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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0423
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400 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

sen haben, als er zu dieser andernorts bislang nicht nachweisbaren Einsicht
in die venetianische Reaktion auf deutsche Tischsitten gelangte.
280, 2-5 Rechnet man gar noch die geradezu viehischen Nachguss-Bedürfnisse
der alten, durchaus nicht bloss alten Deutschen dazu, so versteht man auch
die Herkunft des deutschen Geistes — aus betrübten Eingeweiden...] Vgl.
NK KSA 6, 57, 22-58, 1.
280, 5 f. Der deutsche Geist ist eine Indigestion, er wird mit Nichts fertig.] So
z. B. nicht mit dem Christentum, vgl. AC 8-10, KSA 6, 174-177 — sehr im Unter-
schied zum Ich, das sich zu Beginn des Abschnitts als jemand präsentiert, der
sich davon nicht anstecken lässt. Indigestion bedeutet Verdauungsstörung (wie
sehr N. selber darunter litt, stellt Volz 1990, 119-150 erschöpfend dar). 280, 5 f.
verbindet den Begriff der Verdauungsstörung mit der Unfähigkeit zum aktiven
Vergessen, damit der Unfähigkeit zur Gegenwart (vgl. NK 267, 24 f.). Sich selbst
verordnet N. demgegenüber Abschottung und Einsamkeit, um so das Verdauen
der Eindrücke sicherzustellen, siehe EH Warum ich so weise bin 8, KSA 6, 276,
6-10. Explizit gemacht wird der metaphorische Zusammenhang von Verdau-
ungsstörung und Nicht-Vergessen-Können in GM II 1: „Die Thüren und Fenster
des Bewusstseins zeitweilig schliessen; von dem Lärm und Kampf, mit dem
unsre Unterwelt von dienstbaren Organen für und gegen einander arbeitet,
unbehelligt bleiben; ein wenig Stille, ein wenig tabula rasa des Bewusstseins,
damit wieder Platz wird für Neues, vor allem für die vornehmeren Funktionen
und Funktionäre, für Regieren, Voraussehn, Vorausbestimmen (denn unser
Organismus ist oligarchisch eingerichtet) — das ist der Nutzen der, wie gesagt,
aktiven Vergesslichkeit, einer Thürwärterin gleichsam, einer Aufrechterhalterin
der seelischen Ordnung, der Ruhe, der Etiquette: womit sofort abzusehn ist,
inwiefern es kein Glück, keine Heiterkeit, keine Hoffnung, keinen Stolz, keine
Gegenwart geben könnte ohne Vergesslichkeit. Der Mensch, in dem dieser
Hemmungsapparat beschädigt wird und aussetzt, ist einem Dyspeptiker zu ver-
gleichen (und nicht nur zu vergleichen — ) er wird mit Nichts ,fertig'..." (KSA 5,
291, 19-291, 7).
280, 7 die englische Diät] Der Ausdruck „englische Diät" für die in England
vorherrschende Art, Speisen zuzubereiten und zu sich zu nehmen, ist im
19. Jahrhundert noch nicht sehr gebräuchlich. Aber etwa Wagner benutzt ihn
in seinem Brief an Ernst Benedikt Kietz aus London, 27. 04. 1855: „Jetzt nehme
ich Pillen zur Gegenwirkung, gegen die englische Diät." (R. Wagner 1988, 7,
118) Was N. unter „englischer Diät" versteht, kann man beispielsweise bei Wiel
1875, 27 nachlesen: „Beefsteaks ä l'anglaise sind die beste Fleischspeise für
Magenkranke (Rohes Fleisch wird [...] dreimal schneller verdaut als gargekoch-
tes). [...] Anstatt Beefsteaks ä l'anglaise essen Manche auch geradezu rohes
 
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