528 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
beiträgt und aus diesem Grunde sich erhalten hat" (ebd., 219). Lebensprozesse
sind nach Roux selbstregulierende Prozesse — eine Idee, die N. schon 1881
dankbar aufgriff (vgl. z. B. NL 1881, KSA 9, 11[13O], 488; 11[182], 509; ll[200],
522): „Die Selbstregulation ist die Vorbedingung, ist das Wesen /228/ der
Selbsterhaltung. Mit den Grenzen der Selbstregulation hat auch die Selbster-
haltung ihre Grenzen." (Roux 1881, 227 f.) N. adaptierte solche biologischen
Erörtertungen und passte sie 1888 in ein dekadenzkritisches (damit auch ästhe-
tisches) Diskursumfeld ein, wobei er besonders betonte, dass die einzelnen
Teile quasi blind auf die Verwirklichung ihrer jeweiligen Partikularinteressen
geeicht sein müssten, um so dem „Ganzen" zu dienen. Nominell gab es bei
Roux noch keinen „Egoismus" der Organe.
331, 31-33 wenn man aus der Bleichsucht ein Ideal, aus der Verachtung des
Leibes „das Heil der Seele" construirt] Vgl. NK KSA 6, 135, 22-26 u. 253, 2-4.
332, 2-4 Mit der „Morgenröthe" nahm ich zuerst den Kampf gegen die Ent-
selbstungs-Moral auf.] Vgl. 372, 27-32.
Die fröhliche Wissenschaft.
333, 2 („la gaya scienza")] Den Untertitel fügte N. 1887 der zweiten Auflage
von FW hinzu (vgl. dagegen das Titelblatt der ersten Auflage in KGW V/2, 21),
um die Herkunft des Haupttitels aus der provengalischen Dichtung zu verdeut-
lichen. Vgl. NK 333, 26-334, 3.
333, 6-18 Ein Vers, welcher die Dankbarkeit für den wunderbarsten Monat
Januar ausdrückt, den ich erlebt habe — das ganze Buch ist sein Geschenk —
verräth zur Genüge, aus welcher Tiefe heraus hier die „Wissenschaft" fröhlich
geworden ist: / Der du mit dem Flammenspeere / Meiner Seele Eis zertheilt, /
Dass sie brausend nun zum Meere / Ihrer höchsten Hoffnung eilt: / Heller stets
und stets gesunder, / Frei im liebevollsten Muss — / Also preist sie deine Wun-
der, / Schönster Januarius!] Das Gedicht wurde als Motto dem vierten Buch
(„Sanctus Januarius") der Fröhlichen Wissenschaft vorangestellt und war dort
datiert „Genua im Januar 1882" (KSA 3, 521).
Erstens bezieht sich N.s Ansprache an den Sanctus Januarius auf den als
wundersam empfundenen Monat gleichen Namens. N. fragte Overbeck brief-
lich am 29. 01. 1882: „Habt Ihr auch einen solchen ,Frühling' wie wir? Die
wahren ,Wunder des heiligen Januarius!'" (KSB 6, Nr. 192, S. 163, Z. 51-53) Zwei-
tens steckt hinter diesem Monatsnamen wiederum der doppelköpfige, altrömi-
sche Gott Janus. Das vierte, „Sanctus Januarius" übertitelte Buch der Fröhli-
beiträgt und aus diesem Grunde sich erhalten hat" (ebd., 219). Lebensprozesse
sind nach Roux selbstregulierende Prozesse — eine Idee, die N. schon 1881
dankbar aufgriff (vgl. z. B. NL 1881, KSA 9, 11[13O], 488; 11[182], 509; ll[200],
522): „Die Selbstregulation ist die Vorbedingung, ist das Wesen /228/ der
Selbsterhaltung. Mit den Grenzen der Selbstregulation hat auch die Selbster-
haltung ihre Grenzen." (Roux 1881, 227 f.) N. adaptierte solche biologischen
Erörtertungen und passte sie 1888 in ein dekadenzkritisches (damit auch ästhe-
tisches) Diskursumfeld ein, wobei er besonders betonte, dass die einzelnen
Teile quasi blind auf die Verwirklichung ihrer jeweiligen Partikularinteressen
geeicht sein müssten, um so dem „Ganzen" zu dienen. Nominell gab es bei
Roux noch keinen „Egoismus" der Organe.
331, 31-33 wenn man aus der Bleichsucht ein Ideal, aus der Verachtung des
Leibes „das Heil der Seele" construirt] Vgl. NK KSA 6, 135, 22-26 u. 253, 2-4.
332, 2-4 Mit der „Morgenröthe" nahm ich zuerst den Kampf gegen die Ent-
selbstungs-Moral auf.] Vgl. 372, 27-32.
Die fröhliche Wissenschaft.
333, 2 („la gaya scienza")] Den Untertitel fügte N. 1887 der zweiten Auflage
von FW hinzu (vgl. dagegen das Titelblatt der ersten Auflage in KGW V/2, 21),
um die Herkunft des Haupttitels aus der provengalischen Dichtung zu verdeut-
lichen. Vgl. NK 333, 26-334, 3.
333, 6-18 Ein Vers, welcher die Dankbarkeit für den wunderbarsten Monat
Januar ausdrückt, den ich erlebt habe — das ganze Buch ist sein Geschenk —
verräth zur Genüge, aus welcher Tiefe heraus hier die „Wissenschaft" fröhlich
geworden ist: / Der du mit dem Flammenspeere / Meiner Seele Eis zertheilt, /
Dass sie brausend nun zum Meere / Ihrer höchsten Hoffnung eilt: / Heller stets
und stets gesunder, / Frei im liebevollsten Muss — / Also preist sie deine Wun-
der, / Schönster Januarius!] Das Gedicht wurde als Motto dem vierten Buch
(„Sanctus Januarius") der Fröhlichen Wissenschaft vorangestellt und war dort
datiert „Genua im Januar 1882" (KSA 3, 521).
Erstens bezieht sich N.s Ansprache an den Sanctus Januarius auf den als
wundersam empfundenen Monat gleichen Namens. N. fragte Overbeck brief-
lich am 29. 01. 1882: „Habt Ihr auch einen solchen ,Frühling' wie wir? Die
wahren ,Wunder des heiligen Januarius!'" (KSB 6, Nr. 192, S. 163, Z. 51-53) Zwei-
tens steckt hinter diesem Monatsnamen wiederum der doppelköpfige, altrömi-
sche Gott Janus. Das vierte, „Sanctus Januarius" übertitelte Buch der Fröhli-