vermischungs- und Verwechslungsgefahr zu bannen
versucht N. in AC 20-23, KSA 6, 186-189.
273, 8 f. „Nicht durch Feindschaft kommt Feindschaft zu Ende, durch Freund-
schaft kommt Feindschaft zu Ende"] Ein Zitat aus dem Dhammapada nach
Oldenberg 1881, 299, siehe NK KSA 6, 187, 12 f.
273, 10 f. so redet nicht die Moral, so redet die Physiologie] Der Buddhismus
habe, meint N., „die Selbst-Betrügerei der Moral-Begriffe bereits hinter sich"
(AC 20, KSA 6, 186, 19 f.).
273, 15-21 Wer den Ernst kennt, mit dem meine Philosophie den Kampf mit den
Rach- und Nachgefühlen bis in die Lehre vom „freien Willen" hinein aufgenom-
men hat — der Kampf mit dem Christenthum ist nur ein Einzelfall daraus — wird
verstehn, weshalb ich mein persönliches Verhalten, meine Instinkt-Sicher-
heit in der Praxis hier gerade an's Licht stelle.] Das eigene Leben dient dem-
nach zur Beglaubigung bestimmter philosophischer Positionen. Allerdings
lässt sich nach diesem Schema fast jede Lebenskonkretion als Beglaubigung
eines Kampfes gegen das Ressentiment begreifen.
273, 16-19 meine Philosophie den Kampf mit den Rach- und Nachgefühlen bis
in die Lehre vom „freien Willen" hinein aufgenommen hat — der Kampf mit dem
Christenthum ist nur ein Einzelfall daraus] In GD Die vier grossen Irrthümer 7,
KSA 6, 95 f. figuriert der „freie Wille" als vierter Irrtum: Man habe die Men-
schen als frei gedacht, um sie so richten und schuldig sprechen zu können,
während „wir Immoralisten" (96, 2) Schuld- und Strafvorstellungen zum Ver-
schwinden bringen und damit die christliche „Metaphysik des Henkers" (96,
9 f.) ausräumen wollten.
273, 21-23 In den Zeiten der decadence verbot ich sie mir als schädlich;
sobald das Leben wieder reich und stolz genug dazu war, verbot ich sie mir als