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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0550
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Stellenkommentar EH M, KSA 6, S. 329-331 527

überschrieben „Wir Luft-Schifffahrer des Geistes!" und endet: „Wird
man vielleicht uns einstmals nachsagen, dass auch wir, nach Westen
steuernd, ein Indien zu erreichen hofften, — dass aber unser Loos
war, an der Unendlichkeit zu scheitern? Oder, meine Brüder? Oder? —" (M 575,
KSA 3, 331, 27-31).
Die Oktober-Fassung des Textes enthält zu 330, 15-17 folgende Variante:
„Die Moral wird nicht angegriffen, sie wird bloß nicht mehr gehört... Jenseits
von Gut und Böse! — Die Morgenröthe, die gaya scienza (1882), mein
Zarathustra (1883) vor Allem sind lauter ja sagende Thaten, — der
Immoralist kommt in jedem Satz zu Wort. Die Verneinung darin ist aber bloß
ein Schluß, sie folgt, sie geht nicht voran." (KSA 14, 494).
2
331, 7 f. Weltverleumdern] Vgl. NK 371, 6.
331, 13 Wille zum Ende] Vgl. NK KSA 6, 12, 3.
331, 18-22 Wenn innerhalb des Organismus das geringste Organ in noch so
kleinem Maasse nachlässt, seine Selbsterhaltung, seinen Kraftersatz, seinen
„Egoismus" mit vollkommner Sicherheit durchzusetzen, so entartet das Ganze.]
N.s Ausführungen erinnern hier an Überlegungen in Wilhelm Roux' Der Kampf
der Theile im Organismus, damit an ein Werk, das für N.s Konzeption einer
Pluralität von Willen-zur-Macht-Quanten von zentraler Bedeutung war (vgl.
Müller-Lauter 1978). Roux statuierte unter dem Titel „Der Kampf der
Organe": „Auch im Kampfe der Organe sind es wieder heterogene Theile,
welche mit einander um den Raum und vielleicht auch um die Nahrung zu
streiten haben. Die nächste Folge wird daher auch hier wieder die sein, dass
blos solche Verhältnisse bestehen können, in welchen diese chemisch und
physiologisch ganz ungleichwerthigen Theile sich morphologisch das Gleichge-
wicht zu halten vermögen: denn wenn einer in seiner Wachsthumskraft so
stark wäre, dass er die anderen verdrängte, so würde das Ganze zu Grunde
gehen. Wenn der Kampf der Organe somit das Gute hat, dass er Unhaltbares
aus der Reihe des Lebenden rasch entfernt, so muss auch daran gedacht wer-
den, dass er zugleich im Stande sein kann, manche vielleicht das stärkste für
den Organismus leistenden Verbindungen zu unterdrücken, wenn sie morpho-
logisch kräftiger sind als die der anderen Organe." (Roux 1881, 103) Der Kampf
der Organe untereinander diene dem „Bedürfniss des Organismus" (ebd., 104).
Roux spricht sodann von „Function" bei einer „Leistung" beispielsweise eines
Organs, „welche dem Ganzen nützt, welche also zu dessen Dauerfähigkeit
 
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