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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0443
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420 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

haben sich nur ein Band mit Heines Neuen Gedichten (1844) sowie aus einer
Werkausgabe Letzte Gedichte und Gedanken (1869) erhalten. Die eigentliche
Inspirationsquelle für das späte und so uneingeschränkte Lob Heines dürfte
nach jüngsten Forschungen von Vivetta Vivarelli aber die Heine-Darstellung
gewesen sein, die N. in Theophile Gautiers Portraits et souvenirs litteraires
(1881) sowie als Einleitung zu mehreren französischen Heine-Ausgaben hatte
finden können. In diesem Text wird nicht nur eine Verbindung von Gott und
Satyr hergestellt — bezeichnenderweise ist dort nicht Dionysos, sondern Apol-
lon gemeint —, sondern auch Heines „Geist" (esprit) und seine — diesmal ans
Teuflische grenzende — Bosheit gerühmt; wie in NL 1888, KSA 13, 18[3], 532
assoziiert Gautier Heines Ausgelassenheit mit Aristophanes (Gautier 1881, 113)
und wie selbstverständlich gilt Heine als „le plus grand lyrique de l'Alle-
magne" (ebd., 121), als „größter Lyriker Deutschlands". Gautier gibt eine ein-
dringliche Schilderung des kranken Heine, beschreibt aber auch dessen klas-
sisch-griechisches Erscheinungsbild mit leichtem hebräischem Einschlag in
jüngeren Jahren — „on eüt dit un Apollon germanique" (ebd., 108 — „man
hätte gesagt: ein germanischer Apollon"): „jamais persone ne fut plus cruel
pour la sottise: au sourire divin /110/ du Musagete succedait le ricanement du
Satyre" (ebd., 109 f. — „nie war jemand grausamer gegenüber der Dummheit:
auf das göttliche Lächeln des [Apollon] Musagetes [= Führer der Musen] folgte
das Grinsen des Satyrs"). Vgl. Vivarelli (im Druck).
Unmittelbarer Anlass von N.s Heine-Verteidigung in EH bei bis dahin sehr
ambivalenten Urteilen scheinen Franz Sandvoß' Ausfälle gegen Heine im
Kunstwart gewesen zu sein (dokumentiert in KGB III 7/3, 2, S. 675 und bei
Müller-Buck 1986), auf die Köselitz N. in seinem Brief vom 17. 02. 1888, KGB III
6, Nr. 519, S. 158 aufmerksam machte. N. wiederum verteidigte Heine gegen die
Deutschtümelei in einem entwurfsweise erhaltenen Brief an den Kunstwart-
Herausgeber Ferdinand Avenarius (um den 20. 07. 1888, KSB 8, Nr. 1065,
S. 359).
286, 24-26 Mit Byrons Manfred muss ich tief verwandt sein: ich fand alle
diese Abgründe in mir, — mit dreizehn Jahren war ich für dies Werk reif.] George
Gordon Noel Lord Byron (1788-1824), von dem N. mehrere Ausgaben besaß
(NPB 165 f.), kommt in N.s Briefen freilich erst 1861 vor. 1862 wünschte er sich
eine englische Werkausgabe mit der Begründung: „Bekanntlich werde ich mit
dem neuen Jahre anfangen, Englisch zu treiben und dazu wird mir mein engli-
scher Lieblingsdichter der größte Sporn sein." (N. an Franziska und Elisabeth
N., Dezember 1862, KSB 1, Nr. 339, S. 228, Z. 7-9) 1861 schrieb er einen Schul-
aufsatz „Ueber die dramatischen Dichtungen Byrons" (KGW I 2, 12[4], 344-
350). Byrons dramatisches Gedicht Manfred stammt von 1817. Lesespuren N.s
gibt es auch im umfangreichen Byron-Kapitel bei Taine 1880, 3, 83-156 sowie
 
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