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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0790
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Stellenkommentar NW Apostel, KSA 6, S. 429 767

wortloser sein könnte, ist durchaus ein Problem, das schon mittelalterliche
Philosophen wie Abälard beschäftigt hat, wie man August Neanders Buch Der
heilige Bernhard und seine Zeit entnehmen kann: „Wenn gesagt wurde, daß es
der Wunder nur zur Gründung des Glaubens besonders bedurft hätte, so ant-
wortet er: Da doch der Glaube ohne Worte ein todter sei, und wer den Willen
des Herrn kenne und nicht thue, desto mehr schuldig sei, so schienen die
Wunder in dieser Zeit besonders nothwendig, nicht minder um die Werke, als
um den Glauben hervorzurufen." (Neander 1865, 185) N.s Freund Overbeck hat
Neanders Bernhard-Buch eifrig ausgebeutet (siehe z. B. Sommer 1997, 133); N.
selbst hatte in Bonn beim Kirchenhistoriker Wilhelm Ludwig Krafft studiert,
der ein Schüler Neanders war.

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Die Vorlage dieses Abschnitts ist die zweite Hälfte von GM III 2, KSA 5, 340,
24-341, 20. In der ersten Hälfte wurde gefragt, weshalb Wagner sein Projekt,
die Hochzeit Luthers musikalisch umzusetzen, nicht verwirklicht, sondern
stattdessen die Meistersinger von Nürnberg komponiert hatte. „Aber keinem
Zweifel unterliegt es, dass es sich auch bei dieser ,Hochzeit Luther's' um ein
Lob der Keuschheit gehandelt haben würde. Allerdings auch um ein Lob der
Sinnlichkeit: — und gerade so schiene es mir in Ordnung, gerade so wäre es
auch ,Wagnerisch' gewesen." (GM III 2, KSA 5, 340, 20-24).
429, 17-19 Zwischen Sinnlichkeit und Keuschheit giebt es keinen nothwendigen
Gegensatz; jede gute Ehe, jede eigentliche Herzensliebschaft ist über diesen
Gegensatz hinaus.] GM III 2, KSA 5, 340, 24-341, 2: „Denn zwischen Keuschheit
und Sinnlichkeit giebt es keinen nothwendigen Gegensatz; jede gute Ehe, jede
eigentliche Herzensliebschaft ist über diesen Gegensatz hinaus. Wagner hätte,
wie mir scheint, wohlgethan, diese angenehme Thatsächlichkeit seinen
Deutschen mit Hülfe einer holden und tapferen Luther-Komödie wieder einmal
zu Gemüthe zu führen, denn es giebt und gab unter den Deutschen immer
viele Verleumder der Sinnlichkeit; und Luther's Verdienst ist vielleicht in
Nichts grösser als gerade darin, den Muth zu seiner Sinnlichkeit gehabt zu
haben (— man hiess sie damals, zart genug, die ,evangelische Freiheit'...)".
Dieses Lob Luthers im Blick auf dessen Mut zur Sinnlichkeit entfällt 1888, als
N. sich in AC 61 zu einem durch und durch negativen Lutherbild
durchgerungen hat, vgl. NK KSA 6, 251, 16-26.
429, 19-21 Aber in jenem Falle, wo es wirklich diesen Gegensatz giebt, braucht
es zum Glück noch lange kein tragischer Gegensatz zu sein.] GM III 2, KSA 5,
 
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