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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0453
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430 Ecce homo. Wie man wird, was man ist

Anti-Wagner-Schriften von 1888 erscheint in mancher Hinsicht als Polemik
gegen Wagner als Repräsentanten einer verdorbenen deutschen Kultur.
289, 25-27 Von dem Augenblick an, wo es einen Klavierauszug des Tristan
gab — mein Compliment, Herr von Bülow! —, war ich Wagnerianer.] N. lernte
spätestens während der Osterferien 1861, die er in Naumburg verbrachte, durch
seinen Freund Gustav Krug (1844-1902) den ersten Akt von Wagners Tristan
und Isolde im Klavierauszug (1859) kennen (CBT 77). In Krugs Brief an N. von
Ende November 1860 ist von Wagners neuartiger Kompositionsweise bereits
die Rede: „Zu Weihnachten, wenn mein Papa sich den Klavierauszug von Tris-
tan und Isolde hat kommen lassen, will ich es Dir zeigen." (KGB I 1, Nr. 33,
S. 345) In N.s Bibliothek hat sich — freilich erst 1875 erworben — Tristan und
Isolde. Vollständiger Klavierauszug von Hans von Bülow (Leipzig o. J.) erhalten
(NPB 712).
289, 27 f. Die älteren Werke Wagner's sah ich unter mir — noch zu gemein,
zu „deutsch"...] Gemeint sind wohl v. a. Der Fliegende Holländer (1840-1841),
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg (1842-1845) sowie Lohengrin
(1845-1848).
289, 30 f. von einer gleich schauerlichen und süssen Unendlichkeit] Wagner
hatte in Zukunftsmusik (1860) zur Charakterisierung seines eigenen Kompositi-
onsstils von der „unendlichen Melodie" gesprochen: „In Wahrheit ist die Größe
des Dichters am meisten danach zu ermessen, was er verschweigt, um uns das
Unaussprechliche selbst schweigend uns sagen zu lassen; der Musiker ist es
nun, der dieses Verschwiegene zum hellen Ertönen bringt, und die untrügliche
Form seines laut erklingenden Schweigens ist die unendliche Melodie."
(Wagner 1871-1873, 7, 172 = Wagner 1907, 7, 130). Vgl. zur Unendlichkeit aber
auch NK 290, 7-10.
289, 32-290, 1 Alle Fremdheiten Lionardo da Vinci's entzaubern sich beim ers-
ten Tone des Tristan.] Bourget 1889a, 1, 357 vergleicht in seinem von N. wohl
zur Abfassungszeit von EH gelesenen Hamlet-Essay die Rätselhaftigkeit der
Mona Lisa mit Shakespeares Stück: „J'ai nomme Hamlet, cette creation de
Shakespeare, si pareille ä la Joconde du Vinci par le prestige de l'universelle
popularite joint a un caractere d'enigme insoluble" („Ich habe Hamlet
genannt, diese Schöpfung Shakespeares, so ähnlich der Mona Lisa da Vincis
durch das Prestige der universellen Bekanntheit, verbunden mit dem Charakter
eines unlösbaren Rätsels"). Zu N.s Leonardo-Deutungen siehe Seybold 2011,
67-69.
290, 1-3 Dies Werk ist durchaus das non plus ultra Wagner's; er erholte sich
von ihm mit den Meistersingern und dem Ring.] Tristan und Isolde entstand
 
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